Glasproduktion: Energiereiche Herstellung soll nachhaltiger werden
Eigene Gemüsenetze mit in den Supermarkt nehmen oder eine eigene Dose mit zum Metzger, all das war vor der Pandemie möglich. Doch mit den neuen Hygienevorschriften und Lockdowns ist wieder vermehrt zu beobachten: Menschen packen Obst und Gemüse in Plastiktütchen, Essen von Lieferdiensten kommt selten ohne Alu- oder Styroporverpackung plus Plastiktüte aus. Dabei ist Verpackungsmüll jetzt schon ein riesiges Problem. Eine naheliegende Alternative scheinen da Glasverpackungen zu sein. Immerhin kann Glas mehrmals wiederverwendet und recycelt werden. Mit Inkrafttreten des Verpackungsgesetzes (VerpackG) zu Jahresbeginn 2019 müssen mindestens 80 Masseprozent des Behälterglases zur Wiederverwendung vorbereitet oder dem Recycling zugeführt werden. Ab dem Jahr 2022 steigt die Verwertungsquote für Behälterglas auf 90 Prozent.
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Energieintensivster Herstellungsprozess
Trotzdem darf der Energieverbrauch der Glasproduktion nicht unterschätzt werden.
Große Mengen an Glas werden in Wannen hergestellt, die rund um die Uhr betrieben werden und die in der Regel mit Gas oder Öl befeuert werden. Dabei müssen Temperaturen zwischen 900 und 1.600 Grad Celsius erreicht werden, um das Glas zu schmelzen. Laut dem deutschen Umweltbundesamt gehört die Glasproduktion damit zu den energieintensiven Herstellungsprozessen. Entsprechend hoch sind die energiebedingten CO2-Emissionen und durch die hohen Schmelztemperaturen auch die Stickstoffoxid-Emissionen.
Weiterhin treten Staubemissionen sowie je nach verwendetem Heizöl Schwefeldioxid-Emissionen auf. Dies ist mit einem Nachhaltigkeitsgedanken, der zukünftige Generationen nicht gefährden soll, schwer zu vereinbaren. Das Umweltbundesamt sagt selbst auf seiner Website: “Bei einem solch energieintensiven Herstellungsprozess bedeutet dies, dass Glas- und Mineralwolle wohl niemals nachhaltig produziert werden kann. Nur eine Annäherung an dieses Ziel ist durch intensive Anstrengungen unter anderem bei der Energie- und Rohstoffeinsparung möglich.”
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Minderungen der Emissionen möglich
Um eben diese Einsparungen möglich zu machen, gibt es bereits viele Ansätze für die Industrie. Stickstoffoxid-Emissionen werden meist mit Primärmaßnahmen wie Wannenabdichtung, Optimierung des Verbrennungsprozesses oder Brennstoff-Sauerstoff-Beheizung gemindert. Deutliche Minderungen der Stickstoffoxid-Emissionen können mit Sekundärmaßnahmen wie der Selektiven Katalytischen Reduktion (SCR) oder Selektiven Nichtkatalytischen Reduktion (SNCR) erreicht werden. Und durch fallfreie Gemengeeingabe in den Ofen sowie den Einsatz von elektrostatischen Abscheidern oder Gewebefiltern kann die Staubemission reduziert werden.
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Neue Schmelzwanne soll Emissionen senken
Doch damit bleibt ein großes Problem: der hohe Energieverbrauch. Um diesen zu verringern, wurden schon viele Projekte durchgeführt. Nun gibt es aus Deutschland eine neue Meldung: das Bundesumweltministerium fördert ein weiteres Projekt zur nachhaltigen Glasherstellung in Bayern mit rund 9,9 Millionen Euro.
Im Rahmen des Umweltinnovationsprogramm möchte die Gerresheimer AG am Standort Lohr am Main die Herstellung von Glasverpackungen für die Pharma- und Kosmetikindustrie nachhaltiger gestalten. Dazu investiert das Unternehmen das Geld in eine neue Schmelzwanne, die laut Aussagen des Ministeriums im Vergleich zu konventionellen Schmelzwannen mit einem erheblich höheren Stromanteil betrieben werden kann. Das hat den Vorteil, dass dieser Strom dann aus erneuerbaren Energien bezogen werden kann. Damit sollen laut dem Umweltamt die verursachten jährlichen CO2-Emissionen um rund 22.000 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Zudem ermögliche die Optimierung des Produktionsprozesses die Einsparung von 5.000 Tonnen Rohmaterial pro Jahr.
Doch obwohl die Regierung bereits in dieses und ähnliche Projekte investiert, wird es noch etwas dauern, bis mir uns dem Maximum an Nachhaltigkeit angenähert haben. Deshalb macht das Umweltbundesamt auch jetzt schon darauf aufmerksam, dass auch jede:r Bürger:in einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann. Mehrwegflaschen werden beispielsweise bis zu 50-mal wiederbefüllt, bevor sie wieder eingeschmolzen werden. Außerdem verzichtet man besser auf Flaschen mit speziellen Formen, Farben oder Prägungen, wenn es sich nicht um regionale Spezialitäten handelt. Denn diese müssen, laut dem Amt, über lange Transportstrecken zu speziellen Brauereien zurückgebracht werden.