Fintechmatters 2017

FinTech-Startups: Wer wird das Amazon für Finanzprodukte?

Im K47 fand gestern die Fintechmatters2017 statt. © epiphanic.innovation
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Das erste Quartal 2017 hatte es im FinTech-Bereich in sich. In den USA ging das zweithöchste Investment in der Geschichte in dieser Branche über die Bühne: SoFi und deren CEO Mike Cagney, strichen mit der Idee Finanzmanagement für Normalverbraucher anzubieten, eine halbe Milliarde Dollar ein. In Europa explodierten die Investments ebenfalls. Laut CB Insight-Quartalsbericht wurden zwischen Jänner und März über 700 Millionen Euro in 71 Deals im Fintech-Bereich gesteckt. Hält der Trend an, kann 2017 über 50 Prozent mehr an frischem Geld in die Branche fließen, als im bisherigen Rekordjahr 2016.

Fintechmatters2017

Kein Wunder, dass auch in Wien die FinTech-Veranstaltungen nur so aus dem Boden schießen. Neben den Hotspots London, Frankfurt und Berlin nimmt die Bundeshauptstadt ihre traditionelle Rolle als Tor zum Osten wahr und fokussiert wie gestern bei „Fintechmatters 2017“ über den Dächern Wiens im K47 auch die regionalen Märkte in Zentral- und Osteuropa. Neben den Entwicklungen der Regionen und der Schwierigkeit skalierbare Modelle im – vor allem sprachlich – segmentierten osteuropäischen Markt aufzubauen, standen die Chancen und Hürden bei Kooperationen zwischen Startups und Banken im Mittelpunkt. Weiters brandaktuell ist die Weiterentwicklung der Kryptowährungen und die Einführung der Blockchain-Technologie in den Finance-Sektor.

Aeternity

Blockchains, vor allem Bitcoin, haben einen neuen Weg ermöglicht, Transaktionen im Internet sicher zu vermitteln. Nach der Markteinführung der Bitcoins hat es in den vergangenen Jahren viele Weiterentwicklungen gegeben. Ethereum demonstrierte in der Folge, dass die turingmächtige – also universelle – Programmierbarkeit der smart contracts durch die Absicherung durch die Blockchain-Technologie möglich ist. Truthcoin entwickelte Tools um Oracles in die Chain einzubauen, GroupGnosis und Augur sorgten für verbesserte Effizienz in den predictional makrets und schufen konkrete use cases. aeternity aus Liechtenstein konzentriert die eigene Blockchain-Software auf Highspeed-Transaktionen von smart contracts, die in der digitalen Rechteverwaltung Copyright-Lizenzen oder im Finanzbereich Transaktionen abbilden können.

Bitpanda

Das Wiener Startup Bitpanda rund um CEO Eric Demuth ist mit 200.000 Usern die größte Bitcoin- und Ethereumplattform Europas. Jeden Tag kommen 1.000 neue Kunden dazu. Via Neteller, Skrill, Sofortüberweisung, Giropay, Sepa und Amazon können die User die Krypto-Währungen direkt an- und verkaufen. Der Kern der Plattform ist eine Bitcoin-Wallett mit der die Umwandlung der Kryptowährungen in Guthaben auf Amazon möglich ist. Ziel des Unternehmens ist, den Handel mit Kryptowährungen so einfach zu gestalten wie jenen auf eCommerce-Plattformen. Das Team ist auf 20 Mitarbeiter angewachsen und setzte Transaktionen über 15 Millionen Euro um.

FinTech Group AG

Die etablierte deutsche FinTech Group bietet Software as a Service für Banken und FinTechs an. Ihr Zugang ist eine Verifizierung der Kundendaten über das Smartphone zu gewährleisten. Durch das Koppeln von Technologie und Banking wird die gesamte Wertschöpfungskette als White-Label-Banking Service und Business Process Outsourcing Service zur Verfügung gestellt. Wichtigster Outcome bislang ist die Online-Broker Software flatex, die rund 170.000 Privatkunden erreicht. Die FinTech Group ist vor allem im B2B-Bereich tätig und Technologie-Partner zahlreicher namhafter europäischer Banken.

Handcheque

Auf handcheque lassen sich viele verschiedene Karteninformationen auf einem einzigen Device speichern und via Touchscreen bedienen. Trending Topics berichtete. Handcheque finanzierte sich bislang durch öffentliche Förderungen und ging kürzlich eine Kooperation mit Mastercard ein, um den Endkunden besser zu erreichen.

„Wer wird das Amazon für Finanzprodukte?“

In den folgenden Panels diskutierten unter anderen Bert Schuiling von wirecard, Stefan Kalteis (Fintech Austria) und Michael Jünemann (bird & bird) über die Zukunft der Branche. Wie entwickeln sich die Banken? Sind sie selbst Innovationstreiber oder verlieren sie durch Fintechs ihre Legitimation? „Banken müssen die digitale Kultur zu ihrem Kerngebiet machen, ansonsten wird es sehr schwierig“, sagt Bert Schuiling. Unternehmen wie N26 mit weit über 200 Mitarbeitern seien schneller in der Adaption und der Entwicklung passender Produkte. „Die Frage ist, ob ein etabliertes Institut zum Amazon in der Banken-Welt wird oder ein Startup.“

Aktuell leiden Fintechs durch die zahllosen Regulierungen der Regierungen und die Sensibilität der Institute. „Cloud-Services werden gerade in Europa weder für Transaktionen noch zur Datenspeicherung genutzt, dabei würde das massiven Vorteil für alle Seiten bringen. Doch es herrscht eine paranoide Stimmung, wenn dort Veränderungen angedacht werden“, sagte Michael Jünemann. Banken können selektieren und sich aussuchen, mit welchen Fintechs sie zusammenarbeiten und mit welchen nicht. Der Markt stehe vor einer großen Konsolidierung.   

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