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getquin: Zwei Berliner Gründer bauen das Instagram für Investor:innen

Die getquin-Mitgründer Raphael Steil und Christian Rokitta. @getquin
Die getquin-Mitgründer Raphael Steil und Christian Rokitta. @getquin
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Wo holst du dir Investment-Tipps ab? In Fachmedien? Bei Freunden und Arbeitskolleg:innen? In pseudonymen Telegram-Gruppen? Bei WallStreetBets? Den beiden Berliner Gründern Raphael Steil und Christian Rokitta ist das alles nicht gut genug. Deswegen haben sie eine App namens getquin gestartet, die als Social Network für junge Anleger dienen soll. Nach dem Instagram-Prinzip kann man anderen Usern folgen und deren Portfolios (Aktien, Krypto-Assets, ETFs) einsehen, und wenn man Lust hat, in Updates die eigene Investment-Strategie beschreiben.

Seit dem Start haben sich rund 90.000 Nutzer in der App angemeldet. „In der Investment-Journey ist das Trading am einfachsten. Aber alles was vorhin und danach passiert – sprich welches Investments soll ich tätigen und wie kann ich mein Portfolio optimieren und ergänzen – ist schwierig“, sagt Steil zu Trending Topics. „Wir wollen diese beiden Stufen so vereinfachen wie möglich, indem wir unseren Nutzern eine Platform geben, um sich austauschen, neue Investmentideen finden können und noch ihr Portfolio anpassen können dank besserer Daten.“

Das erinnert natürlich an die reddit-Community #WallStreetBets, die im Jänner eine beispiellose Kampagne rund um GME- und AMC-Aktien lostraten und die Kurse im Kampf gegen Hedge-Fonds in den Himmel schickten. Doch mit WallStreetBets hat getquin eigentlich nichts zu tun.

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„Herdenverhalten einer der häufigsten Fehler“

„Wir haben im Mai 2020 mit unserem Portfolio-Tracking-Tool angefangen und die Idee, einen sozial Feed mit einzubauen kam dann im Sommer 2020, als wir sahen, dass wir ein starkes Engagement auf Instagram mit unserer Community hatten. Wir finden, Gamestop hat gezeigt, wie wichtig es ist, unsere Community nachhaltig aufzubauen, mit sehr diversen Content Creators, damit es nicht zu einem Online-Casino wird“, sagt Steil. „Herdenverhalten ist leider noch immer einer der häufigsten Fehler, den wir bei Kleinanlegern feststellen. Unsere Community soll dazu dienen, sich besser zu einer bestimmten Thematik zu informieren, um dann anschließend eine bessere Entscheidung treffen zu können.“

getquin spricht größtenteils Nutzer zwischen Mitte 20 und Mitte 30 an – also vor allem jene Menschen, die sich im letzten Jahr das erste Mal Aktien oder Kryptos gekauft hat und tiefer in die Materie eintauchen wollen. „Eine mangelnde Finanzbildung ist der Grund, warum wir jetzt in Deutschland aber auch in Ländern wie Spanien und Frankreich eine schlechte Aktien- und Investmentkultur haben“, sagt Steil. „Das heißt, wir als Finanzdienstleister, haben die Verantwortung etwas dagegen zu unternehmen. Wir sind hier aber auch sehr dankbar für die gute Arbeit die Influencer leisten, um die Leute aufzuklären.“

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Zocker-Aktien sind kein Tabu

Den angesprochenen Herdentrieb will getquin also nicht auslösen, im Gegenteil. „Wir wollen uns nicht einmischen, was Leute handeln sollen und was nicht. Unsere Rolle ist es aber umso mehr, unterschiedliche Meinungen und Inhalte in der App zu haben, damit unsere Nutzer sich selbst eine Idee bilden können“, sagt Steil. „Zu jedem Wertpapier sieht man nicht nur Informationen zu dem Unternehmen und deren Zahlen, sondern auch wie viele Leute in der Community es handeln und was die dazu sagen. Uns ist es wichtig, unseren Nutzern so viel Informationen und Austausch wie möglich zu geben.“ Ein kommendes Feature etwa soll Nutzer sogar warnen, wenn ein bestimmtes Wertpapier gerade sehr volatil ist – so wie es die GME-Aktie dieses Jahr war.

Der Einfluss auf die getquin-Nutzer ist aber nur bis zu einem gewissen Grad gegeben, dass wissen auch die Gründer. „Am Ende des Tages ist dies der Fluch und der Segen einer Community. Wenn sich unsere Nutzer dazu entscheiden würden, sich nur über Zocker-Aktien zu unterhalten, dann müssen wir dies respektieren und können die Inhalten nicht einfach entfernen“, sagt Steil. „Was wir aber machen können und müssen, ist dann noch mehr Content fördern, um den Leute eine zweite Meinung geben zu können.“

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Andocken an die Neobroker

Das stetig steigende Interesse an Investmentmöglichkeiten in Zeiten verstärkter Inflation treibt nicht nur immer mehr Nutzer zu getquin, sondern auch Investoren. Hauptinvestor ist die Sino AG, die auch hinter Trade Republic steckt, auch derUS-Fonds Runa Capital, Axel Springer und diverse Angels aus der Finanzbranche haben gemeinsam mehrere Millionen Euro in den Aufbau von getquin gesteckt.

Etwas offen ist dabei noch, wie sich die App mit bald 100.000 Nutzern finanzieren soll. Naheliegend wären etwa Affiliate-Links zu Neobrokern – wenn sich getquin-Nutzer bei Trading-Apps wie Trade Republic oder Scalable Capital anmelden, könnte das für getquin eine Vermittlungsprovision bedeuten. Zahlreiche solcher Online-Broker sind bereits via Open Banking an die App angebunden, um das Portfolio zu importieren. Doch von der Idee der Vermittlungsprovisionen sind Steil und Rokitta mittlerweile wieder abgekommen. „Aktuell sind wir völlig auf Wachstum fokussiert und sind auch fest davon überzeugt, dass unsere App, wie sie jetzt verfügbar ist, auch kostenlos bleiben soll. Wenn unsere Community größer ist, kann man überlegen, ein Subscription-Modell mit mehr Analysen und Bildung einzuführen.“

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