FTX-Kollaps: Eine erste Einschätzung des Schadens für die Krypto-Welt
Der schnelle, für viele überraschende Kollaps der Krypto-Börse FTX mit der Bankrotterklärung am vergangenen Freitag hat enorme Folgen für den Krypto-Markt sowie jene Investor:innen und Anleger:innen, die auf Sam Bankman-Frieds Firma setzten. Aus einem neuen Dokument, dass der neu eingesetzte CEO im Konkursverfahren, John J. Ray III, bei US-Behörden einbrachte, geht nun erstmals hervor, wie viele Nutzer:innen betroffen sind.
In dem Dokument ist die Rede davon, dass es mehr als eine Million Gläubiger geben könnte. Bereits am Freitag, als das Konkursverfahren eingeleitet wurde, wurde verlautbart, dass der Schaden sich nach einer groben Schätzung auf mehr als zehn Milliarden Dollar belaufen könnte. Konkreteres gibt es aktuell nicht, da Ray und eine Reihe neu eingesetzter Direktor:innen sich erst einmal ein Bild der Lage machen müssen und gleichzeitig mit Dutzenden Regulierungsbehörden sowie einem Hack-Angriff auf die FTX-Systeme umgehen müssen. Bis 18. November soll nun eine Liste mit den Top-50-Kreditor:innen vorgelegt werden.
130 Firmen im Netzwerk
Zudem kommt der FTX-Kollaps für viele sehr überraschend. „Vor kaum mehr als einer Woche galt FTX unter der Leitung seines Mitbegründers Sam Bankman-Fried als eines der angesehensten und innovativsten Unternehmen in der Krypto-Industrie“, heißt es in dem Dokument. Doch der Umgang mit den Einzahlungen der Nutzer:innen und dem FTX-Token hat ein Milliarden Dollar tiefes Finanzloch in das Unternehmen gerissen, das innerhalb weniger Jahre ein Firmennetzwerk von mehr als 130 Unternehmen in zahlreichen Ländern aufbaute.
FTX-Kollaps kostete dem Krypto-Markt bereits 250 Milliarden Dollar
Top-Investor:innen hängen mit drinnen
Bereits bekannt ist, dass große Investor:innen, die Finanzierungsrunden bei FTX machten, ihre Investments abgeschrieben haben. Sie hatten FTX Anfang 2022 noch mit unglaublichen 32 Milliarden Dollar bewertet. Dazu zählen:
- Paradigm: 278 Mio. Dollar abgeschrieben
- Sequoia Capital: 214 Mio. Dollar abgeschrieben
- Temasek: 275 Mio. Dollar abgeschrieben
- Softbank: 100 Mio. Dollar abgeschrieben
- Ontario Teacher’s Pension Plan (OTPP): 75 Millionen Dollar abgeschrieben
Weiters sind etwa auch NEA, IVP, Iconiq Capital, Third Point Ventures, Tiger Global, Altimeter Capital Management, Lux Capital, Mayfield, Insight Partners, Lightspeed Venture Partners, Ribbit Capital, Temasek Holdings, BlackRock, Coinbase Ventures und Thoma Bravo investiert – auch sie werden ihre Investments voraussichtlich abschreiben müssen. Insgesamt haben etwa 80 Risikokapitalgeber über die Jahre rund zwei Milliarden Dollar in FTX gesteckt.
Krypto-Fonds haben keinen Zugang mehr zu Assets
Dazu kommen – neben den Retail-Kund:innen dann auch noch institutionelle Investor:innen mit ihren Hedge-Fonds, die die Krypto-Exchange nutzten, um ihre Krypto-Assets zu speichern und zu handeln. Das bedeutet, dass sie nicht oder nur teilweise auf ihre BTC, ETH und Co zugreifen können, die bei FTX liegen. Dazu zählen:
- Coinshares: 30,3 Mio. Dollar
- Galaxy Digital: 77 Mio. Dollar
- Genesis Trading: 175 Mio. Dollar
- Pantera Capital
- Liquid Meta
- Multicoin Capital
- Wintermute
- Sino Global
- Galois Capital
Insgesamt sind laut Crypto Fund Research 25 bis 40 Prozent aller auf Krypto-Assets fokussierten Fonds vom FTX-Crash betroffen. Zwischen 7 und 12 Prozent ihrer verwalteten Assets (AUM) sollen bei FTX feststecken bzw. sind dort möglicherweise bereits längst verschwunden. „Wenn sich der Staub legt, erwarten wir, dass die Verluste von Krypto-Hedge-Fonds und Krypto-Venture-Fonds, die direkt vom FTX-Zusammenbruch betroffen waren, weit über 1 Milliarde Dollar und möglicherweise sogar bis zu 5 Milliarden Dollar betragen werden“, so Crypto Fund Research CEO Josh Gnaizda gegenüber Blockworks.
Dazu kommt obendrauf noch die Gesamtlage des Krypto-Markts selbst. Wie berichtet wurden seit dem beginn des FTX-Kollaps durch sinkende Preise rund 250 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung vernichtet.
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