Geoengineering

Forschung: Atmosphärisches Mikroplastik kühlt und erwärmt die Erde zugleich

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Kann mithilfe von Solar Radiation Modification (SRM)-Strategien, einer Form des Geoengineering, der Klimakrise Einhalt geboten und die Erderwärmung gestoppt werden? Die Ansichten darüber sind verschieden, doch Kritik gibt es einige an möglichen Projekten dieser Art. Zunächst allgemein: Als Geoengineering definiert die Royal Society, die nationale Akademie der Wissenschaften des Vereinigten Königreiches für die Naturwissenschaften, bewusste Eingriffe in das Klimasystem, durch welche die Folgen der vom Menschen verursachten Klimaerwärmung gemildert werden sollen. Die Befürworter:innen sehen in diesen Maßnahmen eine Art „Notfalllösung“, wenn die Mengen der emeritierten Treibhausgasemissionen nicht schnell genug signifikant gesenkt werden.

Aerosole sollen Erde kühlen

Solar Radiation Modification (SRM)-Strategien behandeln dabei oft die Idee, durch bewusstes Einbringung von Aerosolen in die Stratosphäre eine Zerstreuung von Sonnenlicht zu bewirken, umso die Sonneneinstrahlung auf die Erde zu senken und so die Erderwärmung zu stoppen. Eines der bekanntesten Experimente in dem Bereich hätte heuer in Schweden stattfinden sollen. Im Zuge des Stratospheric Controlled Perturbation Experiment (SCoPEx), welches unter der wissenschaftlichen Leitung der Harvard University steht und finanziell von Bill Gates unterstützt wird, sollte das sonnenreflektierende und ungiftige Aerosol Kalziumkarbonat mittels eines Ballons in 20 Kilometer Höhe in der Atmosphäre freigelassen werden. Ein Testflug war für Juni 2021 in Schweden angesetzt und wurde aufgrund des großen öffentlichen Widerstandes Anfang April von der schwedischen Raumfahrtbehörde abgesagt, wir berichteten.

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Die Idee für das Experiment ist dabei nicht neu und durchaus auch in der Natur zu finden. So stellten Forschende bereits in der Vergangenheit, dass es nach schweren Vulkanausbrüchen, wie beispielsweise 1991 bei dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen, zu einer temporären Erdabkühlung durch die großen Mengen an freigesetzten Aerosolen und Staub kam. Allerdings sind die Folgen, sollte das Phänomen künstlich nachgestellt werden, bisher unklar, insbesondere da Kalziumkarbonate, welche bei dem Experiment abgegeben werden sollten, in der Stratosphäre nicht natürlich vorkommen und so der genaue Einfluss auf die Atmosphäre und die Ozonschicht in der Realität nicht bekannt ist. Auch befürchten Umweltschützer:innen und Kritiker:innen extreme Verschiebungen im Wettergeschehen und eine zukünftige Abhängigkeit der Erde von solchen Maßnahmen, durch welche eine Beendigung der Freisetzungen nicht mehr ohne einen rapiden Temperaturanstieg möglich wäre.

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Mikroplastik kühlt und erwärmt

Nun aber haben Forschende der University of Canterbury im neuseeländischen Christchurch eine Art der Solar Radiation Modification untersucht, welche möglicherweise bereits geschieht. Das Forschungsteam um die Atmosphärenchemikerin Laura Revell haben in einer Studie erstmals einen möglichen Treibhauseffekt durch Mikroplastik-Partikel in der Atmosphäre untersucht. Dafür haben sie eine Konzentration von 100 Teilchen pro Kubikmeter in ein Klimamodell eingespeist. Dabei konnten sie zunächst keine signifikante Veränderung feststellen. So hängt der Effekt der Mikroplastikteilchen unteranderem von der Wellenlänge der einfallenden Sonnenstrahlung ab. Langwelliges Licht wird absorbiert und führt so zu einer Erderwärmung, kurzwelliges Licht wird eher gestreut und so reflektiert, was zu einer Erdabkühlung führen kann. Bei einer gleichmäßigen Verteilung heben sich diese beiden Effekte allerdings großenteils gegenseitig auf, so die Forschenden.

So sei der Einfluss von Mikroplastik auf das globale Klima derzeit sehr gering und ein kühlender Effekt überwiege, so Revell in einer Aussendung der Universität. Das könnte sich aber in Zukunft ändern. So könnten sich der Studie zufolge die  heute etwa bis zu fünf Milliarden Tonnen Plastikmüll auf Mülldeponien oder in der Umwelt in den nächsten 30 Jahren noch verdoppeln. Das würde somit auch die Mikroplastikmengen deutlich erhöhen, was somit „einen größeren Einfluss auf das Klimasystem der Erde haben könnte“, so die Forschenden. Auch ist bisher unbekannt, welchen Einfluss das Mikroplastik auf die Wolkenbildung haben könnte. Wasserdampf verhindert genauso wie CO2 eine Wärmestrahlung zurück in das Weltall. Das könnte somit die Erderwärmung und das Abschmelzen der Polkappen noch verstärken.

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