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Good COP, Bad COP? Die Details zur Klimakonferenz COP28 in Dubai

Dubai von oben. © Christoph Schulz auf Unsplash
Dubai von oben. © Christoph Schulz auf Unsplash
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Am Donnerstag startet in Dubai die COP28-Klimakonferenz, bei dem vom 30. November bis zum 12. Dezember fast 200 Länder versuchen werden, die Bemühungen zur Eindämmung der Klimakrise zu verstärken. Doch die COP ist schon seit Längerem eine recht kontroverse Veranstaltung. Im vergangenen Jahr waren die Ergebnisse des Events eher enttäuschend, weil kaum wirkliche Einigungen erreicht wurden (wir berichteten).

Auch in diesem Jahr wird das Mega-Event wohl wieder polarisieren, besonders weil es in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfindet, einem signifikanten Player in der globalen Ölindustrie. Wir zeigen in unserem FAQ die wichtigsten Informationen zur COP28, sowohl die negativen als auch die positiven.

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Wer kommt, wer kommt nicht?

Bei der COP versammeln sich jedes Jahr Tausende von Klimawissenschaftler:innen, Vertreter:innen aus der Politik, Aktivist:innen, sowie Repräsentant:innen aus der Wirtschaft. Im vergangenen Jahr waren mehr als 45.000 Teilnehmende dabei. In diesem Jahr rechnet man sogar mit rund 70.000 Gästen. Dazu gehören auch wichtige und prominente Personen wie der US-Klimabeauftragte John Kerry und Chinas Sonderbeauftragter für den Klimawandel Xie Zhenhua. Nicht dabei ist US-Präsident Joe Biden, wie vor Kurzem bekannt wurde. Anwesend wird jedoch das Oberhaupt der katholischen Kirche sein: Papst Franziskus soll bei der COP28 eine Rede halten.

Wer ist gerade COP-Präsident?

Der Gastgeber und Präsident der COP in Dubai ist Sultan Ahmed Al Jaber. Er ist CEO der staatlichen Ölgesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc; auch Miteigentümer der OMV). Außerdem ist er seit 2016 Minister für Industrie und Fortschrittstechnologien des Landes. Al Jaber ist als Chef eines der weltweit größten Ölkonzerne für eine Klimakonferenz ein kontroverser Präsident. Eigentlich wollen sich die Vereinigten Arabischen Emirate bei der Bekämpfung des Klimawandels als Vorreiter positionieren, doch das Land steht in der Kritik, weil es sich nicht entschiedener für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen einsetzt. Mittlerweile wird gar kolportiert, das während der Klimakonferenz Öldeals abgeschlossen werden sollen.

Kritiker:innen sehen Al Jaber als befangen. Der Sultan hat erklärt, dass Demonstrant:innen in das Land einreisen dürfen, aber viele Aktivist:innen sind nach wie vor besorgt über das Risiko einer willkürlichen Verhaftung. Laut der in den USA ansässigen Menschenrechtsorganisation Freedom House gilt das Land aufgrund der Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten und des Mangels an politischen Rechten als „nicht frei“.

Was ist das angekündigte Global Stocktake (GST)?

Dabei handelt es sich um die erste globale Bestandsaufnahme (GST) als umfassende Bewertung der Fortschritte seit der Annahme des Pariser Abkommens liefern. „Dies wird dazu beitragen, die Anstrengungen im Bereich des Klimaschutzes aufeinander abzustimmen, einschließlich der Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, um Fortschrittslücken zu schließen“, versprechen die Veranstalter.

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Was sind die Kernthemen?

Eine der größten Debatten wird die Frage sein, welche Entschädigungen die wohlhabenderen Länder den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Ländern zahlen könnten. Länder mit niedrigem Einkommen tragen die Hauptlast der Klimaauswirkungen wie Überschwemmungen, Brände und Dürren, die Milliarden von Dollar an Zerstörung verursachen. Aber sie haben nur wenig zu der Erwärmung des Planeten beigetragen, die diese Katastrophen verursacht.

Länder wie die USA und Europa haben ihren Wohlstand durch die Nutzung fossiler Brennstoffe erlangt und sind heute für den größten Teil der wärmeverursachenden Emissionen in der Atmosphäre verantwortlich. Seit Jahren argumentieren die Entwicklungsländer, dass sie für die durch den Klimawandel verursachten Schäden aufkommen müssen. Auf dem Klimagipfel 2022 haben die Länder eine historische Vereinbarung zur Einrichtung eines Fonds speziell für diesen Zweck getroffen. Seitdem sind die Verhandlungen holprig verlaufen.

Die Länder haben sich darüber gestritten, welche Länder in den Fonds einzahlen sollen, welche Länder für eine Finanzierung in Frage kommen und wo der Fonds untergebracht werden soll. Die Industrieländer haben den Entwicklungsländern jährlich 100 Milliarden Dollar zugesagt, um sie bei der Anpassung an die globale Erwärmung und der Abkehr von fossilen Brennstoffen zu unterstützen, doch Studien zufolge ist noch viel mehr Geld nötig. Es ist die Rede von einer Billion Dollar, um etwa Klimaschäden wie jene, die durch Überflutungen in Pakistan entstanden sind, zu beheben.

Andere wichtige Themen sind die Reduktion von Energie aus fossilen Quellen und die Förderung von Erneuerbaren, die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen und Investitionen in die Klimaresilienz.

Wie sieht es mit 1,5-Grad-Ziel aus? Ist es noch erreichbar?

Das wohl größte übergeordnete Ziel von Klimaschützer:innen ist derzeit wohl das 1,5-Grad-Ziel. Dabei handelt es sich um den Richtwert, der beim Pariser Klimaabkommen im Jahr 2015 ausgehandelt wurde. Demzufolge darf die globale Erwärmung 1,5 Grad Celsius nicht überschreiten. Dieses Ziel erfordert entschiedene und signifikante Maßnahmen weltweit. Doch in den vergangenen Jahren rückte diese Bestrebung in weite Ferne. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten die Emissionen bis 2030 um 42 Prozent fallen.

„Die Konferenz müsste eigentlich in einen Notfallmodus gehen“, sagt der Klimaforscher Niklas Höhne vom New Climate Institute. Verändern sich die Maßnahmen für 2030 nicht, seien die Emissionen am Ende des Jahrzehnts doppelt so hoch, wie sie für das 1,5-Grad-Ziel sein dürften. Das verbleibende CO2-Budget schwinde zu rasch und damit auch das Paris-Ziel. Kürzlich ließ der Experte Mojib Latif vom Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung aufhorchen als er meinte, das 1,5-Grad-Ziel lasse sich nicht erreichen und war schon von Anfang an unrealistisch.

„Manche Menschen geraten in Panik und denken, die Welt geht unter, wenn die 1,5 Grad nicht eingehalten werden“, erklärte Latif gegenüber der Augsburger Allgemeinen Zeitung. In Deutschland sei der Wert längst überschritten, weltweit betrachtet werde die Erderwärmung verglichen mit der vorindustriellen Zeit in diesem Jahr bei einem Plus von 1,2 Grad liegen. Natürlich warnt auch Latif vor den Auswirkungen der Klimakrise und kritisiert die COP28. „Der Klimawandel geht voran, während sich die Weltpolitik in unverbindlichen Ankündigungen ergeht und noch nicht einmal das einhält, was sie versprochen hat“, so der Forscher. Beim Klimaschutz fahre der Zug eigentlich schon seit Paris 2015 im Rückwärtsgang.

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Welche Auswirkungen haben die aktuellen geopolitische Konflikte auf die COP28?

Mit dem Ukraine-Krieg und dem Konflikt in Israel ist die geopolitische Lage derzeit sehr gespannt. Das hat auch Auswirkungen auf die Verhandlungen bei der COP28. Die Klimadiplomatie ist bereits umstritten. Die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten erschweren die diplomatischen Beziehungen zwischen einigen der größten historischen Verursacher des Klimawandels – nämlich den USA, Russland und China.

Bei den letztjährigen Klimagesprächen warfen Vertreter der Entwicklungsländer die Frage auf, warum reiche Länder wie die USA schnell Waffen liefern, während sie die Mittel für die Anpassung an den Klimawandel und saubere Energie nur langsam bereitstellen. Diese Bedenken werden in Dubai wahrscheinlich wieder zur Sprache kommen, da die USA nun weitere Milliarden Dollar an Israel liefern. Israels Bombardierung des Gazastreifens erregt auch den Zorn anderer Länder im Nahen Osten und im globalen Süden, und ein breiterer regionaler Konflikt könnte auf den weltweiten Energiemärkten für Chaos sorgen.

Welche Unternehmen sponsern die Veranstaltung?

Neben zahlreichen Ministerien und Staatsbetrieben des Gastgeberlandes UAE sind unter anderem folgende Konzerne als Großsponsoren gelistet:

  • Al-Futtaim Group (Mischkonzern aus UAE mit Automobil, Elektronik, Versicherungen, Dienstleistungen, Immobilien, Einzelhandel, Industrie)
  • EY (Unternehmensberater)
  • Bank of America
  • HSBC (Bank)
  • Octopus Energy (UK-Energie-Scaleup)
  • Iberdrola (spanischer Energiekonzern)
  • IBM
  • Investcorp
  • Siemens
  • mashreq (Bank aus UAE)
  • Coursera (EduTech)
  • DP World (Hafenbetreiber aus UAE)
  • Etisalat (Telekom aus UAE)
  • Korea Hydro & Nuclear Power

Hat die COP überhaupt noch Relevanz?

Das letztjährige COP27-Treffen in Ägypten endete mit einem verwässerten Abkommen, in dem die Forderung nach einem Ausstieg aus allen fossilen Brennstoffen – dem größten Verursacher der globalen Erwärmung – nicht mehr enthalten war. Die Gipfeltreffen sind zu einem Zirkus geworden, „mit den Ölstaaten als Zirkusdirektor“ und allen anderen als „Clowns“, schrieb Sandrine Dixson-Declève letztes Jahr als Co-Präsidentin des Club of Rome, einer gemeinnützigen Organisation in der Schweiz, die sich mit dem Klimawandel beschäftigt.

Das Problem, so Dixson-Declève gegenüber NPR, besteht darin, internationale Verhandlungen mit einer Handelsmesse zu verbinden. Die Zahl der Lobbyisten, die an den Veranstaltungen teilnehmen, sei sprunghaft angestiegen, und zivilgesellschaftliche Gruppen hätten Schwierigkeiten, die Kosten für die Reservierung eines Pavillons in der COP-Konferenzhalle aufzubringen. „Einige erhalten leichteren Zugang als andere, weil sie dafür bezahlen können. Und das bedeutet, dass diejenigen, die über Pavillons verfügen, bestimmte Regierungen zu Gesprächen einladen können“, sagt Dixson-Declève.

Dennoch sind die COP-Treffen für Aktivist:innen und arme Länder, die am stärksten von klimabedingten Katastrophen betroffen sind, nach wie vor wichtige Veranstaltungen. Weil alle an einem Tisch sitzen, können sie ihre Anliegen durchaus öffentlichkeitswirksam vorbringen. Es muss sich aber noch zeigen, ob die diesjährige Klimakonferenz konkretere Ergebnisse hervorbringt als die im letzten Jahr.

Welche Maßnahmen trifft die Konferenz selbst in Sachen Klimaschutz?

Eine Handvoll Maßnahmen gibt es:

  • Eine „klimafreundliche“ Version der Webseite, die weniger Bilder lädt als die VOllversion, um Energie zu sparen
  • Ein klimafreundliches Menü für die Teilnehmer:innen vor Ort
  • Teilnehmer:innen werden angehalten, mit der U-Bahn zur Konferenz in Dubei zu fahren und nicht mit dem Auto
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