Formo: Berliner Startup sichert sich Millionen-Investment für Käse aus dem Labor
Diese Meldung dürfte für einige gleich aus zwei Gründe zum Feiern bedeuten. Zum einen hat das Berliner Startup Formo gerade den eigenen Angaben nach die größte Serie-A-Finazierungsrunde im FoodTech in Europa abgeschlossen. Ganze 50 Millionen Dollar, also etwa 42 Millionen Euro, gingen an das Berliner Jungunternehmen. Zum anderen wollen sie diese Investmentsumme nun nutzen, um den Traum von vielen Käseliebhaber:innen wahr werden zu lassen. Veganer Käse, welcher von den Eigenschaften, Geschmack und Aussehen nicht mehr von dem Original zu unterscheiden sein soll.
Nach Mozzarella folgt Emmentaler aus dem Labor
Das Startup Formo konzentriert sich auf die Herstellung von Käse durch Präzisionsfermentation. Dieser ist ein biotechnologischer Prozess, bei welchem Mikroorganismen so programmiert werden, dass fast jedes komplexe organische Molekül, also beispielsweise Proteine, Fette oder Vitamine, produziert werden kann. Als Ausgangspunkt dient dabei ein mikrobieller Wirt, beispielsweise Hefe oder Pilze, welcher als Zellfabrik genutzt wird. Im Falle der gewünschten Käseherstellung des Startups Formo hat das Jungunternehmen die Gene, welche bei Kühen die Milchproteine Casein und Molkenprottein produzieren, per Hefezellen nachgebaut, sodass sie anfangen, Milchproteine zu produzieren. Anschließend werden diese Milchproteine um pflanzliche Fette, Kohlenhydrate und Salz ergänzt, um darauf ein Konzentrat herzustellen. Dieses ist die Grundlage für die Herstellung des Käses, so das Jungunternehmen. Neben der Herstellung von Weichkäsesorten wie Mozarella zum Labor, will das Jungunternehmen so zukünftig auch härtere Käsesorten herstellen.
Marktstart in zwei Jahren geplant
2019 wurde das Jungunternehmen in Berlin von Britta Winterberg und Raffael Wohlgensinger als, den eigenen Angaben nach, Europas erstes Unternehmen, welches sich auf die zelluläre Landwirtschaft mit Fokus auf kultivierte Milchprodukte konzentriert, gegründet. Mit den nun frisch erworbenen finanziellen Rückenwind will das Startup nun sowohl die Forschung und Entwicklung ihrer Produkte beschleunigen, als auch das Team erweitern und die eigenen Kapazitäten ausbauen, um im großen Maßstab Milchproteine im Labor produzieren zu können. Dafür ist die Erbauung einer Pilotanlage in Bonn geplant.
Rebel Meat: „Wir wollten ein Produkt kreieren, das völlig natürlich ist“
Für die Zukunft hat sich das Unternehmen einige ehrgeizige Ziele gesteckt. In zwei Jahren soll der erste tierfreie Käse des Startups auf den Markt kommen, bis 2025 soll dieser dann bereits preislich mit anderen traditionellen Käsesorten in einer gleichen Liga spielen. So wollen sie bereits 2030 zehn Prozent der europäischen Milchprodukte mittels Präzensionsfermation ersetzen.
Die Investor:innen unterstützen das Startup aber bereits jetzt bei der Umsetzung ihrer Vision. Die aktuelle Finanzierungsrunde wurde angeführt von dem schwedischen VC EQT Ventures, Elevat3 Capital, die Investmentfirma von Christian Angermayer, und der US-Fonds Lowercarbon Capital.