FTX-Token stürzt ab: Große Krypto-Player distanzieren sich von FTX
Es ist nach dem Kollaps von Terra/LUNA bereits der zweite „Lehman-Brothers“-Moment der Krypto-Industrie: Noch Anfang des Jahres von namhaften Investor:innen mit satten 32 Milliarden Dollar bewertet, ist die Krypto-Börse FTX in wenigen Tagen in sich zusammen geklappt und muss nun in einem Notverkauf an den Marktführer Binance gerettet werden. Das bedeutet für Gründer Sam Bankman-Fried (SBF) nicht nur, dass er kein Krypto-Milliardär mehr ist, sondern auch, dass sein erster Investor – Binance-Gründer Changpeng Zhao – nun bald wieder sein Chef sein könnte.
Der Notverkauf, der in einer Due Dilligence gerade geprüft wird, hat zur Folge, dass der Wert des FTX-Tokens (FTT) in den Keller gerasselt ist. Innerhalb der vergangenen 24 Stunden ist der Kurs von FTT um etwa 75 Prozent eingebrochen, je Token bekommt man noch etwa 4,40 Euro. Das ist nur ein Bruchteil dessen, was FTT noch 2021 wert war. Im September 2021 zahlten Trader zu Bestzeiten noch 84,50 Euro je FTX-Token, seither ist dieser Wert um 95 Prozent eingebrochen – was stark an LUNA erinnert.
FTX-Token wird zum Knackpunkt
Der FTX-Token ist auch der Kern des FTX-Fiaskos. Wie Utility-Token von anderen Exchanges dient auch er dazu, damit Nutzer:innen bei der Krypto-Börse Handelsgebühren begleichen können bzw. diese günstiger bekommen. „Der FTX Token (FTT) ist das Rückgrat des FTX-Ökosystems“, heißt es immer noch auf der Webseite. Doch FTT wurde bei weitem nicht nur als digitaler Gutschein verwendet, sondern war zu großen Teilen in der Bilanz von Alameda Research zu finden. Dabei handelt es sich um die Trading-Firma von SBF, auf der der Erfolg von FTX fußt. Offenbar sollten die FTTs Darlehen decken, was schließlich ans Tageslicht kam. Daraufhin begann Binance – als früher FTX-Investor ebenfalls Besitzer großer FTT-Bestände – den Token zu verkaufen.
Das setzte eine schnelle Abwärtsspirale in Bewegung, an deren vorläufigen Ende der Fire Sale von FTX an Binance steht. Die Geschichte ist wahrscheinlich noch nicht zu Ende, weil die Due Diligence noch einige weitere böse Überraschungen bringen könnte. Jedenfalls haben sofort eine Reihe von Krypto-Unternehmen sich damit beeilt, sich von FTX und FTT zu distanzieren – darunter die beiden Stablecoin-Macher Circle und Tether.
Coinbase, Circle & Tether nehmen Abstand
„Circle has no material exposure to FTX and Alameda. FTX has been a customer of Circle Payment APIs for the past 18 months, providing card and ACH services for customer transactions. Circle’s crypto payments beta product uses FTX and other exchanges, for BTC/ETH liquidity„, so Circle-Chef Jeremy Allaire. Circle steht hinter dem Stablecoin USDC, hat aber noch andere Services, die teilweise von FTX genutzt wurden. „To be clear: Tether does not have any exposure to FTX or Alameda. 0. Null.„, so Paolo Ardoino, CTO und Kopf von Tether, das den USDT-Stablecoin herausgibt.
Auch seitens Coinbase-CEO und Gründer Brian Armstrong kam sogleich der Tweet: „Coinbase doesn’t have any material exposure to FTX or FTT (and no exposure to Alameda). I think it’s important to reinforce what differentiates Coinbase in a moment like this. This event appears to be the result of risky business practices, including conflicts of interest between deeply intertwined entities, and mis-use of customer funds (lending user assets)“, so Armstrong.
Dass sich drei der wichtigsten Player der Krypto-Industrie von dem FTX-Fiasko distanzieren, spricht Bände. Noch ist die Angelegenheit nicht ausgestanden, weil nun auch Binance unter Druck gerät – und sich viele die große Frage stellen: Kann der Marktführer die bisherige Nummer 2 auffangen? Binance-Chef CZ schrieb am Dienstag Abend auch auf Twitter, dass man niemals selbst kreierten Token als Sicherheiten verwenden sollte – etwas, was SBF mit FTT und Alameda Research tat.
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