Frankreich zahlt 200 Millionen für Weinvernichtung
Die französische Regierung plant 200 Millionen Euro bereitzustellen, um die Vernichtung überschüssiger Weinproduktion zu finanzieren. Ziel ist es, in finanzielle Schwierigkeiten geratene Produzent:innen zu unterstützen und die Preise zu stabilisieren. Landwirtschaftsminister Marc Fesneau betonte letzte Woche jedoch auch, dass „die Branche über Verbraucher:innenveränderungen nachdenken und sich besser anpassen müsse“. Eine Option wäre der Fokus auf Non-Food-Produkte, gemacht aus altem Wein.
Mehr Bier und zwei große Krisen
Seit Beginn der Pandemie haben zahlreiche Weinproduzent:innen mit herausfordernden Zeiten zu kämpfen gehabt: Neben dem anhaltenden Trend, bei dem Verbraucher:innen vermehrt auf Bier umsteigen, hat die Pandemie die Branche zusätzlich stark beeinträchtigt. Die Schließung von Restaurants und Bars weltweit infolge der Pandemie führte nämlich schon 2020 zu einem drastischen Umsatzrückgang.
Aber auch jüngste Anstiege bei Lebensmittel- und Treibstoffpreisen, die durch die steigenden globalen Energiekosten und die russische Invasion in der Ukraine verursacht wurden, haben dazu geführt, dass Käufer:innen die Ausgaben für nicht gerade lebensnotwendige Güter wie Wein reduziert haben. Diese Entwicklung hat in großen Weinanbaugebieten in Frankreich, insbesondere in Bordeaux, erhebliche Auswirkungen gehabt. Die sinkende Nachfrage nach Wein hat nun für eine gewaltige Überproduktion gesorgt, was wiederum zu einem starken Preisverfall und finanziellen Schwierigkeiten für bis zu einem Drittel der Winzer:innen in Bordeaux geführt hat.
EU investiert jährlich 1,06 Milliarden Euro in den Weinsektor
Bereits Mitte der 2000er Jahren sah sich Europa mit einem Überschuss an Wein, einem sogenannten „Weinsee“, konfrontiert, der die EU zwang, ihre Agrarpolitik zu überarbeiten, um die enorme Überproduktion von Wein zu reduzieren, die durch eigene Subventionen gefördert wurde. Trotz dieser Reformen investiert die EU immer noch jährlich 1,06 Milliarden Euro in den Weinsektor.
Von 160 auf 200 Millionen Euro Unterstützung für Weinvernichtung
Die französische Regierung hat den EU-Fonds für die Weinvernichtung von 160 Millionen Euro auf 200 Millionen Euro erhöht. Das gab Landwirtschaftsminister letzte Woche Marc Fesneau bekannt. Der Fonds soll dazu dienen, die Überproduktion von Wein in Frankreich so schnell wie möglich zu reduzieren.
Das viele Geld sei, laut The Guardian, „dazu gedacht, den Preisverfall zu stoppen und den Winzer:innen die Möglichkeit zu geben, wieder Einnahmequellen zu finden“, aber er betonte auch, dass die Branche „in die Zukunft blicken, über Verbraucher:innenveränderungen nachdenken […] und sich anpassen“ müsse.
Aus altem Wein mach neue Non-Food-Produkte
Eine Möglichkeit, die sich genau dafür anbieten würde, wäre die Herstellung von Non-Food-Produkten. Auch bei nicht mehr genießbarem Wein kann der darin enthaltene Alkohol noch einen nützlichen Zweck erfüllen. Unternehmen haben die Möglichkeit, den Alkohol aus vernichtetem Wein zu extrahieren und in einer Vielzahl von Non-Food-Produkten zu verwenden. Hierzu zählen Händedesinfektionsmittel, Reinigungsmittel und Parfums. Dies bietet eine nachhaltige Alternative zur Entsorgung des unbrauchbaren Weins und ermöglicht es, Ressourcen effizienter zu nutzen. Indem der Alkohol aus ungenießbarem Wein gewonnen wird, kann er in verschiedenen Produkten Verwendung finden und somit eine ökonomisch sinnvolle und umweltfreundliche Lösung darstellen.