Founder der Woche: Von der „verrückten Idee“ zum Tiroler Company Builder
Obwohl es sie erst seit 2018 gibt, sind sie mittlerweile aus der Tiroler Startup-Szene nicht mehr wegzudenken: Das Innsbrucker Investor:innenkollektiv MAD Ventures. Nicht nur mit Geld und Rat unterstützt das Unternehmen seine bislang fünf Startups. Stattdessen ist MAD Ventures eng mit den Jungfirmen verbunden und hilft ihnen praktisch als Co-Gründer beim Wachstum. In dieser Woche hat die Firma die beiden Startups Swarm Analytics und Innerspace mit Investments unterstützt. Weil sie ein äußerst wichtiger Faktor für Tiroler Gründer:innen sind, erklären wir die beiden MAD Ventures-Urheber Wieland Alge und Walter Ischia zu unseren „Foundern der Woche“.
Swarm Analytics erhält 1,2 Millionen Euro von Investor:innen
Name „MAD“ ist kein Zufall
Wieland Alge und Walter Ischia haben selbst viel Erfahrung als Gründer von Unternehmen. Denn sie haben gemeinsam die Softwarefirma phion ins Leben gerufen. 2018 beschlossen sie jedoch, sich ganz dem Dasein als Business Angels zu widmen. Der Name MAD (also verrückt) ist dabei nicht zufällig gewählt. „Wir haben zu Anfang viel Feedback zu unserer Idee erhalten, als Co-Gründer bei Startups mitzuwirken. Es lautete in vielen Fällen: ‚Ihr spinnt doch.‘ Aber wir haben die Idee trotzdem umgesetzt und betreuen nun fünf Jungfirmen, die ein starkes Wachstum erleben“, erklärt Alge.
Schon früh hat sich MAD Ventures von den meisten anderen Business Angels unterschieden. Denn anders als viele andere investiert das Unternehmen nicht nur Geld in der Frühphase, sondern arbeitet aktiv an der Skalierung mit. So sieht Alge in der Firma eher einen „Company Builder“ als einen Business Angel. „Mit Geld können viele Gründer:innen am Anfang ohnehin wenig anfangen. Stattdessen müssen sie aktiv daran arbeiten, wachsen zu können. Wir unterstützen sie dabei“, so Alge.
Alle Startups sind im Wachstum
Bei diesem Modell gibt es aber durchaus Herausforderungen. So ist die Zusammenarbeit nicht nur für MAD Ventures selbst, sondern auch für die Jungfirmen durchaus intensiv und anstrengend. Außerdem kann das Investor:innenkollektiv nur eine sehr begrenzte Anzahl von Firmen betreuen. Zusätzlich kommt noch die geografische Einschränkung dazu. Denn MAD Ventures und alle seine Startups sitzen mittlerweile im gleichen Gebäude in Innsbruck.
Doch auch viele Vorteile und Erfolge können Alge und Ischia verzeichnen. „Keines unserer Startups ist bislang gescheitert, alle fünf befinden sich in Wachstumsphasen. Außerdem haben sie alle schon Geld eingesammelt und sind international tätig. Unser Erfolg lässt sich außerdem nur langfristig messen. Wir wollen unsere Jungfirmen begleiten, bis sie erwachsen sind – oder zumindest Teenager“, erklärt Alge. Bislang hat das Unternehmen 3,2 Millionen Euro in die Startups investiert. Dabei setzt MAD Ventures keine Fonds auf, sondern baut auf eine Community aus lokalen Kleininvestor:innen auf.
“Synergien nutzen”: MAD Ventures versammelt seine Startups unter einem Dach
Diese Startups gehören zum Portfolio:
- Business Beat: Das Team des Startups hat ein Mitarbeiterbefragungstool entwickelt, bei dem sich in Echtzeit die Stimmung im Unternehmen messen lässt. Das soll umständliche Umfragen verhindern und den Dialog zwischen Angestellten und Vorgesetzten stärken.
- Innerspace: Die Jungfirma entwickelt neuartige Trainingslösungen für hochkomplexe Anwendungen in der Pharmaindustrie. Mittels Virtual-Reality-Technologie stellt Innerspace Lernszenarien realistisch dar. Umgehendes Feedback soll menschliche Fehler in der Industrie reduzieren.
- Miviso: Dieses Startup hat sich auf Immobilienvisualisierungen für die Vermarktung von Neubauprojekten spezialisiert und bieten Bauträger:innen und Immobilienmakler:innen fotorealistische und emotionale Visualisierungen an.
- Swarm Analytics: Swarm Analytics entwickelt Software für die Echtzeitanalyse von Videodaten, wie sie beispielweise in Verkehrserhebungskameras zum Einsatz kommen.
- MADiscover: Die Jungfirma haben zwei Mergers & Acquisitions-Experten der Universität Innsbruck gemeinsam mit MAD ins Leben gerufen. Mithilfe von Big Data und künstlicher Intelligenz können weltweit Unternehmen automatisiert gefunden und analysiert werden, ob sie sich für strategische Partnerschaften eignen.
MAD Ventures in Innsbruck fest verankert
Bei so breit gestreuten Themen stellt sich natürlich die Frage, welche Kriterien ein MAD Ventures-Startup erfüllen muss. „Wichtig ist, dass sie aus Innsbruck oder der Umgebung stammen. Wir müssen auch in der Lage sein, das Geschäftsmodell zu verstehen. Weil wir aus dem B2B-Bereich kommen, sind entsprechende Konzepte für uns besser geeignet. Bei B2C haben wir selbst zu wenig Erfahrung, um helfen zu können. Besonders attraktiv sind für uns Tech-Konzepte, die anwendbar und begreifbar sind und bestimmte Probleme lösen“, sagt Alge. Um die richtigen Geschäftsideen zu entdecken, hat Alge eine bewährte Methode: Er versucht einfach, sie seiner 80 Jahre alten Mutter zu erklären. Versteht sie ein Konzept, ist es vielversprechend.
In der Innsbrucker Startup-Szene ist MAD Ventures schon fest verankert. Sie unterscheidet sich deutlich von der in größeren Städten wie Wien, gibt Alge zu bedenken. „Es gibt keine gewaltige Founder-Community in Innsbruck. Allerdings gibt es auch viele Student:innen und dadurch einen hohen Output an jungen, hungrigen Talenten. Es ist deswegen wichtig, bei der Auswahl sehr genau und entschlossen zu sein“, so der Founder der Woche.
Portfolio könnte künftig wachsen
Für die Zukunft hat MAD Ventures noch keine konkreten Pläne, was das eigene Portfolio angeht. In den nächsten drei Jahren sei sicher noch Platz für zwei bis drei weitere Startups, jedoch müssten es natürlich genau die richtigen sein. „Wenn es sich ergibt, ist das ausgezeichnet, aber wenn nicht, ist es auch kein Problem. Wir achten weniger darauf, wie groß unser Portfolio ist oder wie viele Anträge wir erhalten, sondern wie viel Wert wir am Ende schaffen“, sagt Alge.