Google: Der KI-Konter gegen Microsoft und ChatGPT
Dank dem Hype-Tool ChatGPT ist unter den großen Tech-Konzernen dieser Tage ein regelrechter KI-Krieg ausgebrannt. Microsoft will ChatGPT in seine Suchmaschine Bing integrieren und so nach eigenen Angaben die „Internet-Suche neu erfinden“, wie der IT-Gigant am Dienstag ankündigte. Das Hauptziel dieses KI-Vorstoßes ist natürlich der Suchmaschinen-Platzhirsch Google, der mit der Anwendung „Bard“ bereits einen Gegenentwurf in der Pipeline hat. Doch nicht nur Bard soll die Position von Google stärken. Am Mittwoch präsentierte der Konzern weitere Details zu seiner kommenden KI-Offensive.
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Bard: Die Google-Antwort auf ChatGPT
Am Montag kündigte der Konzern überraschend seinen KI-Assistenten Bard an. Das Tool baut auf LaMDA (Language Model for Dialogue Applications) auf und soll die Suche unterstützen. In ersten Screenshots ist zu sehen, dass „Bard“ oberhalb der bekannten Suchergebnisse Antwort-Texte hinschreiben kann. Wie genau dieses Tool in die Suche integriert wird, ist noch nicht festgelegt, jedoch soll die Anwendung laut Google als separate Option neben der gewohnten Suche dienen. Letztere soll durch KI jedoch auch wesentlich präziser werden.
Google zufolge basiert Bard auf dem Prinzip „NORA“ („No One Right Answer“), was bedeutet, dass diverse und komplexe Informationen in die Suchergebnisse mit einfließen sollen. Das soll nicht nur bei informativen Suchen, sondern auch bei Käufen helfen. Beispielsweise sollen User:innen so bei der Suche nach einem neuen Auto passendere Ergebnisse erhalten. Das soll natürlich auch für Werbetreibende ein Vorteil sein. Microsoft hat mit ChatGPT ein ähnliches Versprechen gemacht. Hier stellt sich die Frage, ob Google hier „organischen“ oder bezahlten Ergebnissen den Vortritt lässt und ob Kund:innen wirklich das finden, was individuell zu ihnen passt. Doch der Konzern verspricht, dass Werbung bei den Suchen immer gekennzeichnet sein soll.
Noch befindet sich Bard in einer frühen Entwicklungsphase, doch Google führt nach eigenen Angaben bereits erste Tests mit Developern durch. In Zukunft ist auch eine Suite an neuen KI-Tools und APIs geplant, mit denen Entwickler:innen arbeiten sollen. Google muss sich auf jeden Fall mit der Entwicklung von Bard beeilen, denn Microsoft macht mit seiner ChatGPT-Integration mächtig Druck. Das Programm gilt als echte Bedrohung für den Suchmaschinen-Giganten.
KI-Vorstoß auch bei Lens, Maps und Translate
Doch nicht nur Bard ist eine KI-Zukunftshoffnung für Google. Ebenfalls soll mit der neuen „Kombi-Suche“ neben Text auch Bilder und Sprachaufnahmen die Suche natürlicher und intuitiver werden. Wenn User:innen hier beispielsweise zu einem Teppich passende Polster suchen, können sie ein Foto des Teppichs in der Google App mit der Lens-Funktion machen und in der Suchleiste das Wort “Polster” ergänzen. In den Suchergebnissen werden visuelle Übereinstimmungen von Polstern angezeigt, die dem Muster des abfotografierten Teppichs entsprechen. Google hat die Kombi-Suche bereits letztes Jahr angekündigt ist nun dabei, das Tool in verschiedenen Sprachen global auszurollen.
Weitere KI-Neuigkeiten gibt es bei Google Maps. Mit der Anwendung „Indoor Live View“ soll es möglich sein, sich an unübersichtlichen Orten, wie zum Beispiel einem unbekannten Flughafen, leichter zurechtzufinden. Das Feature wird in den kommenden Monaten auf mehr als 1.000 neue Flughäfen, Bahnhöfe und Einkaufszentren gebracht. Außerdem führt Maps in den kommenden Monaten weltweit neue Informationen für E-Fahrzeuge ein, darunter Ladestopps für Fahrten, das Finden von Schnellladefunktionen sowie Ladestationen in den Suchergebnissen.
Ein weiterer Schritt der KI-Offensive von Google findet beim Übersetzerprogramm Translate statt. Neue Funktionen wie mehr anpassbare Funktionen, neue kontextbezogene Übersetzungsoptionen und ein neues Design sollen die Nutzung einfacher machen. So soll es nun möglich sein, den übersetzten Text in komplexe Bilder einzubinden, sodass diese viel natürlicher aussehen.