Flo Health: Männergegründetes Unicorn äußert sich zur Femtech-Finanzierungsdebatte
“Flo Health“ aus dem Vereinigten Königreich hat sich auf die Entwicklung von Gesundheits- und Wellness-Apps für Frauen spezialisiert. Eines der bekanntesten Produkte ist der Flo-Periodenkalender. Kürzlich hat das von den beiden Brüdern Dmitry Gurski und Yuri Gurski mitgegründete Startup sogar als erste Female Health-App den Unicorn-Status erreicht – doch daraufhin löste sich eine virale Debatte rund um männerdominierte Femtech-Bereiche in der Startup-Welt. Jetzt äußerte sich das Unternehmen: Investoren werden aufgefordert, das „enorme Potenzial“ in Femtech zu erkennen.
So wurde Flo zum Unicorn
Im Juli 2024 wurde öffentlich bekannt, dass das Unternehmen in einer Series-C Finanzierungsrunde mehr als 200 Millionen US-Dollar eingesammelt hat. Und zwar vom amerikanischen Private-Equity-Unternehmen “General Atlantic”. Damit stieg die Bewertung von Flo Health auf über 1 Milliarde Dollar. Weltweit sollen nach Angaben des Unicorn mehr als 250 Millionen Frauen Flo als Eisprung- und Menstruationskalender nutzen, ihre nächste Periode berechnen oder eine Schwangerschaft planen. Flo gibt zudem an, global die Nummer 1 unter den Eisprung- und Regelkalendern zu sein. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 56 Prozent weibliche Mitarbeiterinnen, einschließlich der medizinischen Leiterin Dr. Anna Klepchukova.
Anna-Sophie Hartvigsen löste Debatte aus
Es dauerte nicht lange, bis nach der Verkündung des neu erlangten Unicorn-Status eine virale Femtech-Finanzierungsdebatte zum Thema männliche Beteiligung losgetreten wurde. So schrieb Anna-Sophie Hartvigsen, Mitgründerin von “Female Invest” in einem LinkedIn Post: FloHealth ist „von Männern gegründet, von Männern geführt und von Männern finanziert“ und zeigt „alles, was mit dem Ökosystem nicht stimmt“. Die Gründerin, Autorin und Keynote-Speakerin fährt fort: “Frauen werden bei jedem Schritt des Prozesses diskriminiert. Das ist keine Meinung, sondern eine Tatsache.” Sie verweist auf zahlreiche Studien – zum Beispiel von Yale und Harvard Business Review, die dies belegen. „Es ist nahezu unmöglich, als weibliche Gründerin Geld aufzutreiben, denn nur zwei Prozent der Finanzierungen gehen an Frauen“, so Hartvigsen.
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Das sagen weitere Gründerinnen dazu
In Österreich äußerte sich Nina Wöss von “Fonds F” folgendermaßen zur Debatte: „Der Finanzierungserfolg von [Flo Health] ist zwar bemerkenswert, hat aber aufgrund des ausschließlich männlichen Gründerteams eine heftige Diskussion ausgelöst, die tiefere systemische Probleme innerhalb des Risikokapital- und Startup-Ökosystems ans Licht bringt.”
Laut digitalhealth ist die Wachstumsgeschichte von Flo Health für Dr. Rachael Grimaldi, CEO von CardMedic, ein Grund zum Feiern. Denn nun fließe mehr Geld in Frauengesundheit. Der Bereich sei in der Vergangenheit unterfinanziert gewesen, aber: „Als weibliche Mitbegründerin und Geschäftsführerin eines Skalierungsunternehmens bin ich Zeugin der Ungerechtigkeit im System und kenne die Beweise, die zeigen, dass es für Frauen schwieriger ist, Finanzmittel zu erhalten als für ihre männlichen Kollegen.” Rachel Murphy, Gründerin der Unternehmensberatung “The Grafter” und Beraterin im Health-Tech-Bereich geht sogar soweit, dass sie die 2-prozentige Risikokapital-Finanzierungsrate für von Frauen gegründete Startups als kriminell bezeichnet. „In einigen Bereichen haben Unternehmen, die sich im Besitz von Frauen befinden, eine doppelt so hohe durchschnittliche Kapitalrendite erzielt wie Unternehmen, die sich im Besitz von Männern befinden.“ Die fehlenden finanziellen Mittel für female Startups führen laut ihr zu mehr Bootstrapping, was wiederum einen Domino-Effekt nach sich zieht und Frauen generell am erfolgreichen Aufbau ihres Unternehmens zweifeln lassen.
Auch “männliches Geld“ steigert Vielfalt
Deepali Nangia ist Partnerin bei Speedinvest in London. Sie sieht die Lage etwas anders. Für sie hat Flo Health ein starkes Zeichen gesetzt, dass Frauengesundheit in Europa profitabel ist und Investoren anzieht. Dies sei wichtig, um mehr Kapital in diesen Bereich zu lenken. Laut Nangia spielen männliche Unterstützer eine wichtige Rolle, um mehr Startups in der Frauengesundheit zu finanzieren und die Vielfalt im VC-Bereich zu erhöhen.
Flo Health hebt „enormes Potenzial“ in Femtech hervor
Und was sagt Flo Health dazu? Das Unicorn rief Investoren dazu auf, das „enorme Potenzial“ im Femtech-Bereich zu erkennen. „Wir sind der festen Überzeugung, dass die Gesundheit von Frauen schon viel zu lange übersehen, unterbewertet und unterfinanziert wurde”, so eine Unternehmenssprecherin. Durch das jüngste Investment hofft das Unternehmen, das immense Potential aufgezeigt zu haben. Die Sprecherin fügte hinzu, dass in den USA 2023 weniger als 25 Prozent aller Deals an von Frauen gegründete Unternehmen gingen. “Bis heute erhalten Femtech-Unternehmen nur 3 Prozent” der Finanzmittel für digitale Gesundheit.
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