Froots: Wiener Fintech launcht als Antithese zu Robinhood – Andreas Treichl als Investor
Trading-Apps haben nicht immer den besten Ruf. Vor allem Robinhood ist spätestens seit #WallStreetBets und dem Dogecoin-Hype als Zocker-App verschrien. Den Gegenpol zu Robinhood bildet in Wien ab heute das Fintech Froots („financial roots“): Es erlaubt seinen Nutzer:innen monatliche Investments ab 150 Euro, die dann langfristig und Daten-basiert in ETFs angelegt werden. Das soll langfristig weit mehr abwerfen als jeder Bausparer, und die Jahresgebühr auf das veranlagte Vermögen beträgt ein Prozent.
Die beiden Froots-Gründer Dirk van Wassenaer und David Mayer-Heinisch arbeiten schon seit vielen Monaten an dem Investment-Startup – und öffnen die Online-Portale nun erstmals für die Öffentlichkeit. Um starten zu können, hat sich das Jungunternehmen nicht nur eine Konzession als Wertpapierfirma bei der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) geholt sondern auch einen sehr prominenten Investor aus der Bankenwelt: Ex-Erste-Group-Chef Andreas Treichl, mittlerweile Präsident des Europäischen Forums Alpbach, schnappte sich schon mal zehn Prozent an dem viel versprechenden Fintech.
„Sparbücher sind ziemliche Geldvernichter geworden“
„Wir geben unseren Kund:innen Zugang zu langfristigen Veranlagungen, die eigentlich bisher nur Vermögenden zugänglich war“, sagt David Mayer-Heinisch. „Bausparer und Sparbücher sind ziemliche Geldvernichter geworden.“ Man wolle jedem erlauben, in 15 Minuten vom „Sparer zum Investierer“ zu werden. Auf Basis der Ziele im Leben baue man den Kund:innen ein maßgeschneidertes Portfolio Ansprechen wolle man etwa junge Familien, die Geld für die Ausbildung ihrer Kinder ansparen wollen; Young Professionals, die für größere Ziele in der Zukunft sparen; und vermögende Kund:innen, die genau wissen, wann sie ihr Geld brauchen werden.
„Langfristigkeit ist die größte Chance am Kapitalmarkt“, sagt Mayer-Heinisch, der zuvor als Investment-Manager bei der RBI und bei Lingohr & Partner Asset Management und Deutschland tätig war. Je kurzfristiger ein Kunde investieren will, desto mehr stabile Assets (z.B. Anleihen, Gold) gebe man in ein Portfolio. Es gehe aber meistens um langfristige Investments, im Schnitt hätten die ersten 100 Kund:innen einen Zeithorizont von 21 Jahren. „Langfristig investieren beginnt bei fünf Jahren. Davor kann ich jedem nur davon abraten, am Finanzmarkt teilzunehmen, weil das dann nur ein Gamble ist. Langfristig bekommt man wirklich Zugang zur Effizienzsteigerung, zu den Dividenden und dem Wachstum der Weltwirtschaft.“
Was ist mit Crypto?
Um das Geld anlegen zu können, wird für die Kund:innen ein Depot bei der Easybank (vor der Übernahme durch die Bawag als Onlinebroker Hello Bank unterwegs) errichtet. Von dort wird das Geld in ETFs und ETCs investiert. Das Geld ist auch nicht bei Froots gebunden, man kann es jederzeit vollständig oder teilweise wieder ans Referenzkonto auszahlen.
Wer bei Froots investiert, wählt sicher den unspektakuläreren Weg, als ihn die derzeit sehr heiße Krypto-Branche bietet. „Meine Pflicht als Vermögensverwalter lässt es nicht zu, dass ich Krypto in Portfolios hineingebe“, sagt Mayer-Heinisch. „Ich bin mir aber sicher, dass coole neue Dinge aus dem Markt kommen wird.“ Die Popularität von Krypto-Assets zeige aber, dass das Vertrauen der Menschen in große Institutionen geschrumpft sei und sich ein Umfeld suchen würden, wo sie nicht glauben, dass politisch hinein regiert wird.
Ehemaliger CEO der Erste Group als Investor
Mit Andreas Treichl hat Froots einen Top-Investor im Cap Table, der den „jungen Wilden“ viele Türen öffnen kann. „Unsere gesamten Anstrengungen sind, die besten Mitarbeiter:innen und besten Investor:innen zu bekommen, und dafür laufen wir Tag und Nacht“, sagt Mayer-Heinisch. „Ein Asset-Manager ist nicht mehr als die Summe der Leute, die mitarbeiten, es ist pures Human Capital.“ Nach einer Seed-Runde sei bereits eine weitere Finanzierungsrunde in Planung.
„Wir bohren langfristig dicke Bretter“, sagt Mayer-Heinisch. „Das ist eine Industrie mit High Level Barriers. Dafür müssen wir groß werden, und wir wollen groß werden. Dafür brauchen wir das Kapital, die Leute, und Zeit. Genauso, wie unsere Kund:innen langfristig denken, denken wir unser Geschäftsmodell ebenfalls langfristig. Wenn wir für unsere Kund:innen 20 Jahre investieren, müssen wir ebenfalls so lange denken.“
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