Fachkräftemangel

Geflüchtete Ukrainer:innen könnten schon bald Jobs in Österreich annehmen

Ukrainische Flüchtende an der slowakisch-ukrainischen Grenze. © Help99.co
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Der Ukrainekrieg hat mittlerweile mehr als eine Millionen Menschen aus dem osteuropäischen Land vertrieben. Vor allem in Rumänien, Polen, Ungarn, Moldau oder der Slowakei kommen die Menschen an, aber auch in Österreich wurden erste Geflüchtete aufgenommen bzw. kommen bei Verwandten oder Bekannten unter. Wie lange sie hier bleiben werden weiß keiner, der Ausgang des Überfallskrieges Russlands auf die Ukraine ist mehr als ungewiss. Unterschiedlichen Schätzungen zufolge ist mit weiteren sechs Millionen Menschen zu rechnen, die in den nächsten Wochen und Monaten zu uns kommen.

Nur zum Vergleich: Laut UNO wurden im Syrienkrieg 6,7 Millionen, aus Afghanistan 2,6 Millionen Menschen vertrieben. Im Falle der Ukraine, die geografisch viel näher ist als diese anderen Krisengebiete, ist deswegen damit zu rechnen, dass noch viel mehr Menschen in EU-Länder ankommen werden. Deswegen haben sich die Innenminister:innen der EU-Staaten am Donnerstag auf die bisher noch nie angewendete „Massenzustrom-Richtlinie“ der EU verständigt. Damit fallen sie unter den Schutz der EU-Länder, in denen sie unterkommen, und sollen dort „notwendige Hilfe in Form von Sozialleistungen und Leistungen zur Sicherung des Lebensunterhalts“ bekommen.

Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte soll bis Sommer am Tisch liegen

Innenministerium: „Arbeitsmarktzugang grundsätzlich möglich“

Und nun kommt ein spannender Punkt: Laut EU-Kommission umfasst dieser Schutzstatus auch gleich „Zugang zu Schulen, medizinischer Versorgung und Arbeit“. Also anders als bei Flüchtlingen aus anderen Weltregionen sollen die Ukrainer:innen bald die Möglichkeit bekommen, auch in Österreich einen Job anzunehmen – und zwar ohne, dass sie Prozesse für eine Arbeitsbewilligung wie bei der Rot-Weiß-Rot-Karte durchlaufen müssen. Den politischen Beschluss der EU-Länder gibt es bereits, noch sind juristische Details zu klären. Aktiviert wird die Richtlinie erst durch Beschluss des Rates.

„Wird die Richtlinie dann umgesetzt, gilt es in einem weiteren Schritt, deren nationale Umsetzung mit einer entsprechenden Verordnung gem. §62 AsylG auf den Weg zu bringen. Ein Arbeitsmarktzugang wäre dann grundsätzlich möglich“, heißt es dazu aus dem Innenministerium zu Trending Topics. Wie lange diese Umsetzung in nationales österreichisches Recht dauert, bleibt abzuwarten. Beim gegenwärtigen Tempo der Ereignisse könnte es aber schon sehr bald sein.

IT-Fachkräftemangel kostet Österreich 3,8 Milliarden Euro pro Jahr

Mehr als 220.000 Fachkräfte fehlen in Österreich

Aus heimischer Sicht ist das eine interessante Entwicklung. Denn alleine im IT-Bereich gibt es aktuell 24.000 offene Stellen, in den nächsten fünf Jahren könnten es bis zu 30.000 werden. Der Fachkräftemangel ist auch in anderen Branchen wie im Baugewerbe, der Gastronomie, der Hotellerie, Maschinenbau, Nahrungsmittelproduktion usw. groß. Insgesamt fehlten in Österreich laut WKO rund 221.000 Personen in den unterschiedlichsten Betrieben.

Gerade im IT-Bereich galt die Ukraine bisher als eines der wichtigsten Länder für Tech-Firmen für Offshoring, weil das Land mit etwa 44 Millionen Einwohner:innen über sehr viele, gut ausgebildete Developer verfügt. Diesen Geflüchteten könnten österreichische Firmen, die seit vielen Jahren über fehlende IT-Fachkräfte jammern, sehr schnell einen Job verschaffen. „Der rasche Zugang von Richtlinien-Flüchtlingen zum Jobmarkt setzt auf deren Selbsterhaltungsfähigkeit. Wer kann, soll arbeiten, das hat wirtschaftliche Vorteile für den Aufnahmestaat – und psychosoziale für die Flüchtlinge selbst“, heißt es etwa beim Standard.

Die Massenzustrom-Richtlinie gilt übrigens so lange, bis im Heimatland der Geflüchteten wieder friedlichere Zustände herrschen. Darüber entscheidet der EU-Ministerrat mit qualifizierter Mehrheit.

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