Staatssekretär gegen Verbot von ChatGPT in Österreich
Italien hat eine vorübergehende Sperre von ChatGPT wegen der mutmaßlich unerlaubten Verarbeitung von persönlichen Daten verhängt; in Deutschland wird darüber nachgedacht; und prominente Internet-Unternehmer rund um Elon Musk fordern sogar ein sechs- bis zwölfmonatiges Moratorium für die Weiterentwicklung von AI-Modellen. Die Diskussion um Nutzen und Schaden von Künstlicher Intelligenz ist im Zuge des OpenAI-Hypes ganz oben angekommen und wird maßgeblich mit beeinflussen, wie der AI Act der EU die Sache angeht.
Auch österreichische Politiker:innen setzen sich deswegen intensiv mit ChatGPT und Co auseinander. „Künstliche Intelligenzen läuten gerade ein neues Internetzeitalter ein. Ich bin der Meinung, dass Verbote von Innovationen noch nie zum gewünschten Erfolg geführt haben, nämlich mehr Transparenz und Sicherheit für die Nutzer. Was wir daher brauchen ist eine gute Regulierung, dadurch muss das Vertrauen in die Technologien gestärkt werden. Hier ist die Politik gefordert: KIs raus aus der Blackbox zu bringen und sie gemäß unserer europäischen Werte zu nutzen“, so Digitalisierungs-Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP) in einer Aussendung.
In Deutshcland ist ein ChatGPT-Verbot derzeit in Diskussion. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit, Ulrich Kelber, hält eine Sperrung des Chatbots für denkbar. In Italien argumentierte die dortige Datenschutzbehörde, dass ChatGPT Regeln beim Daten- und beim Jugendschutz breche. Anbieter OpenAI hat seit Freitag 20 Tage Zeit, um die Probleme zu beseitigen, währenddessen wurde der Dienst für italienische IP-Adressen vorerst blockiert. In Deutschland wiederum hat das Bundesdigitalministerium einen derartigen Schritt vorerst abgelehnt.
AI Act könnte ChatGPT, Lensa oder Vall-E als Hochrisiko einstufen
AI Act bedeutet Überarbeitung der österreichischen KI-Strategie
Der AI Act der EU ist derzeit noch in Verhandlung. Wie berichtet wurde der Vorschlag zu einer Verordnung um einen Annex erweitert, der unterschiedliche Hochrisikostufen für AI-Anwendungen vorsieht (mehr dazu hier). Kommt es zur Umsetzung des aktuellen Vorschlags, dann werden biometrisch basierte Systeme (z.B. Gesichtserkennung wie bei Lensa), KI-generierte Texte (z.B. von Jasper, Bing Chat oder ChatGPT) oder KI-generierte audio-visuelle Inhalte, die eine Person darstellen, die etwas tut oder sagt, was nie passiert ist (z.B. Stable Diffusion, Midjourney) als Hochrisiko eingestuft werden.
Damit würde einhergehen, dass hohe Auflagen für solche Hochrisiko-Anwendungen kommen, die wiederum nur für große Unternehmen (z.B. Microsoft und Co.) stemmbar sind. Deswegen gibt es aktuell auch die Diskussion, dass sich die EU durch zu strenge Regulierung von AI-Entwicklungen selbst ausschließt. Bereits jetzt sehen viele die EU in Sachen AI weit hinter den USA und China, die in den vergangenen Jahren deutlich mehr Geld in den Bereich investierten. Generell wurden 2022 etwa 118 Mrd. Dollar in KI investiert, 2026 sollen es bereits 300 Mrd. Dollar sein.
Für Österreich bedeutet der AI Act, dass die KI-Strategie der Bundesregierung überarbeitet werden muss. „Die Einigung zum AI Act steht kurz bevor, der den rechtlichen Rahmen für die Entwicklung und Inbetriebnahme von KI maßgeblich verändern wird – darauf muss auch mit konkreten Maßnahmen reagiert werden“, heißt es aus Turskys Büro.“Die rasante technologische Entwicklung im Bereich KI (vor allem bei generativer KI) bringt neue Herausforderungen – und auch Chancen mit sich, denen wir uns als Politik stellen und geeignete Antworten liefern müssen.“
Italienische Datenbehörde stoppt ChatGPT wegen Verarbeitung von Personendaten