Hinter dem Hype: Wohin und mit wem Flugtaxis wirklich fliegen werden
Manche sagen Flugtaxis dazu, andere Passagier-Drohnen, wieder andere eVTOLs, und wer es mit Augenzwinkern tun will, der bezeichnet sie als elektrische Hubschrauber. Jedenfalls: So genannte „electric Vertical Takeoff and Landing“-Vehikel sollen in den nächsten Jahren die Lüfte vor allem über und um urbane Gebiete erobern und ihren Fluggästen eine schnelle und bequeme Alternative zur Fahrt mit dem Auto oder den Öffis bieten.
Dass Flugtaxis für die breite Masse gedacht sind, darf man ob folgender Zahlen bezweifeln. Bis zu 100.000 Passagiere werden weltweit bis 2025 jährlich mit eVTOLs transportiert werden, bis 2050 soll es es global drei Millionen Flugtaxis geben. Das ist ein winziger Bruchteil des Verkehrsaufkommens und nur eine kleine Ergänzung zu Auto, Bus, Bahn oder Metro. Wofür und für wen sind Flugtaxis also nun wirklich gedacht?
1. Preise
Als Uber mit seinem UberAir-Projekt für eVTOLs vorpreschte, wurden Preise für Flüge in Aussicht gestellt, die nicht mehr als eine durchschnittliche Uber-Fahrt kosten. Es ist aber davon auszugehen, dass Flugtaxis deutlich mehr als eine Taxifahrt kosten werden.
„Flugtaxis sind Verkehrsmittel für die Oberschicht und obere Mittelschicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Preis eine regelmäßige Benutzung für die breite Bevölkerungsschicht zulässt“, sagte etwa WU-Professor Sebastian Kummer, Spezialist für Transportwirtschaft, gegenüber futurezone.at.
Das deutsche Startup Lilium etwa stellte in Aussicht, dass ein Flug aus der City zum Münchner Flughafen zwischen 60 bis 70 Euro kosten könnte. Für den regelmäßigen Gebrauch sind eVTOLs also erstmal nichts – außer, man hat ein entsprechendes Gehalt bzw. ein Spesenkonto, das das erlaubt.
Um eine Orientierung für Preise zu bekommen: Bei Uber Copter, einem Hubschrauber-Service, kostet ein 8-Minuten-Flug von Lower Manhattan zum JFK-Flughafen zwischen 200 und 225 Dollar.
2. Strecken
In Singapur, Dubai, aber auch in Linz gibt es bereits Pläne für erste Flugstrecken, auf denen Menschen in eVTOLs fliegen können. Dabei handelt es sich zumeist um erste Testbetriebe und nicht um echten, kommerziellen Betrieb. Meistens ist die Rede davon, das Stadtzentrum mit dem Flughafen zu verbinden. Das kommt vor allem Business-Reisenden entgegen, die schnell zum Airport wollen. Denn viel Gepäck für eine weite Reise wird man in den Flugtaxis nicht mitnehmen können.
eVTOLs erreichen in der aktuellen Bauweise keine großen Reichweiten und liegen meist weit unter jenen, die etwa Elektroautos haben. Volocopter schafft 27 km, Ehang 50 km, Lilium immerhin 300 Kilometer.
3. Landeplätze
eVTOLs werden nicht überall landen können (z.B. einfach mal am nächsten Hausdach), sondern dezidierte Landezonen brauchen, wo sie Start- und Landeerlaubnis bekommen und wo ihre Batterien wieder aufgeladen werden. Das deutsche Startup Volocopter hat dafür bereits Pläne vorgelegt, wie solche Mini-Flughäfen – inklusive Boarding-Abläufe und Sicherheits-Checks – aussehen können (Trending Topics berichtete). In Singapur soll der erste dieser Flughäfen noch in der zweiten Jahreshälfte 2019 fertig gestellt werden und etwa so aussehen:
4. Sicherheits-Checks
Einfach per App buchen und abheben? Wohl kaum. Für die Nutzung von eVTOLs wird es aller Voraussicht nach eigene Start- und Landestationen geben. Da vor allem Flughäfen angeflogen werden, wird es an diesen EVTOL-Flughäfen aller Voraussicht nach Sicherheits-Checks geben. Das sieht etwas das Voloport-Konzept vor, das dieses Jahr noch in Singapur starten soll.
Wie berichtet testet Volocopter derzeit, wie entsprechende Passagierprozesse inklusive Vorflugkontrollen und Boardingabläufen sowie Sicherheitskontrollen (es wird ja auch Gepäck mitgenommen) aussehen müssen, damit das Projekt grünes Licht von den Behörden bekommt.
5. Energieverbrauch
Eine Studie der Universität Michigan, hat sich mal näher angesehen, wie viel Energie Flugtaxis wirklich verbrauchen. Und kam zu folgendem Schluss: Elektrische Flugtaxis verbrauchen auf Strecken mit weniger als 35 Kilometern mehr Energie als Autos mit Verbrennungsmotoren. Erst ab Strecken von 100 Kilometern von guter Auslastung (3 Passagiere) werden sie wirklich effizienter und können Autos mit Verbrenner bzw. Elektromotor beim Energieverbrauch unterbieten.
Immer wichtig ist die Frage, woher der Strom kommt, mit dem die Batterien der eVTOLs aufgeladen werden. Kohlestrom etwa würde die CO2-Bilanz eines Flugtaxis klar in die Höhe treiben.
6. Lärmbelastung
Je nach Bauart sind die Rotoren und Antriebssysteme von eVTOLs manchmal leiser, manchmal lauter. Fix ist: Still sind sie nicht. Einige wenige Flugdrohnen werden in Städten wohl im Straßenlärm untergehen, zu einer signifikanten Lärmquelle werden sie aber dann, wenn sie in Zukunft in großer Zahl eingesetzt werden sollten. Wissenschaftler der NASA haben in einer Studie zur Psychoakustik von Drohnen-Einsätzen gezeigt, dass die Geräusche von Drohnen im Vergleich zu anderen Vehikeln wie Pkws oder Lkws als deutlich unangenehmer empfunden werden. An den Straßenlärm sind Menschen gewöhnt, doch an Rotoren-Geräusche von oben nicht. Hersteller von eVTOLs beteuern immer, dass ihre Fluggeräte leiser als Hubschrauber sind.
7. Die Player
- Volocopter, ein deutsches Startup aus Bruchsal
- Lilium Aviation, ein deutsches Startup aus Wessling
- Joby Aviation, ein US-Startup aus Santa Cruz
- Uber, in Kooperation mit der Boeing-Tochter Aurora Flight Sciences
- Ehang aus China, in Österreich in Kooperation mit dem Luftfahrtzulieferer FACC
- Airbus, der europäische Flugzeughersteller
- Boeing, der US-Flugzeughersteller
Volocopter | Lilium | Boeing | Airbus | Ehang | UberAir | |
Modell | Volocopter 2X | Lilium Jet | Passenger Air Vehicle | A³ Vahana | Ehang 216 | Uber Elevate |
Reichweite | 27 km | 300 km | 80 km | 60 km | 50 km | 100 km |
Pax | 2 | 5 | 2 | 2 | 2 | 5 |
max. Speed | 100 km/h | 300 km/h | 180 km/h | 230 km/h | 160 km/h | 320 km/h |
Herkunft | D | D | USA | EU | China | USA |
Investoren/Partner | u.a. Intel, Daimler | u.a. Atomico, Tencnet | FACC | Embraer, Aurora (Boeing) |