Holmes, Bankman-Fried, SVB...

Forbes strikes again: Das Händchen des Magazins für Betrüger:innen und Fails

Vom Milliardär zum Angeklagten: Sam Bankman-Fried von FTX, früheres Cover-Gesicht von Forbes. © Sequoia Capital
Vom Milliardär zum Angeklagten: Sam Bankman-Fried von FTX, früheres Cover-Gesicht von Forbes. © Sequoia Capital
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Wer von Forbes in die „30 unter 30“ gewählt wird, hat etwas Nennenswertes erreicht. In 20 Kategorien werden in den USA der Regel je 30 Gewinner:innen ausgezeichnet, für Asien und Europa gibt es je zehn Kategorien. Seit es die Liste gibt, wird sie auch kritisiert – für fehlende Diversität, zu wenig Transparenz und die mitunter schlechte Kandidatenauswahl. Der letzte Punkt sorgte nach dem Cover-Auftritt von Sam Bankman-Fried abermals für zumindest Schmunzeln in der Branche: Nicht nur er, einige Cover- und Listen-Stars vergangener Ausgaben sitzen mittlerweile im Gefängnis oder sind zumindest auf einem guten Weg dahin. Ein (nicht ganz ernstgemeintes) Best-of der „Forbes Criminals“.

Von Forbes ins Gefängnis

Ein skurriler Zufall oder doch ein böses Omen? Charlie Javice ist Gründerin und ehemalige CEO von „Frank“, einem Unternehmen, das Student:innen bei der Beantragung von Finanzhilfen unterstützt. Javice schaffte es mit ihrer Idee im Jahr 2019 in die Liste – und ist mittlerweile lediglich auf Kaution frei. Im Jahr 2022 reichte JPMorgan eine Klage wegen Betrugs ein, in der hieß, dass die von „Frank“ gemeldeten Daten größtenteils erfunden seien. Javice soll einem Professor für Datenwissenschaften 18.000 Dollar für eine Liste von mehr als vier Millionen gefälschten Studentennamen gezahlt haben, um JPMorgan davon zu überzeugen, Frank zu kaufen. Javice reichte eine Gegenklage gegen JPMorgan ein, in der sie behauptete, dass sie zum Sündenbock für deren eigene mangelhafte Due-Diligence-Prüfung gemacht wurde. Am 4. April dieses Jahr erhob die Bundesstaatsanwaltschaft in Manhattan Anklage gegen Javice wegen drahtgebundenen Betrugs zum Nachteil eines Finanzinstituts, Wertpapierbetrugs, Bankbetrugs und Verschwörung. Am selben Tag wurde sie auch von der US-Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde wegen Betrugs angeklagt.

Nicht jede:r Sieger:in gewinnt auch

Neben Javice gibt es aber noch einige weitere Fälle von „zu Nahe an der Sonne“. Forbes muss entsprechend Spott aushalten: „Die Forbes 30 Under 30 haben zusammen 5,3 Milliarden Dollar an Finanzmitteln aufgebracht“, twitterte der Tech-Investor Chris Bakke zuletzt. „Die Forbes 30 Under 30 wurden außerdem wegen Betrugs im Wert von über 18,5 Milliarden Dollar verhaftet. Unglaubliche Erfolgsbilanz.“ Angemerkt sei, dass sich die Zahlen nur schwer überprüfen lassen. Fest steht allerdings, dass Forbes zuletzt nicht nur Glücksgriffe bei der Liste gemacht hat.

Der Crypto-Scammer …

In den letzten Monaten für Schlagzeilen sorgte vor allem Sam Bankman-Fried. Ihm wird vorgeworfen, FTX-Kund:innen um Milliarden von Dollar betrogen zu haben (wir haben berichtet), von denen ein Teil zur Finanzierung eines verschwenderischen Lebensstils verwendet wurde. Dem ehemaligen Krypto-König, der seine Unschuld beteuert hat, drohen mehr als 100 Jahre Gefängnis. Bankman-Fried steht derzeit unter Hausarrest, während er auf seinen Prozess wartet.

Sam Bankman-Fried: Der unglaubliche Aufstieg und Fall des FTX-Gründers

… und die Bluttest-Schwindlerin

Schon fast zu den Klassikern gehört die Geschichte von Elizabeth Holmes: Die Gründerin des mehr existierenden Bluttest-Startups Theranos wurde letztes Jahr zu mehr als elf Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem sie des Betrugs an Investor:innen überführt worden war (wir berichteten). Holmes war Cover-Gesicht einer „Forbes 400“-Ausgabe, das Magazin kürte sie außerdem zur jüngsten Selfmade-Milliardärin der Welt. Ein eher kurzes Vergnügen. Zur Ehrenrettung sei angemerkt: In einer 30-unter-30-Liste war sie nie.

Auch der Gründer von WeWork, Adam Neumann, war auf der Titelseite von Forbes zu sehen, bevor WeWork ein Debakel hinlegte: Im Jänner 2019 hatte Softbank das New Yorker Unternehmen  noch mit satten 47 Milliarden Dollar bewertet und es zu einem der berühmtesten Unicorns der USA gemacht. Doch als dann der Börsengang angegangen wurde und die Firma immer mehr Einblicke in seine Geschäfte geben musste, ging es los mit dem schnellen Abstieg – Neumann musste seinen Posten als CEO aufgeben. Die ganze Geschichte gibt es hier nachzulesen.

Forbes: Top-Bank? Silicon Valley!

Wer auch nicht fehlen darf: Martin Shkreli, 2012 auf der Liste, darf mittlerweile nicht einmal mehr in der Pharmaindustrie arbeiten. Er wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, weil er zwei Hedgefonds veruntreut hatte. Erst vor wenigen Tagen wurde Do „Stablekwon“ Kwon, Gründer von Terraform Labs, in Montenegro, genauer gesagt in der dortigen Hauptstadt Podgorica, von der Polizei festgesetzt. Zuvor klagte die US-Börsenaufsicht SEC den Gründer, der die Terra-Blockchain ins Leben rief, wegen milliardenschweren Betrugs an. Er wird für den Lehman-Brothers-Moment der Krypto-Industrie verantwortlich gemacht, der eine Marktkapitalisierung von etwa 40 Milliarden Dollar in Form von UST- und LUNA-Tokens im Mai 2022 über die Krypto-Industrie brach (hier geht es zum ausführlichen Bericht). Do Kwon war 2019 auf der Forbes-30-under-30-Liste für Asien in der Rubrik „Finance & Venture Capital“.

Die beste Forbes-Einschätzung kommt allerdings zum Schluss. Am 6. März feierte sich die Silicon Valley Bank dafür, es zum wiederholten Male auf die Forbes-Liste der „besten Banken Amerikas“ geschafft zu haben. Die Liste stammt vom 16. Februar. Nur wenige Tage nach dem SVB-Posting sah sich Forbes zu folgender redaktioneller Anmerkung genötigt: „Nach der Veröffentlichung dieser Liste am 16. Februar 2023 brach die zur SVB Financial Group gehörende Silicon Valley Bank zusammen und wurde am 10. März aufgrund eines Ansturms auf die Bank, der durch Befürchtungen über ihr Zinsrisiko ausgelöst wurde, unter FDIC-Kontrolle gestellt“ (wir berichteten). Da konnten sich sogar Bankman-Fried, Holmes und Shkreli länger halten. Forbes striked again!

Inside the Silicon Valley Bankrun – mit Alex Windbichler von Anexia [Exklusiv]

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