Generare: 5 Millionen Euro für Medikamente nach neuen genetischen Rezepten
Dass Penicillium eine starke antibiotische Wirkung hat, wurde entdeckt, weil zufällig ein Schimmelpilz in einer Petrischale im Labor gewachsen war. Das französische BioTech-Startup “Generare“ möchte nichts dem Zufall überlassen, sondern bewusst neue Medikamente herstellen. Zuerst sollen weniger verbreitete Moleküle aufgespürt und anschließend geklont werden. Dafür gab es gerade umgerechnet 5 Millionen Euro in einer Seed-Finanzierungsrunde.
Natürliche Moleküle klonen
Generare ist dabei, einen hoch skalierbaren Ansatz zu entwickeln, um aus vielversprechenden Wirkstoffen aus der Natur die Grundlage für neue Antibiotika, Krebsmedikamente oder andere Arzneimittel herzustellen. Der Fokus liegt dabei auf Molekülen, die von Mikroorganismen produziert werden und sich für die Behandlung von Menschen eignen. Um die Forschung voranzutreiben, müssen laut Dr. Vincent Libis, Mitbegründer und Chief Science Officer von Generare, große Mengen an genetischem Material gesichtet werden.
“Wir sind wirklich daran interessiert, chemische Moleküle zu entdecken, die von Bakterien produziert werden“, so Libis. Er bezeichnet das Vorhaben des Startups als „Suche nach genetischen Rezepten“. Es sei Molekularbiologie nötig, um die DNA zu sequenzieren, sie auszuschneiden und einzufügen – genauso aber Bioinformatik oder Computerbiologie. Erst seit Oktober 2022 gibt Generare an, mit seiner neuartigen Technik zu arbeiten. Dabei stützt man sich auf rund ein Jahrzehnt Arbeit von Libis im Bereich der Gentechnik, wie TechCrunch berichtete.
Mehr als 1.000 “genetische Rezepte“
In den letzten 12 Monaten will das Startup bereits mehr als 1.000 „genetische Rezepte“ entwickelt haben. Darunter sollen sich 100 „neuartige“ chemische Moleküle mit antibiotischer Wirkung befinden. Grundsätzlich gilt laut CEO und Mitbegründer Guillaume Vandenesch: Je mehr Moleküle gefunden werden, desto größer sind die Chancen, das nächste Milliarden-Dollar-Medikament zu finden. Dabei soll die entwickelte und mittlerweile patentierte Methode es ermöglichen, die gesamte chemische Vielfalt der Mikroben zu erforschen.
Forschungsparadies: Bodenflora und Meeresmikrobiota
Für die Suche nach natürlichen Molekülen entnimmt das Startup Mikroorganismen aus dem Boden. “Im Boden gibt es 1.000 Arten [von Bakterien] pro Gramm, und zwar auf dem ganzen Planeten“, so Libis. Die Bakterien im Boden haben sich laut CEO Vandenesch 400 Millionen Jahre lang entwickelt und sind deshalb sehr wertvoll für die Forschung, um die “wirklich mächtige Chemie“ zu identifizieren, die sich durch natürliche Prozesse entwickelt hat. Neben den Bodenmikroben will Generare auch Mikroorganismen aus dem Meer entnehmen. Die Menschheit kenne laut dem Doktor nur 3 Prozent aller Chemikalien, die von Mikroben hergestellt werden. Es gäbe noch ein großes Reservoir zu erforschen.
Arzneimitteln gemeinsam mit Pharmaunternehmen entwickeln
In der kürzlich abgeschlossenen Finanzierungsrunde haben sich eine Reihe von Investoren beteiligt, darunter Teampact.ventures, Galion.exe und die von der EU unterstützten VIVES Partners. Synbioven, Saras Capital und Better Angle haben ebenfalls investiert, genauso wie eine Reihe von Business Angels. Generare hat eigenen Angaben zufolge eine Vereinbarung mit dem französischen Biotech-Unternehmen „Aurobac Therapeutics“ über die Erprobung seiner Technologie getroffen.
Mit den frisch gewonnenen 5 Millionen Euro aus der Seed-Runde soll nun der Gentransfer industrialisiert werden. Das Startup will seine Prozesse im Labor in eine möglichst schlanke und rationelle Produktionslinie umwandeln. “Die Vision ist die Erforschung der erfolgreichsten Methode in der Geschichte der Pharmazie und auch der Agrochemie in planetarischem Maßstab“, so Libis. In den nächsten zwei Jahren müsse aber noch einiges an Forschung passieren.
Das Generare-Geschäftsmodell sieht vor, sich an der gemeinsamen Entwicklung von Arzneimitteln mit Pharmaunternehmen zu beteiligen. Es verspricht sich eine Rendite für alle “wertvollen bioaktiven Moleküle“, auf die es seine Partner aufmerksam gemacht hat.
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