Erneuerbare Energie

Form Energy: 405 Mio. Dollar für Eisen-Luft-Akkus zur langfristigen Stromspeicherung

Das US-Startup “Form Energy“ gehört zu den Marktführern im Bereich der Eisen-Luft-Akkus. Mit seinem Batteriesystem will es ein ideales Gleichgewicht zu Lithium-Ionen-Batterien schaffen. © Form Energy
Das US-Startup “Form Energy“ gehört zu den Marktführern im Bereich der Eisen-Luft-Akkus. Mit seinem Batteriesystem will es ein ideales Gleichgewicht zu Lithium-Ionen-Batterien schaffen. © Form Energy
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Warum sieht “Form Energy“ seine Eisen-Luft-Akkus klar im Vorteil gegenüber Lithium-Akkus – und wird diese dennoch nie vollständig ersetzen können? Letztes Jahr gab “Form Energy“ seine Pläne zur angestrebten Massenproduktion von Stromspeichern bekannt. Jetzt wurde erneut eine Finanzierungsrunde in Millionenhöhe abgeschlossen: 405 Millionen Dollar sind nur eines von vielen Zeichen dafür, dass die Nachfrage nach Stromspeichern boomt.

So funktionieren Eisen-Luft-Akkus

Bei Form Energy geht es um die Entwicklung einer neuen Klasse kostengünstiger und mehrtägiger Energiespeichersysteme. Das Startup ging als Spin-off der US-Spitzenuniversität MIT hervor. Dabei setzen das Team rund um den Co-Founder und CEO sowie Ex-Tesla-Manager Mateo Jaramillo auf Eisen-Luft-Akkus. Diese sind zu etwas Besonderem fähig: Wird der Akku leer, verbindet sich das Eisenmetall mit Sauerstoff, bildet Eisenoxid (Rost) und setzt Elektronen frei. Durch den Elektronenfluss wird Energie in Form von Elektrizität geliefert. Die überschüssige Elektrizität, die zum Beispiel durch Windkraftanlagen oder Solarpaneele gewonnen wird, führt zu einer umgekehrten chemischen Reaktion: Die Akkus werden wieder aufgeladen.

Noch nie für kommerzielle Zwecke eingesetzt

Eisen-Luft-Akkus werden zahlreiche Vorteile zugeschrieben: So sollen ihre Herstellungskosten nur ein Zehntel von jenen der Lithium-Akkus betragen. Denn Eisen sei ein vergleichsweise günstiges Metall, dessen Gewinnung weniger Wasser verbrauchen soll als die Lithium-Beschaffung. Zudem sei es umweltfreundlicher, da keine Gefahr der Grundwasserverschmutzung bestehe.

2023 hat Form Energy für die Serienproduktion ein rund 223.000 Quadratmeter großes Grundstück in West Virginia erworben. Mittlerweile ist die Fabrik fertiggestellt, wie “Technology Review“ berichtete, die Eisen-Luft-Akkus sind allerdings noch nicht im kommerziellen Einsatz. Obwohl der chemische Prozess, die “Redox-Reaktion“ hinter der Technologie, nicht neu ist, wurde er bis dato noch von keinem Anbieter im großen Maßstab für kommerzielle Zwecke eingesetzt. Form Energy ist derzeit noch damit beschäftigt, Produktionsversuche in der Fertigungsanlage durchzuführen. Gleichzeitig sollen aber bereits umfangreiche Aufträge von US-Energieversorgungsunternehmen eingegangen sein.

Langzeitspeicherung

Das Startup will jedoch nicht nur eine preiswerte Alternative zur Lithium-Variante herstellen. Auch die langfristige Stromspeicherung aus erneuerbaren Quellen soll möglich und rentabel gemacht werden. Man möchte Eisen-Luft-Akkus dazu im großen Maßstab in das Stromnetz integrieren. Kalifornien und andere US-Staaten sollen bereits im engen Austausch mit Energieversorgern stehen, um die Integration von Batteriespeichern mit langer Laufzeit zu ermöglichen. Dazu sei gesagt, dass sich die Eisen-Luft-Akkus zwar gut für die Speicherung von Strom in einem Stromnetz eignen, nicht jedoch für den Einsatz in der Elektronik. Für den Einbau in Elektroautos wären sie zum Beispiel viel zu schwer.

Laut Form Energy-CEO Jaramillo könnte eine größere Speicherkapazität den Druck auf das Stromnetz verringern. Die Nachfrage nach Strom wird seiner Meinung nach weiter steigen – nicht nur aufgrund künstlicher Intelligenz, sondern auch durch die anhaltende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen. Ähnlich sieht das die Internationale Energieagentur. Ihren Daten zufolge wird sich der weltweite Stromverbrauch bis zum Jahr 2035 um rund 44 Prozent erhöhen.

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85-Megawatt-Batterieanlage in Maine

Anfang August 2024 kündigte das Startup sein bisher größtes Projekt an. Dabei geht es um die Installation von Eisen-Luft-Akkus in einer ehemaligen Papierfabrik in Lincoln, Maine (USA). Die Akkus sollen in der Lage sein, 85 Megawatt Strom ins Netz einzuspeisen und überschüssige Energie bis zu 100 Stunden lang speichern zu können. Dies sei nur durch den reversiblen Rostprozess möglich. Gelingt das Vorhaben, würde es sich um die Batterieanlage mit den weltweit größten Speicherkapazitäten handeln.

Investment: 405 Millionen US-Dollar

Die gerade abgeschlossene Finanzierungsrunde des Startups fiel etwas geringer aus als jene von 2022. Damals wurden insgesamt 450 Millionen Dollar aufgestellt. Zu den neuen Investoren zählen die Investmentgesellschaft “T. Rowe Price“ und die Energie-Division von General Electric, “GE Vernova“ – beide investieren stark in den Bereich nachhaltige Energie. Zu den weiteren Geldgebern zählen der Rise Climate-Fonds von TPG und Marc Mezvinsky, der auch im Vorstand von Form Energy sitzt.

Nächste Schritte und Kritik

Seit seiner Gründung 2017 konnte sich Form Energy ein Investment von insgesamt 820 Millionen Dollar sichern. Wie es damit weitergeht? Jaramillos Startup plant noch in diesem Jahr die ersten Eisen-Luft-Akkus an Kunden auszuliefern. Danach soll der Bau von Energiespeicheranlagen in sieben US-Bundesstaaten erfolgen.

Branchenexpert:innen äußern jedoch Kritik: Sie bezweifeln, dass das Unternehmen die angepriesenen niedrigen Kosten erreichen kann. Die Herstellung von Eisen-Luft-Batterien in diesem Maßstab sei neu und es gebe keinen klar definierten Markt für Langzeitspeicher.

Außerdem können die Eisen-Luft-Batterien die Lithium-Ionen-Batterien vermutlich niemals vollständig ersetzen – das räumte auch Form Energy selbst ein. Sie sind mit ihrem Wirkungsgrad von 50 bis 70 Prozent weit weniger effizient als die Lithium-Variante mit 90 bis 95 Prozent. Der Wirkungsgrad gibt an, wie viel Energie man aus einer Batterie zurückbekommt, im Verhältnis zur eingespeisten Energie.

Aber: Wenn man beide Batterietypen nebeneinanderstellt, könnten sie gemeinsam funktionieren. Den Eisen-Luft-Akkus käme dabei die Rolle der langfristigen, wenn auch weniger effizienten Speicher zu. Sie wären ideal für Zeiten, in denen erneuerbare Energien mehr Strom produzieren, als von den Kunden benötigt wird.

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