FTX-Gründer SBF gesteht Management-Fehler, aber nicht Betrug ein
Am Dienstag wird Sam Bankman-Fried bei einer Anhörung (wohl via Videocall von den Bahamas aus) vor den US-Kongress treten und sich und die FTX-Pleite erklären. Dieser erste Auftritt, bei dem es erste Einblicke zu dem etwa 7 Milliarden Dollar großen Finanzloch geben soll, wird mit Spannung erwartet. Denn letztendlich geht es um die Frage, ob SBF bei der Krypto-Börse „nur“ schwer fahrlässig Missmanagement betrieben hat, oder ob nicht doch ein von krimineller Energie angetriebener Plan zum Betrug dahinter steckt.
SBF ist jedenfalls in den letzten Wochen darum bemüht, es nach ersterem Aussehen zu lassen. Dazu ist er auch, viel kritisiert, auf einer Konferenz der New York Times (ebenfalls via Videocall) aufgetreten. Im aktuellen Interview mit dem Handelsblatt gibt er sich reuig und meint: „Ich werde dafür bezahlen müssen.“ Doch wie hoch wird die Strafe sein? Das hängt stark davon ab, was dem Gründer und ehemaligen CEO der einst dritt größten Krypto-Börse der Welt konkret zur Last gelegt werden wird – Miss-Management oder Betrug?
SBF streitet Zweiteres ab und will lieber in Kategorie 1 fallen. „Ich habe nie versucht, zu betrügen, etwas Schlechtes zu tun. Aber ja, ich habe eindeutig eine ganze Menge vermasselt. Und auf die eine oder andere Weise werde ich dafür bezahlen müssen“ sagt er gegenüber dem Handelsblatt. Dass mit den Kund:innengeldern, die Nutzer:innen im guten Glauben bei FTX einzahlten, am Ende sogar Immobilien auf den Bahamas gekauft wurden, das zählt für den 30-Jährigen, der als Sohn Juraprofessoren an der Stanford Law School selbst am MIT studierte, offenbar auch einfach nur als „vermasseln“.
Nicht um „Geschäft, Risiko-Management und Technologie“ gekümmert
Wie es SBF darstellt, hätte er den essenziellen Fragen einfach zu wenig Zeit gewidmet. „Ein Viertel meiner Zeit habe ich mich um regulatorische Fragen gekümmert, ein Viertel damit, Leute zu managen und ein Viertel damit, mir zu überlegen, wie die Zukunft aussehen könnte. Und dann sind schon 75 Prozent meiner Zeit weg, ohne, dass ich mich um das eigentlich Wichtige gekümmert hätte: um das Geschäft, um das Risikomanagement und die Technologie“, sagt er im Interview.
Nachdem er als CEO abgesetzt wurde und einer neuer Firmenchef, John J. Ray III, eingesetzt wurde, ist man darum bemüht, herauszufinden, wo die etwa 7 Milliarden Dollar der FTX-Nutzer:innen hin verschwunden sind. Dass sie das Geld zurück bekommen werden, daran glaubt nicht einmal mehr SBF selbst. „Sollten am Ende alle Gläubiger aus einem zentralen Topf entschädigt werden, dann könnten Kunden 20 bis 30 Prozent ihrer Forderung wiederbekommen“, meint er gegenüber dem Handelsblatt. Jene VCs und Fonds, die in das Unternehmen selbst investierten, haben diese investierten hunderten Millionen Dollar bereits abgeschrieben. Wahrscheinlich ist, dass FTX, das aus einem riesigen Netzwerk aus eta 130 Firmen besteht, stückchenweise verkauft wird.
US-Behörden ermitteln, ob SBF den Kollaps von Terra/LUNA ausgelöst hat
Die Rolle bei Terra/LUNA
Die FTX-Pleite hat vor allem in den USA politische Dimension. Denn SBF gilt als großzügiger Spender der US-Demokraten, ihnen soll er etwa 40 Mio. Dollar für verschiedene Kampagnen, darunter für Joe Bidens Präsidentschaftswahlkampf, gespendet haben. Elon Musk, der mittlerweile eher dem Lager der Republikaner zuzuordnen ist, wirft dem FTX-Gründer vor, dass die gespendete Summe eher in Richtung einer Milliarde Dollar gehen könnte. Währenddessen behauptet FTX, er habe auch den Republikanern gespendet, habe das aber nie veröffentlicht. „Der Grund dafür waren nicht regulatorische Gründe, sondern die Tatsache, dass die Reporter ausflippen, wenn man an die Republikaner spendet. Sie sind alle super liberal, und ich wollte diesen Streit nicht haben.“
Die FTX-Pleite gilt bereits neben anderen Mega-Pleiten wie von Wirecard oder Enron als einer der größten Finanzskandale der Welt. FTX hat nicht nur ein Firmennetzwerk von etwa 134 Beteiligungen mit sich gerissen, sondern letztendlich auch dem Krypto-Lender BlockFi den Todesstoß versetzt. Parallel dazu ermitteln US-Behörden auch, ob nicht eigentlich FTX und SBF für den Kollaps von Terra/LUNA im Mai verantwortlich waren. Dieser kam direkt nach der US-Zinswende und hat die angeschlagene Krypto-Industrie zusätzlich stark beschädigt. Firmen wie 3AC, Celsius Network oder Nuri fielen diesem Crash zu Opfer. Auch für FTX, das 2021 seinen Investoren zufolge noch finanziell stabil dastand, hat seit dem Terra/LUNA-Kollaps stark gelitten.
FTX-Kollaps scheint seine Wurzeln im Terra/LUNA-Crash im Mai zu haben