Kollaps

FTX kaufte mit Geld der User Immobilien auf den Bahamas

Häuser auf den Bahamas. © Connor James on Unsplash
Häuser auf den Bahamas. © Connor James on Unsplash
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Während Sam Bankman-Fried Interviews via Twitter-DMs gibt, ist sein Nachfolger John J. Ray III als neuer CEO der bankrotten Krypto-Börse aktuell dabei, sich einen Überblick über die Überreste von FTX zu verschaffen. Wie aus einem neuen Dokument hervorgeht, das an das zuständige Gericht im US-Bundesstaat Delaware ging, kommt Ray derzeit offenbar nicht aus dem Staunen heraus. Und das, obwohl Ray bereits 2001 mit der 23-Milliarden-Dollar-Pleite des einstigen US-Energieriesen Enron betraut war.

„Ich verfüge über mehr als 40 Jahre Erfahrung in den Bereichen Recht und Umstrukturierung. Ich war Chief Restructuring Officer oder Chief Executive Officer bei mehreren der größten Unternehmenszusammenbrüche der Geschichte. Ich habe Situationen beaufsichtigt, in denen es um Vorwürfe krimineller Aktivitäten und Vergehen ging (Enron). Ich habe Situationen beaufsichtigt, die neuartige Finanzstrukturen (Enron und Residential Capital) und die grenzüberschreitende Rückgewinnung und Maximierung von Vermögenswerten (Nortel und Overseas Shipholding) beinhalteten“, schreibt Ray an das Gericht.

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„Vollständiges Versagen der Unternehmenskontrollen“

Und weiter: „Nahezu jede Situation, in die ich involviert war, war durch irgendwelche Mängel in den Bereichen interne Kontrollen, Einhaltung von Vorschriften, Personalwesen und Systemintegrität gekennzeichnet. Noch nie in meiner Laufbahn habe ich ein so vollständiges Versagen der Unternehmenskontrollen und ein so vollständiges Fehlen vertrauenswürdiger Finanzinformationen erlebt wie in diesem Fall. Angefangen bei der mangelhaften Integrität der Systeme und der fehlerhaften behördlichen Aufsicht im Ausland bis hin zur Konzentration der Kontrolle in den Händen einer sehr kleinen Gruppe von unerfahrenen, ungebildeten und potenziell gefährdeten Personen ist diese Situation beispiellos.“

Ray und sein Team hat bei FTX bzw. der weit verzweigten Unternehmensgruppe lediglich Kryptowährungen im Gegenwert von etwa 740 Millionen US-Dollar in Cold Wallets feststellen können. Dem gegenüber stehen aber offenbar 9 Milliarden Dollar an Werten, die eigentlich den Kund:innen von FTX gehört haben – und nun offenbar in einem riesigen Finanzloch verschwunden sind. Laut Ray soll es sogar so weit gekommen sein, dass mit den Geldern der Kund:innen Wohnungen für Mitarbeiter:innen und Berater:innen auf den Bahamas gekauft worden sind.

„In the Bahamas, I understand that corporate funds of the FTX Group were used to purchase homes and other personal items for employees and advisors. I understand that there does not appear to be documentation for certain of these transactions as loans, and that certain real estate was recorded in the personal name of these employees and advisors on the records of the Bahamas.“

FTX hat seinen Firmensitz auf den Bahamas, auch Sam Bankman-Fried ist dort noch vor Ort. Mittlerweile haben die USA seine Auslieferung beantragt.

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„Inakzeptable Managementpraktiken“

Über die Gelder der Kund:innen soll es keine Kontrolle gegeben haben. „Die FTX-Gruppe hatte keine zentrale Kontrolle über ihre Barmittel. Zu den verfahrenstechnischen Mängeln bei der Verwaltung der Barmittel gehörte das Fehlen einer genauen Liste der Bankkonten und der Kontobevollmächtigten sowie die unzureichende Beachtung der Kreditwürdigkeit von Bankpartnern in aller Welt“, heißt es in dem Schreiben ans Gericht. Auch für die Krypto-Assets gebe es keine ordentlichen Aufzeichnungen, keine ordentliche Buchführung und auch keine Sicherheitskontrollen.

Die digitalen Assets seien direkt von Sam Bankman-Fried und seinem Mitgründer Wang kontrolliert worden. „Zu den inakzeptablen Managementpraktiken gehörten die Verwendung eines ungesicherten Gruppen-E-Mail-Kontos als Root-User für den Zugang zu vertraulichen privaten Schlüsseln und äußerst sensiblen Daten für die Unternehmen der FTX-Gruppe auf der ganzen Welt und das Fehlen eines täglichen Abgleichs der Positionen auf der Blockchain“, heißt es weiter. Auch eine personelle Trennung zwischen der FTX-Führung und der Alameda-Research-Führung hätte es nicht gegeben.

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