Globaler Klimastreik in Wien: Keine Spur von Klima-Resignation
In Wien ist es windig, um die zwanzig Grad und bewölkt. Es ist zu spüren – der Herbst steht bereits in den Startlöchern und fegt die Menschen wieder in die heimischen Wohnungen. Heute aber nicht. Denn der heutige 24. September ist der Stichtag für den achten weltweiten Klimastreik. Dazu aufgerufen hat die Klimabewegung Fridays For Future, gefolgt sind Bewegungen auf der ganzen Welt. Greta Thunberg selbst, als Begründerin der Bewegung, ist in Berlin. Hier fällt der heutige Klimastreik in eine besondere politische Zeit. Nur zwei Tage später, am 26.09.2021, wird nach 16 Jahren ein/e neue/r Bundeskanzler:in gewählt. Erstmals haben auch die Grünen mit Annalena Baerbock eine Kandidatin gestellt. Als „Lobbyisten für die Grünen“ will die FFF-Bewegung laut Thunberg, zitiert von Der Standard, nicht auftreten. Bisher behandele keine Partei in Deutschland die Klimakrise wie einen Notfall, so die Schwedin.
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Tausende Teilnehmende in Wien
In der österreichischen Landeshauptstadt Wien startete der Zug der Demonstrierenden heute um 12.00 Uhr am Praterstern mit dem Ziel: Heldenplatz. Mehr 100 Organisationen, Initiativen und Gewerkschaften nehmen in Wien an den Protesten teil. Dazu hatten die Veranstalter rund 10.000 Teilnehmende im Vorfeld angekündigt. Gegen 15.00 Uhr kamen diese am Wiener Heldenplatz an.
Bereits am 19. März 2021 wurde heuer für das Klima gestreikt. Die Monate dazwischen haben deutlich gezeigt, dass Aktivismus für mehr Aufmerksamkeit für den Kampf gegen die Klimakrise noch lange nicht obsolet ist. Globe Waldbrände, Starkregenfälle und in weiterer Folge Überschwemmungen und Erdrutsche, der heißeste Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen sind nur einige der Ereignisse, welche in den letzten Wochen die Nachrichten dominiert haben.
Anfang August veröffentlichte der UN-Weltklimarat den ersten Teil des sechsten Sachstandsberichtes. Die Aussagen aus diesem sind ernüchternd: 1. Die Erwärmung des Klimas ist auf den menschlichen Einfluss zurückzuführen, 2. Extreme Wetterereignisse stehen eindeutig in Zusammenhang mit der Klimakrise, 3. Die Erderwärmung schreitet schneller voran als bisher angenommen, 4. Keine Weltregion ist von den Folgen der Klimakrise ausgeschlossen. Aber auch: 5. Mit einer signifikanten Reduktion der ausgestoßenen Emissionen kann der Klimakrise noch entgegen gewirkt werden.
@ Tech & Nature / Jasmin Spreer
Kein ausschließliches Thema der Jungen
Insbesondere der fünfte Punkt treibt die Menschen nun heute weltweit auf die Straßen. In Wien ist in der Menge der Demonstrierenden von Resignation angesichts der Klimakrise nichts zu spüren. Unzählige Plakate leuchten in bunten Farben auf dem Wiener Heldenplatz und heben sich von der historischen Kulisse deutlich ab. Teilnehmende unter 30 Jahren dominieren die Menge, aber eben nicht nur. Neben einzelnen Älteren unterstützen auch Organisation wie „Teachers for Future“ und „Omas gegen Rechts“ unter anderem die Veranstaltung und machen deutlich, dass zumindest heute hier auf dem Wiener Heldenplatz eben nicht nur die jüngere Bevölkerung sich gegen die Klimakrise erhebt.
Inwiefern sich diese Erkenntnis auch auf die Wahlergebnisse am Wahlsonntag übertragen lassen wird, bleibt abzuwarten. Neben der deutschen Bundestagswahl findet auch die oberösterreichische Landtagswahl und die Grazer Gemeindewahl statt.
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Tanzen und singen gegen die Krise
Heute erklingen zumindest für das Klima Sprechchöre, es wird gesungen und getanzt. Die Stimmung zwischen den Menschen ist gelöst, enthusiastisch, entschlossen – FFP2 Masken hat ein Großteil der Menschen auf. Gefordert wird vieles. Sowohl internationale dominierende Themen, wie ein Stopp der Nutzung von fossilen Energien und eine Reduzierung oder ein kompletter Ausstieg aus dem Fleischkonsum, bis zu ganz lokalen Themen, wie der Forderung nach der Umsetzung des Klimavolksbegehrens oder die Forderung nach einem Baustopp der Lobau-Autobahn zieren die Plakate. Es erklingen Hymnen wie „The final Countdown“ and „We are the Champions“. Die Menge tanzt und will gehört werden und Wiens kühler Wind trägt die Klänge weiter. Ob sie auch gehört werden, wird sich zeigen. Spätestens wenn wieder zu einem globalen Klimastreik aufgerufen wird. Dass er kommen wird ist bei der heutigen Stimmung und den Herausforderungen der Klimakrise sicher. Das wird dann schon der neunte globale Klimastreik sein.