Führende Hochschule stuft ChatGPT nicht als Schummel-Tool ein
Sie ist weltberühmt und seit Jahren in den Rankings der besten Hochschulen Kontinentaleuropas auf Platz 1: die ETH Zürich. In der Startup-Welt ist sie deswegen ein Vorbild, weil sie so viele Spin-offs wie kaum ein anderes Bildungsinstitut hervorbringt. Statistiken der ETH zufolge waren es etwa 540 Startups, die aus der Hochschule ausgegründet wurden. Das ist mehr, als so manche Länder imstande sind hervorzubringen.
Dementsprechend ist auch der Umgang der ETH Zürich mit neuen Technologien in der Lehre, Ausbildung und Forschung sehr interessant. Und da nimmt die ETH, entgegen einigen anderen Schulen in den USA und Europa, einen interessanten Standpunkt ein. Auf die Frage der Lehrenden, ob ChatGPT als Schummelwerkzeug eingestuft werden sollte, gibt es die klare Antwort:
„Nein. Für Schüler:innen, die bei Hausaufgaben schummeln wollen, wäre es immer noch eine viel effizientere und sicherere Wahl, von Mitschüler:innen zu kopieren oder einige der Online-Dienste wie Chegg zu nutzen“, heißt es in einem offiziellen Statement. Und weiter: „Für jede Art von wissenschaftlichem Schreiben kann ChatGPT einen guten Anfang bieten, um die Schreibblockade zu überwinden, aber die Schüler:innen müssen trotzdem daran arbeiten, ihre Arbeit sicher in der Literatur zu verankern usw. – ChatGPT ist bemerkenswert, produziert aber im Kern nichts als plausible Fiktion.“
Ein Verbot hätte wohl auch wenig Sinn, denn an der ETH Zürich hat man mittlerweile erkannt, dass es anders als bei Plagiats-Software derzeit nicht möglich ist, von ChatGPT geschriebene Texte zuverlässig zu erkennen. „ChatGPT-Antworten sind das Ergebnis eines probabilistischen Algorithmus und daher im Allgemeinen nicht reproduzierbar – zwei Schüler:innen, die ChatGPT verwenden, werden unterschiedliche Ergebnisse liefern“, heißt es dazu. „Die Antworten sind nicht einfach Fragmente des Textkorpus, der für das Training verwendet wurde, und daher können die Antwortpassagen nicht mit Google gefunden werden; ChatGPT plagiiert nicht.“
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Erkennung von ChatGPT-Texten nicht zuverlässig
Es gibt zwar Tools, die ChatGPT aufspüren können sollen, wie ZeroGPT. Doch wie auch Trending Topics bereits feststellte, funktionieren diese nicht zuverlässig und erkennen von ChatGPT geschriebene Texte selten bis gar nicht. Laut ETH Zürich solle man sich auf diese nicht verlassen, „da sie in dem sich schnell entwickelnden Bereich der KI zurückbleiben werden.“
Es wird aber nicht ein Grund angeführt, warum ChatGPT nicht verboten wird. „Zunächst einmal deutet alles darauf hin, dass die Mehrheit unserer Student:innen ehrlich ist. Das Verbot der Verwendung nicht nachweisbarer Hilfsmittel bei unbeaufsichtigten Aufgaben oder die Forderung nach einer Art Ehrenkodex führt wahrscheinlich dazu, dass die ehrlichen Student:innen bestraft werden“, so die ETH Zürich. „Die Student:innen sind sich der Regelverstöße anderer Student:innen stärker bewusst als die Lehrkräfte, und das schafft für sie moralische Dilemmas.“
An der ETH Zürich wird nun erwartet, dass ChatGPT und ähnliche Software von Fall zu Fall entweder erlaubt oder nicht erlaubt wird. Bei Computer-gestützten Prüfungen in kontrollierter Umgebung könnten Web-Dienste bzw. Software blockiert werden, während es in anderen Situationen sogar ausdrücklich erlaubt sein könnte, ChatGPT zu nutzen.
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