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Founder der Woche: Die Gründerinnen, für die Zusperren kein Scheitern ist

Klaudia Bachinger und Carina Roth von WisR. © Oliver Wolf
Klaudia Bachinger und Carina Roth von WisR. © Oliver Wolf
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In der Welt der Startups kann es nicht immer nur Riesenerfolge, Mega-Finanzierungsrunden und schnelle Exits geben. Das Scheitern, der Richtungswechsel und der Neuanfang sind ebenso ein fester Bestandteil in der Gründer:innenszene. Das können Klaudia Bachinger und Carina Roth, die Gründerinnen des digitalen Talente-Marktplatzes WisR, bezeugen.

Sie mussten nämlich kürzlich nach vier Jahren den Betrieb zusperren (Trending Topics berichtete). Dennoch geben sich die beiden nicht geschlagen und blicken der Zukunft mit Optimismus entgegen. Weil sie damit die in der Startup-Szene unerlässliche Widerstandskraft zeigen, sind sie mehr als würdige „Founder der Woche“.

Strategiewechsel beim Wiener Startup WisR

„Schließung ist kein Scheitern“

Die Grundidee von WisR lag darin, eine Jobplattform für ältere Menschen anzubieten, um so um so Generationenzusammenarbeit und Wissenstransfer zu fördern. Damit war das Startup zu Anfang durchaus erfolgreich, 2018 gab es schon die erste Finanzierungsrunde. Im Jahr 2019 erreichte WisR außerdem das Finale des „Entrepreneur of the Year“-Awards. Doch dann kam Corona. Wegen der Lockdowns nutzten viele Firmen die Plattform nicht mehr. Auch ein Pivot im September 2020 hin zu einem Anbieter von Kommunikations-Software zwischen bestehenden und ausgeschiedenen Mitarbeiter:innen eines Unternehmens half nicht.

Weil die finanziellen Mittel zum Wachstum fehlten, haben sich die beiden Gründerinnen zur Liquidierung entschlossen. Dennoch sind sie mit ihrer Leistung der vergangenen Jahre sehr zufrieden. „Es ist eine typisch österreichische Einstellung, dass die Unternehmensschließung als ein Scheitern gilt. Jedoch sehen das weder wir noch unsere Mitabeiter:innen, Investor:innen und Kund:innen so. Zum Beispiel sagen viele unserer Kund:innen, dass wir Menschen zusammengebracht haben. Neun von zehn Startups schließen und es ist wichtig, das als einen natürlichen Prozess zu betrachten“, sagt Klaudia Bachinger.

WisR: Wie es ist, wenn ein Startup stirbt

WisR war tolle Erfahrung

Laut den beiden Gründerinnen war es dennoch selbstverständlich hart, die Entscheidung zur Schließung zu fällen. „Es war ein Prozess, der sich über mehrere Monate gezogen hat. Wir sind aber alle Alternativen durchgegangen, weswegen wir diesen Schritt auch in Zukunft nicht bereuen werden. Auch wenn es nicht leicht für uns war, sind wir froh, dass wir alles ausprobiert haben. Ich habe noch nie so viel gelernt und so viele tolle Menschen kennengelernt wie in den vergangenen vier Jahren“, so Carina Roth.

Bachinger und Roth können beide gute Tipps für die Schließung eines Startups geben, denn auch der Abgang will in der Gründungsszene gelernt sein. „Das Wissen dazu gibt es auf keiner Website. Wir haben stattdessen bei anderen Jungfirma geschaut, wie sie ihre Schließung vollzogen haben. Es gibt nämlich viele Dinge, die man vorab schon abklären muss. So ist es bei der Liquidierung wichtig, diesen Prozess mit Förderstellen und Investor:innen zu besprechen“, rät Roth.

Nochmal gründen? Ja!

„Es ist sehr wichtig, bei der Kommunikation transparent zu sein, egal ob mit dem Team, mit den Kund:innen oder den Investor:innen. Wir haben bei unserer Entwicklung nie etwas vorgespielt und waren immer ehrlich, auch bei Rückschlägen und Herausforderungen. Unsere Investor:innen schätzen das, weswegen es hier keine Ärgernisse gab. Ebenfalls wichtig ist es, zum richtigen Zeitpunkt loszulassen und nicht verbissen an einem Unternehmen festzuhalten, bis es der eigenen Gesundheit schadet“, empfiehlt Bachinger.

Momentan sind die beiden Founder der Woche noch mit administrativen Vorgängen beschäftigt, weswegen es WisR erst ab 2022 offiziell nicht mehr geben wird. Bachinger und Roth machen sich für die Zukunft noch keinen Stress und nehmen sich Zeit damit, ihre Optionen abzuwägen. Ihnen zufolge haben sie jetzt gegenüber der ersten Gründung den Vorteil, dass sie genau wissen, was sie machen wollen und was nicht. Ihre Zukunft sieht jetzt schon vielversprechend aus, denn bereits jetzt kommen mögliche neue Unternehmenspartner:innen mit Angeboten auf sie zu. Trotz des „Todes“ von WisR sind die beiden sehr glücklich über ihre Erfahrung. Auf die Frage, ob sie nach all dem noch einmal gründen würden, antworten sie mit einem klaren „Ja!“

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