Mobility

Gebrauchte E-Autos: Tesla mit 160.000 km – zuschlagen oder Finger weg?

Tesla © Photo by Moritz Kindler on Unsplash
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Der E-Auto-Boom erreicht langsam auch den Gebrauchtwagenmarkt. Laut Eurotax wurden heuer bis Oktober in Österreich bereits mindestens 2.670 (reine) Elektroautos verkauft. Das ist zwar weit entfernt vom Spitzenreiter Diesel (335.480 Autos), aber doch eine deutliche Steigerung zum Vorjahr, in dem im Gesamtjahr 2.900 Mal bei älteren E-Autos zugeschlagen wurde. Der beliebteste Stromer am Gebrauchtwagenmarkt in Österreich war heuer übrigens der BMW i3, gefolgt vom Renault Zoe und dem Nissan Leaf, von denen jeweils mehrere hundert Stück den Besitzer wechselten. 98 Teslas wurden heuer bereits gebraucht verkauft, Spitzenreiter war das Model S in der Allradvariante.

Gut gewartete Dienstwagen

Entgegen vieler Vorurteile, etwa zur Lebensdauer der Batterie, kann es sich durchaus auszahlen, bei E-Autos auf einen Gebrauchtwagen zu setzen. Der Restwert liegt nach 24 Monaten derzeit etwa bei 62,5 Prozent, also etwas niedriger als bei Benzinern (65,5 %) und etwas höher als bei Dieselautos (61,5 %). Die meisten E-Autos in Österreich werden pfleglich behandelt und sind gut gewartet, denn derzeit sind über drei Viertel Dienstwagen oder betriebliche Fahrzeuge – aufgrund der steuerlichen Vorteile. „In ein bis zwei Jahren werden diese Fahrzeuge, nach 48 Monaten Operating-Leasing, den Gebrauchtwagenmarkt befüllen“, ist Marcella Kral, E-Mobility-Expertin beim ÖAMTC, überzeugt.

Der größte Hemmschuh beim Kauf gebrauchter E-Autos ist sicherlich der Akku. Die Lithium-Ionen-Akkus verlieren mit der Zeit an Speicherfähigkeit und damit minimiert sich die Reichweite, also eine kritische Kennzahl für Elektrofahrzeuge. Bei 90 Prozent Akku-Kapazität sinkt die Reichweite laut der ÖAMTC-Expertin etwa um zehn Prozent. Die gute Nachricht: Der Zustand des Akkus lässt sich objektiv bewerten. Alter und Ladezyklenstand der Akkus werden im sogenannten „State of Health“-Wert (SOH) ausgedrückt und dieser Wert kann ausgelesen werden – zum Beispiel bei einem Ankaufstest, der vom ÖAMTC angeboten wird.

Wenn die Garantie abgelaufen ist …

Hersteller geben auf den Akku meist eine Garantie über acht Jahre (Tesla) oder eine gewisse Kilometerstandszahl, die oft bei rund 160.000 km liegt – bis dahin garantieren die meisten Hersteller laut ÖAMTC eine Kapazität von 70 Prozent. Das bedeutet aber nicht, dass ein hoher Kilometerstand vom Kauf abhalten sollte. In Tesla-Foren berichten Besitzer, dass ihre Akkus nach 160.000 Kilometern nach wie vor 85 Prozent der Kapazität haben. Und selbst wenn die Garantie abgelaufen ist, muss das nicht unbedingt ein rotes Tuch sein. Dann sei es aber besonders wichtig, Batterie und Karosserie im Zuge eines Ankaufstests prüfen zu lassen, meint Kral. „Es ist ja ebenso wichtig, dass das Fahrzeug vorschadenfrei ist“.

Der US-Shuttle-Service Tesloop unterzieht Teslas übrigens mit seinem Angebot einem besonderen Stresstest und hat dazu alle Details veröffentlicht. Ein erster Akkutausch war demnach vergangenes Jahr bei einem 2015er-Tesla Model S bei mehr als 300.000 Kilometern notwendig – es war ein Garantiefall und die Kapazität des Akkus lag angeblich lediglich sechs Prozent unter dem Ausgangsniveau. Das Unternehmen hat alle Wartungskosten bis Frühjahr 2019 in ein öffentliches Sheet eingetragen.

Gratis Schnellladen

Gebrauchte Teslas haben übrigens einen ganz eigenen Reiz: Mitunter kann das Auto kostenlos an Tesla Superchargern geladen werden – in Österreich sind das derzeit 18 Ladepunkte. Da sich der US-Hersteller mit diesem Angebot bereits des Öfteren unsicher war und es wechselweise eingeschränkt und dann wieder erweitert hat, sollte man sicherheitshalber bei Tesla nachfragen, ob das konkrete Fahrzeug kostenloses Laden inkludiert hat und ob dieses Recht auch auf einen Zweitbesitzer übertragbar ist.

Tipps zum Kauf eines gebrauchten E-Autos

  • Durchgängiges Serviceheft: Die Garantie ist in der Regel an die Einhaltung des jährlichen Services gebunden.
  • Akku-Testfahrt: Kann der SOH-Wert nich bei einer Werkstatt ausgelesen werden, muss eine ausgiebige Probefahrt sein. Die muss mit einem vollständig geladenen Akku starten, empfiehlt Kral: „Die im Auto angezeigte Restreichweite passt sich Fahrstil und Temperatur an, sodass man nach rund 50 Kilometern Kapazität und Reichweite in der Regel gut einschätzen lassen“.
  • Schnelllademöglichkeit: Ältere E-Autos haben den Schnelllade-Anschluss meist nicht serienmäßig an Bord, er zählte lange zur Sonderausstattung.
  • Wärmepumpe: Eine Wärmepumpe braucht weniger Energie für die Heizung des Fahrzeugs im Winter, gehört bei älteren Modellen aber auch häufig nicht zur Serienausstattung.
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