Forscher:innen messen Anstieg des Kühlbedarfs in verschiedenen Regionen
Forscher:innen der Universität Oxford und der Universität Bristol haben im Journal Nature Sustainability einen Bericht veröffentlicht, in dem sie den Anstieg des globalen Kühlbedarfs messen, sobald die Erderwärmung 2,0 °C erreicht. Mithilfe von Simulationsläufen und den sogenannten “Cooling Degree Days” als Maßstab konnten sie Regionen mit besonders hohem Kühlbedarf identifizieren.
Wie viel zusätzliche Kühlung bei 2,0 °C-Anstieg erforderlich?
Die zunehmende Hitzebelastung treibt bereits jetzt den Anstieg des Kühlbedarfs voran. Der bis 2050 erforderliche Energiebedarf für Kühlungsmaßnahmen soll „der kombinierten Stromkapazität der Vereinigten Staaten, der Europäischen Union und Japans im Jahr 2016 entsprechen“.
Der neueste Forschungsartikel von Nicole D. Miranda, Jesus Lizana, Sarah N. Sparrow , Miriam Zachau-Walker, Peter AG Watson, David CH Wallom, Radhika Khosla und Malcolm McCulloch beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, welches Ausmaß an zusätzlicher Kühlung weltweit erforderlich wäre, wenn die globale Durchschnittstemperatur auf 2,0 °C steigt.
Cooling Degree Days (CDDs) als Maßstab
Cooling Degree Days (CDDs) gelten ein gängiger Maßstab, um die Erwärmung zu untersuchen und den Kühlbedarf zu quantifizieren. Im Grunde geben sie Auskunft darüber, wie warm es an einem bestimmten Ort ist, indem sie die täglichen Durchschnittstemperaturen mit einer Standardtemperatur (normalerweise 18 °C) vergleichen. Zum Beispiel hätte ein Tag mit einer Durchschnittstemperatur von 30 °C ungefähr zwölf CDDs.
Für ihre Prognose haben die Forscher:innen daher die jährlichen CDDs untersucht, um somit herauszufinden, welche Länder am stärksten von der Erwärmung von 1,5 °C auf 2,0 °C betroffen wären. „Absolute Veränderungen“ sollten dabei zeigen, wo die Menschen besonders stark dem heißeren Wetter ausgesetzt sein werden. „Relative Veränderungen“ verweisen auf wahrscheinliche Herausforderungen bei der Anpassung in Regionen, die traditionell nicht auf zunehmende Hitze vorbereitet sind.
Im Rahmen der Studie wurden 700 Simulationen pro Szenario mithilfe des Citizen-Science-Projekts Climate Prediction.net (CPDN) durchgeführt, um die CDDs zu berechnen. Dabei wurden 6-stündige Durchschnittstemperaturen mit einer räumlichen Auflösung von 0,883° × 0,556° verwendet.
Kühlbedarf in afrikanischen Ländern stark gestiegen
Die Ergebnisse zeigen, dass die Regionen rund um den Äquator, aber insbesondere jene südlich der Sahara, den größten Anstieg des Kühlbedarfs verzeichnen wird. Ganz oben im Ranking der „absoluten Veränderungen“ befindet sich die Zentralafrikanische Republik. Sie soll bereits in den vergangenen Jahren nicht nur den höchsten Bedarf an Kühlung benötigt haben, sondern auch den höchsten Anstieg der Hitzeexposition sowie weitreichende Anpassungsanforderungen verzeichnen. Ebenso ganz oben dabei: Burkina Faso, Mali, Südsudan und Nigeria.
Bemerkenswert finden die Autor:innen die Ergebnisse der „relativen Veränderungen“ der CDDs im globalen Norden: Hier soll es einen dramatischen Anstieg der Tage geben, an denen erweiterte Kühlungsmaßnahmen erforderlich sein werden. Acht der zehn am stärksten betroffenen Länder sind hierbei europäische Länder, die traditionell nicht auf hohe Temperaturen vorbereitet sind und umfassende Anpassungsmaßnahmen zur Hitzeresistenz erfordern könnten.
Die Schweiz und das Vereinigte Königreich werden laut den Ergebnissen weltweit die größten „relativen“ Schwankungen im Kühlbedarf verzeichnen. Auch Österreich zählt mit 24 % zu den Top-Ten-Länder mit “relativer Veränderung”.
Warnung: „Sofortiges Handeln ist erforderlich“
Abschließend betonen die Autor:innen die Notwendigkeit weltweiter Maßnahmen zum Kampf gegen den Klimawandel: „Die Herausforderung, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, wird zunehmend schwieriger, und ein Anstieg auf 2,0 °C hätte dramatische Auswirkungen. Der bereits erfolgte Temperaturanstieg verdeutlicht die Ernsthaftigkeit der Situation. Der Unterschied im Kühlungsbedarf zwischen heute und einem um 2,0 °C wärmeren Planeten verdeutlicht die Dringlichkeit, sich verstärkt mit diesem Thema auseinanderzusetzen, das bisher in Nachhaltigkeitsdebatten vernachlässigt wurde. Jetzt ist schnelles Handeln erforderlich, um uns auf eine heißere Welt vorzubereiten.“
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