FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wegen geplanten milliardenschweren Betrugs angeklagt
Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Nachdem FTX-Gründer und EX-CEO Sam Bankman-Fried in der Nacht auf Dienstag auf den Bahamas festgenommen wurde, steht ihm die Auslieferung an die USA bevor. Und dort wartet eine ganz dicke Klage auf ihn. Die US-Börsenaufsicht SEC hat nämlich soeben kundgetan, den 30-jährigen US-Amerikaner wegen milliardenschweren Betrag anzuklagen. Zeitgleich haben auch die US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York und die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) heute Anklage gegen Bankman-Fried erhoben. SBF, so sein Spitzname, wird vorgeworfen, auf betrügerische Weise Milliarden von Dollar von FTX-Investoren gesammelt und Gelder von FTX-Handelskund:innen missbraucht zu haben.
„Wir behaupten, dass Sam Bankman-Fried ein Kartenhaus auf einem Fundament der Täuschung gebaut hat, während er den Anlegern erzählte, dass es eines der sichersten Gebäude in der Kryptobranche sei“, so der SEC-Vorsitzende Gary Gensler. „Der mutmaßliche Betrug von Herrn Bankman-Fried ist ein klarer Ruf an die Krypto-Plattformen, dass sie sich an unsere Gesetze halten müssen. Die Einhaltung der Vorschriften schützt sowohl diejenigen, die auf Krypto-Plattformen investieren, als auch diejenigen, die in Krypto-Plattformen investieren, mit bewährten Schutzmaßnahmen, wie dem ordnungsgemäßen Schutz von Kundengeldern und der Trennung konkurrierender Geschäftszweige. Außerdem wird das Verhalten der Handelsplattformen sowohl für die Anleger durch die Offenlegung als auch für die Aufsichtsbehörden durch die Prüfungsbefugnis beleuchtet. Gegen die Plattformen, die sich nicht an unsere Wertpapiergesetze halten, ist die Enforcement Division der SEC bereit, vorzugehen.“
Wie Forbes berichtet, wollte SBF vor dem US-Kongress aussagen und im Wesentlichen viele andere Menschen außer sich selbst die Schuld für den FTX-Kollaps zuschieben. Der US-Staatsanwalt klagt SBF zusätzlich zur SEC auf Wertpapierbetrug und Betrug durch Geldwäsche und insbesondere auf Verschwörung zum Betrug an den Vereinigten Staaten und Umgehung der Vorschriften zur Wahlkampffinanzierung. Die CFTC (Commodity Futures Trading Commission) schließlich schießt sich auf SBF, FTX und Alameda wegen Verstöße gegen die bundesstaatlichen Gesetze zum Handel von Gütern („Commodities“) ein.
FTX-Gründer SBF gesteht Management-Fehler, aber nicht Betrug ein
Vorwurf des geplanten jahrelangen Betrugs
Das beinhaltet also gleich die Drohung an andere Krypto-Exchanges, dass die SEC hart durchgreifen will. Nicht umsonst haben sich andere Krypto-Börsen wie Binance oder Crypto.com, die den US-Markt ebenfalls umwerben, damit beeilt, so genannte „Proof of Reserves“ oder „Proof of Funds“ vorzulegen – also beweise, dass die Gelder der Kund:innen noch da sind und nicht für etwas anderes ausgegeben wurden. In der aktuellen Klage geht es um 1,8 Milliarden Dollar, bisher war aber von 7 oder mehr Milliarden zu lesen. bei der SEC geht es vermutlich um geschädigte US-Kund:innen und Investoren, weswegen wohl noch weitere Länder aktiv werden müssen.
Konkret wirft die SEC Bankman-Fried vor, jahrelangen Betrug geplant und durchgeführt zu haben, er soll via FTX mit Sitz auf den Bahamas seit mindestens Mai 2019 mehr als 1,8 Milliarden US-Dollar von Anleger:innen eingesammelt haben, darunter etwa 1,1 Milliarden US-Dollar von etwa 90 in den USA ansässigen Investoren. „FTX operierte hinter einer Fassade der Legitimität“, so Gensler weiter. Die Firma hätte mit einer proprietären „Risiko-Engine“ und der Einhaltung spezifischer Anlegerschutzprinzipien den Anschein erweckt, dass alles mit rechten Dingen zugehe.
Kreditlinie für Alameda, verschwenderische Immobilienkäufe, politische Großspenden
Konkret geht es um drei Punkte, die die SEC SBF vorwirft:
- die nicht offengelegte Umleitung von FTX-Kundengeldern an Alameda Research LLC, den privaten Krypto-Hedgefonds von SBF
- die nicht offengelegte Sonderbehandlung von Alameda auf der FTX-Plattform, einschließlich der Bereitstellung einer praktisch unbegrenzten „Kreditlinie“ für Alameda, die von den Kund:innen der Plattform finanziert wurde, und die Befreiung von Alameda von bestimmten wichtigen FTX-Risikominderungsmaßnahmen
- das nicht offengelegte Risiko, das sich aus dem Engagement von FTX in Alamedas beträchtlichen Beständen an überbewerteten, illiquiden Vermögenswerten wie FTX-verbundenen Token ergibt. Bankman-Fried soll weiters die Gelder von FTX-Kund:innen bei Alameda für nicht offengelegte Risikoinvestitionen, verschwenderische Immobilienkäufe und große politische Spenden verwendet haben
Konkret hat SBF damit gegen die Betrugsbekämpfungsvorschriften des US Securities Act von 1933 und des US Securities Exchange Act von 1934 verstoßen, sagt die SEC. Bisher hat SBF in Interviews, wie berichtet, Management-Fehler eingestanden, aber abgestritten, ein Betrüger zu sein. Die SEC sieht das klar anders. Nun wird spannend, welche weiteren Details der Prozess ans Tageslicht befördern wird.