Gmail-Erfinder: ChatGPT wird Googles Geschäftsmodell in 2 Jahren zerstören
Paul Buchheit ist im Silicon Valley schon eine Nummer. Er hat beim Internet-Konzern Google gearbeitet und dort nicht nur Gmail und den Prototyp für das Werbenetzwerk Google AdSense entworfen, sondern sogar das Unternehmensmotto „Don’t be evil“ vorgeschlagen. Später dann verließ er Google, um die damaligen Facebook-Konkurrenten Friendster zu gründen, der dann von Mark Zuckerberg aufgekauft wurde – und Buchheit zum Facebook-Mitarbeiter machte. Danach wurde Buchheit Angel Investor und Partner bei der berühmtesten Startup-Schmiede der Welt – Y Combinator.
Wenn Buchheit also etwas zu sagen hat, dann ist das durchaus interessant. Und so ist ein Tweet von ihm durch die Tech-Welt gegangen. „Google ist vielleicht nur noch ein oder zwei Jahre von der totalen Disruption entfernt. KI wird die Suchmaschinen-Ergebnisseite eliminieren, mit der das Unternehmen den größten Teil seines Geldes verdient“, twitterte er. „Selbst wenn sie bei der KI aufholen, können sie sie nicht vollständig einsetzen, ohne den wertvollsten Teil ihres Geschäfts zu zerstören.“ Die Suchleiste von Google würde durch das Chat-Feld von ChatGPT ersetzt werden, so wie die Gelben Seiten einst durch Google ersetzt worden waren.
Buchheit ist natürlich OpenAI von Sam Altman, das mit ChatGPT und Dall-E derzeit für Furore sorgt, sehr nahe. OpenAI ist im Umfeld von Y Combinator entstanden, Altman war vor seiner Vollzeitrolle als CEO von OpenAI Präsident von Y Combinator. Storytelling ist auch ein Faktor. Im Silicon Valley werden Geschichten, in denen die großen etablierten Player durch kleine smarte Startups disruptiert werden, natürlich heiß geliebt.
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Mit Microsoft im Rücken
Bei Google, das nicht nur an der eigenen KI-Lösung Lamda (Language Model for Dialogue Applications) arbeitet, sondern schon andere Systeme in Entwicklung hat, hat der rasche Aufstieg von ChatGPT für Alarmstufe Rot gesorgt. So wird derzeit überlegt, die beiden Gründer Larry page und Sergey Brin an die operative Spitze des Unternehmens zurückzubringen. Sie könnten mit ihrer Stimm-Power notwendig sein, um große Einschnitte durchzuboxen – etwa, stark in AI zu investieren und zwischenzeitlich das etablierte Geschäftsmodell Suchmaschinenwerbung hintan zu stellen. Das wäre bei Shareholdern wohl unpopulär, weil es Umsatz und Gewinn schaden könnte.
Doch dass Google reagieren muss, ist klar. Durch die Tochter Deepmind sieht sic der Konzern noch im Vorteil, und eine Reihe neuer Blog-Artikel soll dafür sorgen, dass das Unternehmen mehr ins Gerede kommt. Man will zeigen, dass man ChatGPT und OpenAI nicht unterlegen, sondern mindestens ebenbürtig ist, und damit das derzeit vorherrschende Narrativ auflösen. Ob das gelingt, ist eine andere Frage.
Derzeit ist das Narrativ auf Seiten von OpenAI und dem Großinvestor Microsoft. Der hat nicht nur ein zehn Milliarden Dollar schweres Investment angekündigt, sondern auch, dass die OpenAI-Tools in zahlreiche eigene Produkte – sowohl für Endnutzer:innen als auch Business-User – integriert werden sollen. Spätestens zur Konferenz Google I/O wird spannend, mit welchen Features Mountain View dagegen halten wird.
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