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„Fuck off Gorillas“: Wie ein deutsches Liefer-Unicorn den Zorn der Anwohner auf sich zieht

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Lebensmittel in zehn Minuten liefern – das ist schneller, als wenn man selbst einkaufen gehen würde. Mit dem Angebot trifft das Berliner Startup Gorillas den Nerv der Lockdown-Zeiten, und auch gleich den Nerv der Investoren. Im März 2020 von Kagan Sümer und Jörg Kattner (Ex-Rocket Internet) gegründet, hat sich die blutjunge Firma ein Jahr später, im März 2021 eine Milliardenbewertung bei Investoren abgeholt. Tencent, Coatue, DST Global und andere investierten satte 244 Millionen Euro in „Flash-Supermarkt“, damit dieser sein hyperlokales Lieferkonzept superschnell ausrollen kann.

Lärm, Stau, verstopfte Gehsteige

Doch der rasante Aufstieg von Gorillas, das von Investoren gerne für seine rasante Execution und das riesige Marktpotenzial gelobt wird, stößt nun in der Heimatstadt Berlin auf Widerstand. Denn um mehr als 1.000 Produkte zu Supermarktpreisen innerhalb von zehn Minuten mit Fahrradboten ausliefern zu können, braucht es ein sehr dichtes Netz an Logistikzentren. Und diese beginnen Anrainer vermehrt zu stören – etwa in den bekannten Stadtteilen Kreuzberg, Friedrichshain oder Prenzlauer Berg. Denn die Warenlager sorgen durch die permanente Anlieferung von Produkten für Stau in den Straßen und frühen LKW-Lärm, und die Gehsteige sind voll mit den Fahrrädern der wartenden Boten. Ein Anrainer hat sogar eine Fahne aus dem Fenster gehängt, auf der steht plakativ: „Fuck off Gorillas“.

Zudem gibt es Beobachtungen, dass die Fahrradboten ihre Teammeetings in Ermangelung von Räumlichkeiten am Gehweg abhalten, auch sollen sich Berichten zufolge Paletten auf den Gehsteigen türmen. Die Behörden prüfen nun, ob das alles eine Überschreitung des Gemeingebrauchs bzw. Sondernutzung ohne Genehmigung darstellt. Anrainerbeschwerden haben mittlerweile auch dazu geführt, dass ein Logistikzentrum wieder zugesperrt und an einen anderen Standort gezogen ist. Die Hyperlokalität zeigt also seine Schattenseiten.

© netzpolitik.org
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Logistik am Bürgersteig

Mit Hilfe der Finanzierungsrunde will Gorillas jedenfalls stark und schnell expandieren. Bis Mitte 2021 will das Startup „in über 15 europäischen Städten mit mehr als 60 Warenlagern“ vertreten sein – und damit potenziert sich das Konfliktpotenzial ordentlich. Den Ärger, den E-Scooter- und Fahrrad-Sharing-Dienste etwa auch in Wien ausgelöst haben (und eigene neue Regeln zur Folge hatten), kann man sich bereits gut auch mit Gorillas und anderen Startups, die auf hyperlokale Lieferdienste setzen, bereits gut vorstellen.

„Die tatsächlichen Kosten werden bei Gorillas externalisiert“, sagt der Wissenschaftler Dominik Piétron, der sich mit den Geschäftsmodellen von Lieferdiensten beschäftigt, zu Netzpolitik.org. Fahrer würden Tag und Nacht zu Niedriglöhnen arbeiten, und die Logistik werde auf die Bürgersteige verlagert. „Die Städte sollten überlegen, ob diese Einnahme des öffentlichen Raums nicht analog zu E-Scooter und Bike-Sharing-Diensten über eine Sondernutzungserlaubnis geregelt werden kann.

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