Porträt

Greta Thunberg: Die Klimaaktivistin, die ein Jahr auf die Schule verzichtet

Greta Thunberg mit Demonstrierenden in Wien. © Fridays4Future/Facebook
Greta Thunberg mit Demonstrierenden in Wien. © Fridays4Future/Facebook
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„Greta, Greta, Greta!“ Tausende, vor allem junge Menschen, Schüler und Studenten, riefen ihren Namen. Die junge Generation hat ein neues Idol. Sie ist weder Musikerin noch Internet-Unternehmerin, sondern Schülerin. Sie heißt Greta Thunberg, ist 16 Jahre alt und zum Gesicht einer neuen Bewegung avanciert, die sich weltweit für Klimagerechtigkeit einsetzt. Die junge Schwedin hat auch gestern in Wien dabei geholfen, zehntausende zu der bisher größten Demonstration für Klimaschutz zu bringen. „Gemeinsam verändern wir die Welt“, rief sie ihren Anhängern in Wien zu. Tosender Applaus.

Thunberg ist ein Phänomen, das kaum jemanden kalt lässt. Begonnen hat es im August 2018 mit einem Schild, auf dem „Skolstrejk för Klimatet“ steht, mit ihrem einsamen Protest vor dem schwedischen Reichstag. Mittlerweile folgen ihr auf den Fridays4Future-Demos hunderttausende, wenn nicht sogar weltweit Millionen, auf die Straße. Und zwar nicht nur Schüler, sondern auch immer mehr Erwachsene – etwa Künstler (Artists4Future), Eltern (Parents for Future), Wissenschaftler (Scientists for Future), Unternehmer (Entrepreneurs for Future), Landwirte (Farmers for Future) und Radfahrer (Cyclists4Future).

Mit dem Zug und Instagram

Befeuert wird die Bewegung durch – wie könnte es anders sein – Social Media. Thunberg hat 660.000 Twitter-Follower, 1,8 Millionen Instagram-Fans, 900.000 Facebook-Fans. Das erlaubt ihr authentische Kommunikation auf Augenhöhe und gibt Protesten in vielen Ländern durch Retweets Visibility. Auftritte gemeinsam mit Arnold Schwarzenegger oder am World Economic Forum und Cover wie jene des Time-Magazins verbreiten Thunbergs Gesicht noch weiter.

Auf Webseiten von Anhängern gibt es mittlerweile sogar Songs zum Laden, die dann auf den Demonstrationen gesungen werden. Junge Anhänger kennen die Texte schon auswendig, und viele sind oder wollen wie Greta Veganer sein.

https://www.instagram.com/p/ByIqQU-ioFC/

Die Kritiker

Der große Zuspruch hat auch Kritiker auf den Plan gerufen. Thunbergs Eltern – eine Opersängerin und ein Schauspieler – wird vorgeworfen, ihr Kind (bei Greta wurde das Asperger-Syndrom diagnostiziert, eine milde Form des Autismus) als PR-Marionette zu instrumentalisieren. Doch Kenner meinen, dass das nicht stimme – Thunberg würde für ihre Ziele brennen, und da sei es nur verständlich, dass ihre Eltern ihr helfen. Kritik an Greta kommt auch aus dem rechten politischen Spektrum. Kein Wunder, schließlich stammen viele ihrer Anhänger aus dem eher linksliberalen, grünen Lager (das bei der EU-Wahl kürzlich gestärkt wurde).

Während auch in Österreich eine Debatte entfacht wurde, ob Schüler zum Protestieren Schule schwänzen sollten oder lieber nicht, begann Thunberg, durch Europa zu reisen, um ihre Message zu verbreiten. Mit Zug und Elektroauto versteht sich, Flüge sind tabu. „Die Erwachsenen sagen uns, dass wir zurück in die Schule gehen sollen“, so Thunberg. „Wir werden nicht aufhören.“ Thunbergs neuestes Projekt: Im kommenden Jahr will sie sich eine Auszeit von der Schule nehmen, um etwa auch nach Süd- und Nordamerika zu Klimakonferenzen zu reisen. Wie sie dorthin kommen wird, weiß sie noch nicht, aber „ich bin mir sicher, dass ich irgendwie hinkommen werde.“

Die Klima-Uhr tickt

Das Ziel der Fridays4Future-Bewegung: die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels, auch bekannt als das Pariser Abkommen aus dem Jahr 2015. Doch es wird eng, wie Thunberg immer wieder betont. Noch sei es nach den Gesetzen der Physik möglich, das Ziel zu erreichen. „Wir müssen unsere Lebensweise radikal ändern, um die Emissionen zu stoppen“, so die 16-Jährige.

Die österreichischen Fridays For Future-Vertreter ergänzen: „Wir stehen an einem Punkt in der Geschichte, an dem wir uns entscheiden müssen. In den nächsten zehn Jahren müssen beispiellose Maßnahmen getroffen werden, um das Massenaussterben und die Klimakrise zu stoppen. Geschieht dies nicht, steuern wir geradewegs auf einen ökologischen Kollaps zu“

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