Getir erwirbt Lieferdienst-Rivalen Gorillas für 1,2 Milliarden Dollar
Es hat sich schon im Oktober abgezeichnet, doch nun ist es beschlossene Sache: Getir, das in Istanbul ansässige Lieferdienst-Decacorn, hat den deutschen Konkurrenten Gorillas gekauft. 1,2 Milliarden Dollar hat Getir für den Rivalen hingeblättert. Das ist etwas mehr, als noch im Oktober prognostiziert wurde, als von einem Kaufpreis von unter einer Milliarde Dollar die Rede war. Der Wert der kombinierten Gruppe beläuft sich laut Financial Times auf zehn Milliarden Dollar, da sich die Konsolidierung auf dem Markt für Liefer-Apps beschleunigt.
Gorillas: Konkurrent Getir will Berliner Lieferdienst übernehmen
Konsolidierung auf dem Liefer-App-Markt
Der Deal bringt zwei der größten Nutznießer des Booms bei der Finanzierung von Jungfirmen in Europa zusammen, die seit 2020 zusammen mehr als drei Milliarden Dollar von Risikokapitalgebern erhalten haben. Beide versprechen Lieferungen von Lebensmitteln und anderen Waren in nur zehn Minuten. Investor:innen stellen sich jedoch derzeit vermehrt gegen verlustbringende Tech-Firmen. Deshalb kam es bereits zur Schließung oder zum Verkauf mehrerer kleinerer Lebensmittel-Apps. Dadurch sind Getir, das US-amerikanische Unternehmen Gopuff und das deutsche Unternehmen Flink die letzten überlebenden großen Akteure in diesem Sektor.
Wie stark der Liefer-App-Boom zurückgegangen ist, zeigt sich am Kaufpreis von Gorillas. Noch im September des vergangenen Jahres wurde das Berliner Unicorn bei einer Finanzierungsrunde mit satten drei Milliarden Dollar bewertet. Auch Getir senkte seine eigene Bewertung um etwa ein Viertel. Noch im März kam das Unternehmen durch eine Investment-Runde zu einer Bewertung von 11,8 Milliarden Dollar. Nun hat das neue kombinierte Unternehmen eine Wertung von zehn Milliarden Dollar, wobei Gorillas zwölf Prozent der Gesamtsumme ausmacht.
Türkischer Lieferdienst Getir wird durch 768-Millionen-Dollar-Runde zum Decacorn
Gorillas könnte Stellenabbau bevorstehen
Einige der Investoren von Gorillas – zu denen Delivery Hero, Coatue Management, Tencent und DST gehören – sollen zusätzlich zu Aktien von Getir rund 40 Millionen Dollar in bar erhalten. In Anbetracht der gesunkenen Bewertung ist es jedoch wahrscheinlich, dass einige Gorillas-Investor:innen keine oder nur eine geringe Rendite für ihre Investition erhalten werden. Auch könnte es zu einem Stellenabbau kommen, da sich das Netzwerk der beiden Unternehmen aus „Dark Stores“ in Städten wie London, Paris, Amsterdam und Berlin stark überschneidet.
Gorillas-Mitgründer Kağan Sümer wird das Unternehmen laut Berichten voraussichtlich verlassen. Die Übernahme des Konkurrenten soll es Getir ermöglichen, die Kosten für die Kundenakquise zu senken und die Effizienz der Lieferungen zu steigern. Getir, zu dessen Geldgebern die Mubadala Investment Company, Sequoia Capital und Tiger Global gehören, hofft auf eine weitere Finanzierung Anfang nächsten Jahres.