Green Finance Check: Sechs grüne Banken im Vergleich
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind längst im Finanzsektor angekommen: Banken stehen vermehrt vor der Aufgabe, ihre Geschäfte ökologischer, nachhaltiger und sozialer auszurichten. Wie gut das bisher gelingt, hat sich die Umweltorganisation Global 2000 anlässlich der Weltsparwoche angeschaut. Die NGO veröffentlichte in der vergangenen Woche einen Banken-Check, bei dem sie elf Banken in Österreich genauer unter die Lupe nahm. Folgend von uns zusammengefasst: der Green Finance Check.
Nur wenige Banken in Österreich „grün“
Geht es um Grüne Banken in Österreich, ist das Angebot für Kund:innen noch begrenzt. Von den elf untersuchten Banken schnitt nur das Umweltcenter Raiffeisenbank Gunskirchen verhältnismäßig gut ab. Die Bank ist auf regionale Umweltprojekte ausgerichtet und schließt zudem die Finanzierung von Projekten aus, die für die Umwelt problematisch sind. Außerdem bietet das Umweltcenter ein Grünes Girokonto in verschiedenen Modellen an, z.B. das Umwelt-Zukunftskonto für 6,87 Euro monatlich oder ein kostenloses Umwelt-Studentenkonto für junge Menschen bis 24 Jahre.
Ein solches gibt es bereits als „GoGreen-Konto“ bei der Bank Austria, wir berichteten. Kund:innen zahlen für ein Konto hier 2,98 Euro pro Monat (bzw. 8,94 Euro pro Quartal). Zudem fallen für bestimmte Transaktionen 3,21 Euro an, etwa für Bargeldabhebungen oder Kontoauszüge in der Filiale. Bargeldabhebungen an einem Geldautomaten andernorts sind in den 2,98 Euro jedoch inkludiert. Legen Menschen Geld in einem solchen Girokonto an, vergibt die Bank damit ausschließlich nachhaltige Kredite, etwa für Erneuerbare Energieprojekte oder nachhaltige Bauvorhaben. Diese Einschränkungen gelten aber nur für das Konto und betreffen somit nicht das Kerngeschäft des kompletten Unternehmens.
Andere österreichischen Banken wie etwa die BKS, Erste Group, Hypo Noe oder Raiffeisen Bank International würden sich laut Global 2000 zwar mit Nachhaltigkeitsberichten sowie Strategien zum Klimaschutz bekennen. Jedoch mangle es an konkreten Maßnahmen der Banken, ihr Kerngeschäft nachhaltiger zu gestalten. Es fehlen etwa konkrete Pläne für den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas. Teilweise sei über die Wertschöpfungsketten in den Finanzinstituten nur wenig bekannt und damit auch über die Probleme, die dabei für Mensch und Umwelt auftreten. Dadurch sind die Finanzströme für Bankkund:innen bisher nur wenig transparent.
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Nachhaltige Banken in Deutschland
Auch wenn das Angebot Grüner Banken in Österreich derzeit noch mäßig ausfällt, gibt es für Bankkund:innen mit Blick auf den DACH-Raum dennoch Möglichkeiten, ihr Geld umweltfreundlich anzulegen. Ihnen stehen einige Banken zur Auswahl, die sich auf nachhaltige und ökologische Investitionen spezialisiert haben. Ein Überblick.
Triodos Bank
Im Jahr 1980 auf Initiative der niederländischen Triodos-Stiftung gegründet, ist die europäische Nachhaltigkeitsbank mit Hauptsitz in Zeist (NL) mittlerweile in sechs EU-Ländern aktiv. Über 20 Milliarden Euro Gesamtvermögen verwaltet die Bank nach eigenen Angaben und das für mehr als 720.000 Kunden. Mit dem Geld ihrer Kund:innen finanziert die Bank Initiativen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Kultur & Bildung. Darunter fallen etwa die Förderung von Erneuerbaren Energien oder Projekte im Pflege- oder Schulsektor. Die Kreditvergabe erfolgt bei Triodos ausschließlich zweckgebunden und unter Berücksichtigung von Kriterien. Nicht finanziert werden laut Triodos Vorhaben, die „den Profit vor den Menschen oder unseren Planeten stellt“, dazu listet die Bank etwa Unternehmen aus der Waffen- und Tabakindustrie auf oder Firmen, die umweltgefährdende Stoffe herstelle und in Umlauf bringen. Ein Girokonto kostet bei Triodos derzeit 5,50 Euro monatlich, ein Geschäftskonto liegt bei 8,50 Euro. Kund:innen können laut Triodos weltweit gebührenfrei Bargeld abheben.
UmweltBank
Die deutsche UmweltBank mit Sitz in Nürnberg ist eine Anlage- und Finanzierungsbank, daher bietet sie kein Girokonto zur Abwicklung des täglichen Zahlungsverkehrs an. Stattdessen können die Kund:innen ihre Geld hier nachhaltig anlegen und damit Umweltprojekte finanzieren. Dabei verspricht die Umweltbank laut eigenen Angaben eine Umwelt-Garantie: Jeder Euro, den Kund:innen bei der UmweltBank anlegen, fließe ausschließlich in nachhaltige Zukunftsprojekte, etwa im Bereich Erneuerbare Energie oder ökologisches Bauen. Andere Wirtschaftszweige und Praktiken schließt die UmweltBank aus, dazu gehöre „jegliche Form von Verhalten, das zu Verschlechterung der Lebensqualität von Menschen und Tieren beiträgt und/oder dem Erhalt der Natur schadet. Dazu gehöre etwa die Stromerzeugung aus Kohle, Öl und Gas aber auch Atomenergie und Gentechnik. Auch das Geschäft mit Waffen, Suchtmitteln, Zwangs- oder Kindearbeit wird von der UmweltBank nicht unterstützt. Die Einhaltung der Vorgaben wird laut Angaben der Bank vom Umweltrat, einem unabhängigen Kontrollorgan überwacht.
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EthikBank
Die EthikBank wurde im Jahr 2002 als Zweigniederlassung der Volksbank Eisenberg eG im gleichnamigen Ort in Thüringen gegründet. Sie versteht sich als „ethisch-ökologische Direktbank“ und finanziert mit ihren Krediten ausschließlich ökologische und soziale Projekte. Dazu gehören etwa Energiesparhäuser, Erneuerbare Energien, E-Mobilität, aber auch kulturelle Projekte. Umweltschädliche Projekte, etwa im Bereich der Kohleförderung, Atomkraft oder Rüstungsindustrie, werden von der Bank nicht finanziert. Unternehmen, die Geld von der Bank bekommen, müssen sich „aktiv für eine nachhaltige Wirtschaftsweise engagieren“. Für ein Girokonto bei der EthikBank zahlen Neukund:innen ab 24 Jahren im ersten Jahr zwei Euro monatlich, danach kostet es 8,50 Euro monatlich. An rund 19.000 Geldautomaten der deutschen Genossenschaftsbanken können Kund:innen kostenfrei Bargeld vom Online-Girokonto abheben.
GLS Bank
Die genossenschaftliche GLS Bank bezeichnet sich selbst als „größte nachhaltige Bank Deutschlands“. Zur ihr zählen laut Angaben der Bank mittlerweile 280.000 Kund:innen und fast 84.000 Mitglieder. Mit dem Geld, das Kund:innen anlegen, unterstützt die Bank soziale und ökologische Investitionen. Unter anderen investiert sie in Erneuerbare Energien, in Gesundheit & Soziales aber auch in Bildung & Kultur. Die Finanzierung von Projekten im Bereich der Atom- und Kohleenergie, Waffenindustrie oder Gentechnik schließt die Bank aus. Für das Girokonto zahlen alle Kund:innen ab 28 Jahren eine monatliche Gebühr von 3,80 Euro. Zudem ist jährlich ein GLS-Beitrag in Höhe von 60 Euro zu entrichten. Die Bargeldabhebung ist kostenlos.
Tomorrow: Nachhaltige Neobank erhält Investment von 14 Millionen Euro
Tomorrow
Im Jahr 2018 von Inas Nureldin, Jakob Berndt und Michael Schweikart gegründet und damit noch recht jung, betreut Tomorrow heute laut eigenen Angaben mehr als 90.000 Kund:innen. Der Banking-Anbieter richtet sich vor allem an eine jüngere Zielgruppe, bisher ist der Banking-Dienst nur über eine Smartphone-App zu nutzen. Mit dem angelegten Geld finanziert Tomorrow den Angaben zufolge nur nachhaltige Branchen und Projekte. Bisher hat der Finanzdienstleister bereits über 40 Mio. Euro in nachhaltige Projekte investiert. Laut Tomorrow fließt „kein Cent in Rüstung, Kohlekraft und Co.“
Das Fintech, das genau genommen keine Bank ist, steht jedoch auch in der Kritik. Tomorrow besitzt eine Lizenz bei der Solarisbank, bei der auch das Geld der Kund:innen liegt. Die Solarisbank wiederum ist aber keine ausgewiesene grüne Bank und veröffentlicht auf ihrer Internetseite keine Informationen bezüglich Nachhaltigkeit im Finanzgeschäft. Auch wenn Tomorrow auf ihrer Website auflistet, welche Projekte mit welchem Konto unterstützt wurden, bleiben die Vorgänge im Hintergrund dadurch oft unklar.
Neukund:innen haben bei Tomorrow drei Konten zur Auswahl: Das mobile Basis-Konto Now kostet drei Euro monatlich, zudem werden zwei Euro pro Bargeld-Abhebung berechnet, zudem steht das Alltagskonto „Change“ für sieben Euro zur Auswahl, bei welchem im Monat fünf Bargeldabholungen in der monatlichen Fixsumme inkludiert sind. Das Premiumkonto „Zero“ verspricht die CO2-Kompensation eines durchschnittlichen Menschen in Deutschland und schlägt mit 15 Euro im Monat zur Buche. Dafür sind Bargeldabholungen im Monat unliniiert inkludiert.