Globaler Finanzsektor lässt mit Trumps Amtsantritt grüne Versprechen fallen
Ursprung: Glasgow Financial Alliance for Net Zero
In den letzten Jahren gab es Bemühungen, den globalen Finanzsektor auf den Weg zur Klimaneutralität auszurichten. So wurde 2021 bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow ein wichtiges Klimabündnis des Privatsektors geschlossen: Die „Glasgow Financial Alliance for Net Zero“ (GFANZ).
Dabei war vorgesehen, dass sich die Mitglieder an das Pariser Abkommen halten müssen. Es sollte eine sektorweite Zusammenarbeit geben, um „Billionen Dollar zu mobilisieren, die notwendig sind, um (…) die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen“. Auch die Portfolios der Finanzinstitute sollten bis 2050 auf Netto-Null ausgerichtet werden. Angepasst an Trumps Politik gab die GFANZ nun aber diese Forderung auf.
Schwindende Bedeutung der Klimainitiative
GFANZ lockerte also ihre klimapolitischen Vorgaben – was nicht ohne Folgen blieb: Ein Netzwerk von Netto-Null-Vermögensverwaltern beendete daraufhin seine Arbeit, wie der Guardian berichtete. Ihre Aufgabe war es, Finanzinstitute beim Erreichen von Klimazielen zu unterstützen.
In einem nächsten Schritt löschten führende Vermögensverwalter die Verpflichtungserklärung von ihrer Website, darunter BlackRock.
Die New Yorker Investmentgesellschaft brachte den Stein sozusagen ins Rollen. Als Grund für diese Entscheidung wurde Folgendes genannt: Die Mitgliedschaft habe „Verwirrung über die Praktiken von BlackRock gestiftet und uns rechtlichen Anfragen verschiedener Beamter ausgesetzt“.
BlackRock wollte demnach kein „falsches“ Bild über seine Geschäftsstrategien vermitteln. Möglich ist, dass Investor:innen den Vermögensverwalter als zu klimabewusst wahrgenommen haben, was mit den Investitionsstrategien mancher Anleger:innen nicht vereinbar war.
GFANZ-Problematik läge nicht nur an Trump
Andrew Garraway, dem Leiter des Bereichs Klimapolitik bei der Klimaanalysefirma Risilience, zufolge seien die Schwierigkeiten rund um GFANZ nicht nur auf Trump zurückzuführen. Seiner Meinung nach stieß die Initiative seit ihrer Gründung im Jahr 2021 auf immer stärkeren Widerstand von Seiten der Republikaner.
„Die Präsidentschaft Trumps ist jedoch der Auslöser dafür, dass sich viele US-Finanzunternehmen aus dem GFANZ und den sektoralen Allianzen zurückziehen“, so Garraway. Sie würden sich vor „politischen und rechtlichen Konsequenzen fürchten, wenn sie als zu aktiv bei der Dekarbonisierung angesehen werden.“
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Traditionelle Industrie sieht sich bedroht
Dass diese Entwicklungen genau zu einer Zeit stattfinden, in der in Los Angeles die schlimmsten Waldbrände wüten und weltweit Überschwemmungen sowie Hitzewellen auftreten – und das nur kurz nach der Amtseinführung von Donald Trump – gilt laut vielen Expert:innen als eine Katastrophe. Analyst:innen warnen, dass noch Schlimmeres bevorstehen könnte.
Der Widerstand gegen ESG-Investitionen und Initiativen wie der GFANZ komme hauptsächlich von jenen Playern, die am meisten von der Netto-Null-Energiewende bedroht sind. Dazu zählen Öl- und Gasunternehmen. Laut Paddy McCully, Analyst für die Energiewende bei der NGO Reclaim Finance, sieht sich die Industrie einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt. Sie setze ihre politische Macht in den USA aktuell erfolgreich ein, um ihre Interessen zu verteidigen.
Entwicklungen haben Europa erreicht
Amerikanische Großbanken sind nicht die Einzigen, die internationalen Klimabündnissen den Rücken zukehren. Auch die Schweizer Großbank UBS prüft laut dem Handelsblatt den Ausstieg aus der Net Zero Banking Alliance (NZBA). NZBA ist eine von Banken geführte, von der UNO einberufene Gruppe globaler Banken, die ihre Aktivitäten bis 2050 auf Netto-Null-Treibhausgasemissionen ausrichten.
In den vergangenen Monaten sind bereits US-Banken wie Goldman Sachs, Morgan Stanley, Wells Fargo, Bank of America, Citigroup und zuletzt JP Morgan Chase ausgetreten. UBS-Chef Sergio Ermotti sagte gegenüber Bloomberg: „Wir müssen die Situation sorgfältig analysieren.“
Schweizer Großbank UBS erwägt Ausstieg
Die UBS ist das erste europäische Institut, das die Net Zero Banking Alliance offiziell in Frage stellt. Laut Ermotti würde zwar das Ziel, den Klimawandel einzudämmen, bestehen bleiben. Aber: „Die Realität ist jedoch, dass es nicht möglich und nicht glaubwürdig ist, zu denken, dass dies in jedem einzelnen Land und jeder Region der Welt mit der gleichen Geschwindigkeit und im gleichen Umfang umgesetzt werden kann.“
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