FTX-Kollaps hat auch den Investment Punk kalt erwischt
Eine „Werkzeugkiste“, in der FTX gleich zwei Mal drinnen steckt. Einmal als Exchange, bei der man Euro in Krypto-Assets wechseln kann, und einmal, um damit Trading mit Optionen machen zu können. Die „Werkzeugkiste“, die ist Teil des am 28. Oktober 2022 gelaunchten „Krypto Rendite Training“ von Gerald Hörhan und seinem Geschäftspartner David Hoffmann.
Hörhan, YouTube-Nutzer:innen sicher besser als „Investment Punk“ bekannt, bietet auch sehr populäre Kurse für Investments in Immobilien an und bezeichnet sich als Selfmade-Multimillionär und Business-Influencer. Mit dem Krypto-Kurs sollte ausgerechnet im Jahr 2022 das Angebot der „Investment Punk Academy“ ergänzt werden. Die Theorie: Der Bärenmarkt ist ein besserer Startpunkt als mitten im Hype, wie man ihn 2021 gesehen hat. Der Kurs kostet 1.197 Euro und soll auch das notwendige Wissen vermitteln, um seriöse Projekte von unseriösen Projekten unterscheiden zu können.
Das regt nun auf – auch Leser:innen von Trending Topics, die sich meldeten, weil sie FTX in den Kursinhalten von Hörhan und Hoffmann entdeckten. Denn nur wenige Tage nach dem Launch des Kurses für satte Krypto-Renditen ist bekanntermaßen FTX kollabiert; Gründer und Ex-CEO Sam Bankman-Fried wurde am Dienstag wegen planmäßigen Milliardenbetrugs in den USA angeklagt und auf den Bahamas verhaftet. FTX und SBF sollen Milliarden an Kund:innengeldern missbraucht haben, um damit zu spekulieren, um Immobilien auf den Bahamas zu kaufen und um an politische Parteien zu spenden (mehr dazu hier).
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Notfall-Call kurz vor dem Bankrott
Die FTX-Krise hat auch Hörhahn und Hoffmann alarmiert. Am 6. November stellte Binance-Chef Changpeng Zhao in Frage, ob der FTX-Token FTT überhaupt etwas wert sei – der Anfang vom Ende. Das Schicksal nahm seinen Lauf, und bereits am 11. November meldete FTX Konkurs an. Höhrhan und Hoffmann warnten ihre Kurs-Teilnehmer:innen am 7. November vor FTX. Man solle so schnell wie möglich sämtliche Einlagen aus FTX abziehen, wurde via Telegram an die Teilnehmer:innen kommuniziert.
In einem Mail von Hoffmann an einen Trending Topics-Leser heißt es sogar: „Zum Zeitpunkt, als der Kurs veröffentlich wurde, war FTX tatsächlich unsere Empfehlung für den Bereich zentraler Exchanges.“ Dann hätte man am Abend des 07. November in einem Live-Call den Kursteilnehmer:innen empfohlen, alle Assets sofort abzuziehen. Und: Man machte sich an die Überarbeitung der Kurs-Videos, die den zahlenden Kund:innen in 100 langen Clips zeigen sollen, wie man richtig in Krypto-Assets investiert. FTX sollte da nicht mehr wie zuvor dargestellt werden.
Das Wort „Empfehlung“ will Hörhan nicht gelten lassen. „Das sind keine Empfehlungen, sondern das sind Online-Kurse zur Weiterbildung. Ich verwehre mich vehement gegen den Begriff Empfehlung und verweise ausdrücklich auf die Warnhinweise“, sagt der Investment-Punk gegenüber Trending Topics. Die Werkzeugkiste inklusive FTX sei nur ein kleiner Teil der Kursinhalte. „Wir haben immer auf Risikostreuung zwischen Plattformen hingewiesen. Im Kurs gibt es einen umfangreichen Teil über Risiko-Management. Wenn eine der größten Börsen der Welt Pleite geht, dann machen wir natürlich einen Notfall-Call. Wenn wir so etwas erfahren, dann müssen wir natürlich informieren. Wir haben dazu geraten, so schnell wie möglich alle Funds von FTX bewegen.“
Und: Hörhans Team hat in der Woche des FTX-Kollaps damit begonnen, die die betroffenen der 100 Videos des Kurse zu überarbeiten, und zwar natürlich hinsichtlich FTX. Das dauert, weswegen die aktualisierten Videos erst diese Woche hochgeladen werden, also mehr als ein Monat nach dem Kollaps der Krypto-Börse. „Die Videos sind geupdatet worden, um den aktuellen Marktzustand zu zeigen. Das Thema FTX-Insolvenz wird besprochen und es gibt den klaren Hinweis, Private Ledger zu verwenden. Wir sind aktuell im technischen Prozess, die neuen Videos hochzuladen“, so Hörhan.
FTX lockte mit hochriskanten Profi-Funktionen
Warum war FTX Kursinhalt in der Online-Akademie des Investment-Punks? Weil die Plattform von Sam Bankman-Fried, in der ein etwa sieben Milliarden Dollar großes Finanzloch klafft, bestimmte Dinge konnte, die andere Krypto-Börsen nicht im selben Umfang können.
„FTX hatte die größte Auswahl an Perpetual-Instrumenten“, so Hörhan. „Ein Perpetual ist ein Finanzinstrument, welches den Kurs einer Kryptowährung abbildet, aber ein Perpetual ist selbst kein eigener Token bzw. Coin. Perpetuals erlauben auch Short-Positionen auf Kryptowährungen, was sonst nicht möglich ist.“ Möglichkeiten für Profi-Trader also, die mit sehr hohem Verlustrisiko einhergehen. Diese Möglichkeiten, die FTX anderen voraus hatte, sind der Grund, weswegen sich das FTX-Logo neben jenen von Konkurrenten wie Binance und Kraken im Online-Kurs von Hörhan wiederfand.
Hörhan ist nicht der einzige, der auf FTX reingefallen ist – zum Glück habe er selbst kein Geld dabei verloren. „FTX war ein Betrugsfall, den auch Investoren wie Sequoia und Pensionskassen offensichtlich nicht erkannt haben“, sagt er. Wie berichtet haben auch der kanadische Pensions-Fonds Ontario Teacher’s Pension Plan (OTPP) und der Staats-Fonds Temasek aus Singapur in FTX investiert. Die Investments – 75 bzw. 275 Millionen Dollar – haben die beiden international anerkannten Fonds mittlerweile abschreiben müssen.
Ob nun wegen FTX in der „Werkzeugkiste“ nun Teilnehmer:innen von Hörhans Online-Kurs zu Schaden gekommen sein könnten, bezweifelt der Investment-Punk – zu kurz vor dem Kollaps sei der Kurs online gegangen, und außerdem würde man ja keine Empfehlungen machen, insofern die Teilnehmer:innen auf eigene Gefahr in Kryptos investieren.
Und wenn nun jemand sein Geld zurück will, den er oder sie für den Kurs bezahlt hat? Hörhan: „Rückerstattungen werden im Einzelfall analysiert und besprochen. Wenn jemand eine Beschwerde hat, dann soll er sich direkt an mich wenden.“ Es gebe ja eine 30 Tage lange Geld-zurück-Garantie für das „Krypto Rendite Training.“
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