global leaders summit: “Wien wird zum Hotspot für weibliche Führungskräfte”
„Viele Geschäftsleute haben Wien nicht wirklich auf dem Schirm – vor allem, wenn es um weibliche Führungskräfte geht. Mit dem diesjährigen ‚Global Leaders Summit‘ wollen wir aufzeigen, dass in Wien viele Startups von Frauen gegründet werden und unsere Stadt ein Hotspot für weibliche Führungskräfte ist bzw. noch verstärkt werden kann.“ Im Interview spricht Co-Founderin und CEO von “the female factor„, Mahdis Gharaei, über den anstehenden Summit, Top-CEOs, die Vorteile von Female Leadership und darüber, inwiefern DEI (Diversity, Equity, Inclusion) politisch ist.
Wien als Hotspot für weibliche Führungskräfte
“the female factor”, als globale Karriere- und HR-Plattform, verfolgt das große Ziel, die Lücken auf der Führungsebene zwischen den Geschlechtern in der Wirtschaft zu schließen. Am 19. September findet der Global Leaders Summit im Wiener Rathaus statt. Der Summit ist die Abschlussveranstaltung der „Leadership:Redefined“-Bewegung, die vor zwei Jahren gemeinsam mit der Stadt Wien gestartet wurde.
“the female factor“ porträtierte in der Vergangenheit 365 Führungspersönlichkeiten aus verschiedenen Ländern. Einige von ihnen sowie viele weitere herausragende weibliche Führungskräfte sollen beim Global Leaders Summit zusammenkommen – wie zum Beispiel Jes Wolfe, CEO des US-Medienunternehmens „Rebel Girls“. In diesem Jahr stehen die Themen künstliche Intelligenz in der Führung, finanzielle Transparenz, Inspiration von Frauen und Personal Branding im Fokus. Genauso soll es aber auch um „People, Planet, Profit“ und die Frage gehen, wie eine Balance zwischen Gewinn und Umwelt geschaffen werden kann.
Top-Speaker:innen und Red Table Talks
Erwartet werden rund 600 Gäste aus insgesamt 50 verschiedenen Ländern. „Der Fokus liegt natürlich auf Female Leaders, daher rechnen wir mit 90 Prozent weiblicher Führungskräfte, die vor Ort sein werden“, so Gharaei. Als Top-Speakerinnen werden Anabela Delic, Director Operations und Franchising-Chefin bei McDonald’s, Marisha Lakhiani, Chief Growth Officer der „lebenstransformierenden“ Plattform Mindvalley, die Angel-Investorin und Influencerin Diana zur Löwen sowie Google-Österreich-Chefin Maimuna Mosser genannt.
Vicky Petrie aus Großbritannien, eine Vertreterin des „The Reykjavík Index for Leadership“, wird die öffentliche Wahrnehmung von weiblichen Führungskräften in den G7-Ländern präsentieren. Damit nicht genug, auch Stefanie Ahammer ist dabei – laut Gharaei „wissen die wenigsten, dass Visa in Österreich von einer Frau geleitet wird“. Mit der deutschen Gründerin der Menstruations-App „Clue“, Ida Tin, und vielen weiteren wird auch die Startup-Szene vertreten sein.
“Investorinnen, die tatsächlich Geld in die Hand nehmen”
Für die interaktiven Sessions ist das Konzept der „Red Table Talks“ aus den USA vorgesehen, bei dem 10-15 Leute an einem Tisch sitzen und zum Beispiel über die Überwindung von Vorurteilen diskutieren. Grundsätzlich geht es aber auch darum, sich mit anderen Leaders zu vernetzen und internationale Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Allein im Rahmen des Global Leaders Summit sollen 400 Meetings stattfinden. „Es werden sehr viele Investorinnen dabei sein, die tatsächlich Geld in die Hand nehmen und in frauengeführte Unternehmen investieren wollen“, verrät Gharaei.
Neue Ära der Leaders
Für die CEO von „the female factor“ sollte eine gute Führungsperson unabhängig von ihrem Geschlecht beurteilt werden. Das Thema weibliche Führungskräfte wird allerdings so stark gepusht, „weil Frauen in den Führungsetagen grundsätzlich unterrepräsentiert sind“. Der Trend geht klar in Richtung human-centric Leadership, also mit Fokus auf Empathie und Kollaboration. Laut einer Statistik von Zenger Folkman, einem Unternehmen für Führungsentwicklung und Personalberatung, schneiden Frauen in 17 von 19 Führungskompetenzen besser ab als Männer. Für Gharaei zeichnet sich eine gute Führungskraft durch ihre Eigeninitiative, Resilienz und die Fähigkeit aus, andere Menschen inspirieren und motivieren zu können. „Was ich am meisten an guten Führungskräften respektiere, ist, wenn sie ihr Ego im Griff haben und authentisch sind. Dazu gehört vor allem auch, die nächste Generation zu fördern und mit hinaufzunehmen.“
Im Gespräch mit Trending Topics hebt Gharaei drei herausragende Führungspersönlichkeiten hervor, denen sie mehr Sichtbarkeit verschaffen möchte: Melanie Perkins, die Gründerin von Canva, Jes Wolfe, die CEO von Rebel Girls, und Stefanie Ahammer, die Chefin von Visa Österreich.
Man kann schon Angst um Europa bekommen. Man muss aber nicht.
DEI-Programme in Gefahr: Investments werden eingestellt
In letzter Zeit gab es immer wieder verstärkt Kritik an diversen DEI-Programmen (Diversity, Equity, Inclusion) – vor allem in den USA. Das Thema wird von Gegner:innen einerseits als politisch motiviert dargestellt, andererseits wurden viele Förderungen aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation eingestellt. Das betrifft zum Beispiel etablierte US-Bewegungen wie „Girls in Tech“ oder „Women Who Code“, die People of Color für die Tech-Industrie gewinnen wollten. Gharaei sieht darin ein klares Funding-Problem und trauert um „Girls in Tech“ – eine NPO, die 17 Jahre lang aktiv war.
„Die Realität ist, dass wir uns in wirtschaftlich schwierigen Zeiten befinden. DEI-Programme oder Initiativen werden leider oft als nice-to-have und nicht wirklich als essenziell erachtet. Unternehmen wechseln in so schwierigen Zeiten, wo es auch sehr viele Layoffs gibt, eher in die kurzfristige Perspektive und vernachlässigen die langfristige Sicht auf die Dinge.“ Die CEO von “the female factor“ sieht allerdings in jeder Krise auch eine Chance, dass sich diese Communities zusammentun und gestärkt gemeinsam weitermachen oder eine Finanzierung aufstellen.
“Die Emotion aus der Diskussion rausnehmen”
Wenn Unternehmen ihre Führungsebenen nicht diverser gestalten, wird laut Gharaei einfach ein riesiges wirtschaftliches Potenzial auf der Straße liegen gelassen. Der Podcast „All-In“, moderiert von vier Tech-Investoren, bezeichnet das „Sterben“ von DEI als den „besten politischen Trend“ des Jahres 2023. Darauf die CEO: “Ich verstehe nicht, warum DEI-Initiativen so emotional erachtet werden von einer Gruppe, die sich von solchen Programmen vielleicht nicht abgeholt fühlt. Wir sollten sie zum Summit einladen.”
Darüber hinaus sei hilfreich, über Diversität die Vorteile von Diversität “so inklusiv wie möglich zu kommunizieren. Es gehe um unser aller Wohl und vor allem auch um unseren Wohlstand. “Mir wäre wichtig, die Emotion aus der Diskussion rausnehmen. Im Grunde sind DEI-Programme, wie jedes andere Business-Ziel anzusehen. Ich setze mir Ziele, führe ein gewisses Programm ein, das ich durchziehe und dann beurteile ich, ob es geholfen hat oder nicht.”
Ein Wort zu Kamala Harris und Elon Musk
Den Führungsstil von Kamala Harris, die in der Vergangenheit auch zum „the female factor“-Movement eingeladen wurde, bezeichnet Gharaei – von dem, was sie über die Medien mitbekommt – als kommunikativ und inspirativ. Sie sei fähig, Menschen abzuholen und ein “Wahnsinnsvorbild für so viele Mädchen da draußen”. Harris zeige auf, dass es jedes amerikanische Mädchen schaffen kann, als Präsidentin der USA zu kandidieren, wenn sie in ihre Ausbildung investiert. Ob sich Harris für DEI-Programme stark machen werde, will Gharaei nicht kommentieren. „Ich finde, sie muss es machen. Sie hat keine andere Wahl.“
Für den X-Post von Elon Musk aus dem Jahr 2023 „DEI must die“ findet Gharaei ganz klare Worte: „Da müssten sofort ein paar richtig coole Frauen rausgehen und auf der Plattform posten: ‚Ignorant white man must die‘.“ Einige Leader wie Musk wählen laut der CEO von „fhe female factor“ den Kommunikationsstil eines Mobbers. „In so einem Fall müssen wir ganz stark unsere Stimme heben.“
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