Generative AI sorgt bisweilen nicht für massenhafte Jobverluste bei Freelancern
Ist AI doch nicht der befürchtete Job-Killer? Freiberufler können (vorerst) einmal aufatmen, sofern sie gewillt sind, sich in bestimmten Sektoren umzuorientieren. Denn eine neue Studie zeigt, dass generative KI den Arbeitsmarkt für Freelancer deutlich verändert – allerdings anders als befürchtet. Statt eines massiven Stellenabbaus beobachten Forscher:innen vor allem Verschiebungen in der Nachfrage nach bestimmten Fähigkeiten.
Ein internationales Forschungsteam analysierte über drei Millionen Stellenausschreibungen auf einer globalen Freelancer-Plattform, sowohl vor als auch nach der Einführung von ChatGPT. Die im Journal of Economic Behavior & Organization veröffentlichte Studie zeigt deutliche Veränderungen in verschiedenen Arbeitsbereichen.
„Statt der befürchteten massenhaften Jobverluste zeigt unsere Studie eine deutliche Verschiebung in der Nachfrage“, erklärt Studienautorin Maria del Rio-Chanona vom Complexity Science Hub und University College London. Besonders betroffen sind Bereiche mit leicht automatisierbaren Aufgaben: Die Nachfrage nach „Über uns“-Seiten sank um 50 Prozent, Übersetzungen westlicher Sprachen verzeichneten einen Rückgang von 30 Prozent.
„Wer Veränderungen versteht, kann sich besser an neue Arbeitswelt anpassen“
Gleichzeitig entstehen neue Chancen: „Während die Nachfrage nach Experten bei ersetzbaren Fähigkeiten zurückgeht, steigt sie bei komplementären Fähigkeiten an“, so del Rio-Chanona. Die Nachfrage nach Machine-Learning-Expertise stieg um 24 Prozent, die Entwicklung von KI-Chatbots verzeichnete sogar eine Verdreifachung.
Besonders interessant: Die Auswirkungen treffen verschiedene Erfahrungsstufen unterschiedlich stark. Bei automatisierbaren Tätigkeiten wie Übersetzungen sind vor allem erfahrene Freelancer betroffen. In der Programmierung hingegen sinkt die Nachfrage nach Berufseinsteigern, während erfahrene Fachkräfte gesucht werden.
„Wer diese Veränderungen versteht, kann sich besser an die neue Arbeitswelt anpassen“, fasst del Rio-Chanona zusammen. Die Studie unterstreicht, dass KI weniger ein Jobkiller ist, sondern vielmehr eine Umstrukturierung des Arbeitsmarktes bewirkt.