Forscher: E-Fuels für PKW und LKW „wirtschaftlich und ökologisch nicht zielführend“
E-Fuels gelten als denkbare Alternative zu Elektroautos und Verbrennern – zumindest für einen Teil von Politik, Gesellschaft und Wissenschaft. Es gibt aber auch Zweifel an der Sinnhaftigkeit der synthetischen Kraftstoffe. Letztlich dürfte es auch auf den Einsatzzweck ankommen. Forscher des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) erklären nun, dass E-Fuels vor allem für den „großflächigen Einsatz in PKW und LKW“ nicht geeignet seien. Es gebe schlichtweg günstigere und umweltfreundlichere Alternativen.
Hindernis für die Verkehrswende
E-Fuels könnten sich demnach sogar zu einem „Hindernis für die Verkehrswende“ entwickeln, berichtet Heise. Die Forscher:innen sehen einige Hindernisse auf uns zukommen: Zunächst müsste für die Produktion von erneuerbarem Strom fast verdoppelt werden, um bis 2050 einen „weltweiten Anteil von zehn Prozent an grünem Wasserstoff und synthetischen Brenn- und Kraftstoffen“ erreichen zu können. Das sei dementsprechend teuer – und „ökonomisch nicht zielführend“. Die Umwandlungsverluste seien enorm, die „direkte Elektrifizierung“ bis zu fünfmal effizienter. Und: Letztlich seien E-Fuels auch umweltschädlicher, die „Kosten für die CO2-Vermeidung“ bei E-Fuels betrage rund 1.000 Tonnen CO2, außerdem würden auch beim Verbrennen Stickoxide, Feinstaub und Kohlenmonoxid anfallen.
E-Fuels nur für Flug- und Schiffsverkehr
Einsatzmöglichkeiten für synthetische Kraftstoffe sehen die Forscher:innen im Stahlsektor, in der Chemie, in Raffinerien und im internationalen Flug- und Schiffsverkehr. Die Förderung von E-Fuels im Straßenverkehr könne sich allerdings negativ auf die Verkehrswende auswirken und sei „derzeit ökologisch und wirtschaftlich nicht zielführend“.
Damit stellt sich das Expert:innen-Team auch gegen die deutsche Bundesregierung. Die hatte bekanntlich kürzlich durchgesetzt, dass Fahrzeuge, die ausschließlich mit E-Fuels betankt werden, auch nach 2035 in der EU zugelassen werden können. Das sorgte für entsprechende Proteste: Obwohl das EU-Parlament und die 27 Mitgliedsstaaten-Staaten eigentlich im Oktober 2022 den Verkauf von Autos mit Verbrennermotoren ab 2035 beschlossen hatte, setzte sich Deutschland für eine Aufweichung des Vorhabens ein. Nun dürfen auch nach 2035 Autos mit Verbrennermotoren verkauft werden, solange sie nur mit synthetischen Kraftstoffen betankt werden können. Man wolle „Technologie-offen“ bleiben und nicht alles auf die Karte E-Auto setzen, hieß es damals. Laut den Forscher:innen des ISI sei es auch „aus Sicht der Technologieoffenheit“ nicht notwendig, E-Fuels „kurzfristig einzuführen“.
Im Hintergrund freute sich vor allem Porsche: Der Autohersteller lobbyierte beim deutschen Finanzminister Christian Lindner (FDP; Trending Topics berichtete) für eine solche Regelung. Porsche ist, gemeinsam mit Siemens und den Öl- bzw. Gaskonzernen ExxonMobil (USA), ENAP (Chile), Enel (Italien) und Empresas Gasco (Chile), der einzige Autohersteller, der an den E-Fuels arbeitet.