Fonds Zukunft Österreich: Die Auswirkungen einer möglichen Budgetkürzung ab 2026
Obwohl laut Wirtschaftsminister Martin Kocher alle österreichischen Parteien das Potenzial des Innovationslandes Österreich erkennen, könne der Fortbestand des 140 Millionen Euro schweren “Fonds Zukunft Österreich“ aktuell noch nicht bestätigt werden. Der Grund: Budgetäre Herausforderungen. Die Regierungsverhandlungen laufen und haben laut Kocher noch Zeit, den Fortbestand des Fonds über 2025 hinaus zu sichern.
Worum geht es?
2025 wird der FZÖ vorerst zum letzten Mal mit 140 Millionen Euro für (Forschungs-)Schwerpunkte zur Verfügung stehen, wie Trending Topics berichtete. In einer gemeinsamen Pressekonferenz sprachen Bildungsminister Martin Polaschek, Wirtschaftsminister Martin Kocher, der Präsident des Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF Christof Gattringer und aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister über ihre Pläne mit den Geldern für 2025. Diskutiert wurde auch darüber, was passiert, wenn das Volumen des Fonds ab 2026 gekürzt werden sollte.
140 Millionen Euro: Verteilung auf drei Säulen
Im kommenden Jahr sollen die Gelder des Zukunftsfonds vor allem in drei große Bereiche fließen. Die erste Säule bilden dabei Schlüsseltechnologien, insbesondere die Quantenforschung, künstliche Intelligenz, Materialforschung und Life Sciences, so Polaschek. Die Themen seien international höchst relevant, aber auch heimische Stärkefelder. Konkret sollen 60 Millionen Euro in diese Zukunftsbereiche fließen, um “die österreichische Exzellenz und Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Parkett weiter voranzutreiben“.
Die zweite Säule soll sich auf die Stärkung der europäischen Beteiligungen und die Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft auswirken. Der Bereich wurde mit 55 Millionen Euro dotiert. Der Fokus liege darauf, Forschung aus dem Labor hinaus in die praktische Anwendung zu bringen, also Spin-offs zu schaffen. Gleichzeitig soll sich Österreich an europäischen Leuchtturminitiativen beteiligen.
Bleibt noch die dritte Säule: 25 Millionen sind für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und wissenschaftlicher Talente angedacht. Polaschek sprach den “War of Talents” an, der sich durch die aktuellen geopolitischen Entwicklungen, beeinflusst durch die USA und China, verschärfe.
Mit dem Geld möchte die Bundesregierung 2025 außerdem “gezielt exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs fördern.“. Einerseits, um die österreichische Wettbewerbsfähigkeit aufrechtzuerhalten, andererseits, um hervorragende Fachkräfte auszubilden. Dabei gehe es insbesondere um strukturierte Doktorats- und Studienprogramme. Kocher ergänzte, dass hier auch gezielt junge Menschen und Chancengerechtigkeit im Fokus stünden, zum Beispiel durch die eingerichteten Laura-Bassi-Programme an Hochschulen.
“Gezielte inhaltliche und strategische Ausrichtung”
Mit der 5-Millionen-Euro-Untergrenze wird eine Mindestgröße für Projekte und Vorhaben eingeführt, um größere und potenziell wirkungsvollere Initiativen zu ermöglichen, so Polaschek. In den vergangenen Jahren habe es teils eine „Kleinteiligkeit der Schwerpunktsetzung“ gegeben. Jetzt stehe “eine gezielte inhaltliche und strategische Ausrichtung” an der Tagesordnung.
“Diese drei Säulen sind vielversprechende Handlungsräume, auf die wir im kommenden Jahr ganz klug setzen, um Österreich im globalen Wettbewerb weiter zu stärken und unseren Forschungs-, Wirtschafts- und Technologiestandort erfolgreich in die Zukunft zu führen”, so Polaschek abschließend.
“In einem nächsten Schritt geht es nun darum, die Mittel in den jeweiligen Ausschreibungen der Förderagenturen gut zu verteilen“, so Wirtschaftsminister Kocher.
Planungssicherheit für etablierte Programme
FWF-Präsident Gattringer berichtete, der Österreichische Wissenschaftsfonds FWF ist bereits mit den Vorbereitungen für die Ausschreibungen beschäftigt. Mit einem Volumen von 40 bis 45 Millionen Euro sei die Forschungsstiftung einer der Großkunden des FZÖ.
“Dieses Instrument ist sehr wichtig und eine Weiterführung des FZÖ notwendig. Es erlaubt es, flexibel auf neue Herausforderungen einzugehen und neue Formate zu entwickeln,” so Gattringer. Gemeinsam mit der Akademie der Wissenschaften habe der FWF aus den Mitteln des Fonds das hochinnovative Programm “Early Career Seed Money” gestartet, wo vor allem Fachwissenschaftler:innen in der Frühphase ihrer Karriere unterstützt wurden. Für etablierte Programme wie diese brauche es Planungssicherheit. “Wir hoffen sehr, dass eine zukünftige Regierung auch diesen Fonds ohne große Lücke weiterführen wird.”
Vor vier Jahren, vor der Einführung des FZÖ, hätte es beim FWF an finanziellen Mitteln gefehlt, sodass “zentrale Förderschienen für fast ein Jahr lang nicht bedient werden konnten.”
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aws: Der Fokus liegt 2025 auf Spin-offs
Als Wirtschaftsförderungsbank der Republik ist die aws mit der Aufgabe betraut, Innovationen aus der Forschung in den Markt zu überführen. Laut aws-Geschäftsführer Bernhard Sagmeister ist der FZÖ dafür eine wesentliche Finanzierungsquelle.
Die Mittel sollen in der Vergangenheit unter anderem genutzt worden sein, um mit dem “aws First Inkubator“ eine Art Labor für die Entwicklung neuer Programme zu schaffen. Über 500 Personen hätten in den letzten Jahren daran teilgenommen – mit rund 150 Projekten. Etwa ein Drittel der Teilnehmenden gründete laut dem aws-Geschäftsführer direkt im Anschluss, während andere ihre Ideen in verwandten Bereichen umsetzten oder weiterentwickelten.
Ein Ziel der aws für 2025 ist die verstärkte Finanzierung von Spinoffs, um diese langfristig in der Innovationsszene zu etablieren. “Wir möchten die Universitäten so begleiten, dass sie von Anfang an Strukturen schaffen, die auch für private Risikokapitalgeber attraktiv sind“, so Sagmeister. Die aws startete zuletzt eine akademische Spinoff-Initiative, in der sieben Universitäten und eine Fachhochschule unterstützt werden. Aktuell läuft die zweite Phase, in der rund 7,5 Millionen Euro an Risikokapital für akademische Startups bereitgestellt werden.
Falls sich das 140 Mio Budget verkleinert
Sollte die zukünftige Regierung das Volumen des Fonds Zukunft Österreich ab 2026 verkleinern, würde das “wehtun”, so Gattringer vom FWF.
“Wir können keine Sonderforschungsbereiche wie Quantentechnologie und künstliche Intelligenz auslaufen lassen, da verlieren wir Kompetenzen. Aber auch in die Doktoratsprogramme möchte ich nicht hineinschneiden. Wenn wir nicht mehr die Mittel haben, um hochqualifizierte Doktorand:innen auszubilden, täte das genauso weh. Es wäre töricht, bei den Investitionen in unsere Zukunft zu sparen”, so Gattringer.
Laut Sagmeister war es bereits bisher so, dass es stets mehr Einreichungen als Budget gab. “Es ist ein Wettbewerb der besten Ideen. Bei Einsparungen könnten teilweise sehr gute Projekte nicht (mehr) berücksichtigt werden. Das hat sicherlich lang- oder mittelfristig eine Auswirkung auf den Innovationsstandort.”
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