Frontier Fund

Google, Facebook und Co. investieren 850 Mio. Euro in CO2-Abscheidung

Expert:innen tendieren dazu, Carbon Capture zusätzlich zu einer Emissionsreduktion einzusetzen. © Flickr/Matt Hrkac (CC BY 2.0)
EXPERTS TEND TO USE CARBON CAPTURE IN ADDITION TO REDUCING EMISSIONS. © FLICKR/MATT HRKAC (CC BY 2.0)
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Es sind große Namen, die nun in CO2-Entfernung investieren wollen. Google-Mutter Alphabet, Facebook-Mutter Meta, E-Commerce-Unternehmen Shopify, Zahlungsdienstleister Stripe und die Beratungsfirma McKinsey haben am 12. April 2022 gemeinsam den Frontier Fund ins Leben gerufen. Das Ziel des Fonds ist dabei, Technologien zur CO2-Entfernung aus der Atmosphäre zu skalieren und somit günstiger zu machen.

Kann man das Klima retten, indem man CO2 aus der Luft zieht?

Der Frontier Fund nimmt dabei die Stellung eines Advance Market Commitments (vorgezogene Marktzusage) ein. Dabei wird eine künftige Abnahmemenge garantiert, um so die Entwicklung von CO2-Entnahmeverfahren zu beschleunigen. Die Idee stammt dabei aus der Impfstoffproduktion: Vorgezogene Marktzusagen von reicheren Ländern beschleunigte etwa die Entwicklung der Pneumokokken- und auch Coronaimpfungen. Dadurch fiel auch der Endpreis, wodurch schlussendlich auch ärmere Länder profitierten, führen die Verantwortlichen des Funds an.

Bis 2030 will der Fonds insgesamt 925 Millionen Dollar (ca. 850 Millionen Euro) in Carbon Dioxide Removal (CDR)-Technologien investieren. Darunter fällt auch die Direct Air Capture (DAC)-Technologie, durch welche das CO2 direkt aus der Luft abgeschieden wird. Die Technologie steckt bisher noch in den Kinderschuhen und ist dementsprechend teuer. Das Schweizer DAC-Unternehmen Climeworks, das kürzlich eine Investition von 650 Millionen Dollar für ihre Technologie erhielt (wir berichteten), beziffert seine Preise bei der neuesten DAC-Anlage „Orca“ im Gespräch mit Tech & Nature im Dezember 2021 auf 600 Euro pro Tonne. Auf ihrer Website sind Zertifikate erwerblich, welche bei 1.000 Euro pro Tonne CO2 liegen. Somit noch sehr preisintensiv. In zehn bis 15 Jahren könnten ihre Preise allerdings auf 100 Euro pro Tonne sinken, prognostiziert das Unternehmen.

Climeworks: Wie das Schweizer Startup CO2 aus der Luft saugt

Investitionen in Carbon Capture & Storage nötig

Um diesen Preisverfall zu garantieren, sind im Vorfeld aber enorme Investitionen nötig. „Wir bei Alphabet wissen aus unserer langjährigen Erfahrung in der Arbeit an neuen Klimalösungen aus erster Hand, dass das Signalisieren einer frühen Nachfrage Innovationen ankurbeln und den Preis für alle senken kann“, sagt etwa Googles Chief Sustainability Officer Kate Brandt dem Medium BusinessGreen.

Hinter den Investitionen in die CO2-Entfernung steckt jedoch nicht nur die Liebe zur Umwelt, sondern auch ein Geschäftsmodell. Gewisse Industrien, die viel Kohlendioxid ausstoßen, können in Zukunft CDR-Unternehmen zur Abscheidung jener Mengen an CO2 beauftragen, die sie zuvor ausgestoßen haben. Dadurch erreichen diese Industrien zumindest rechnerisch die angestrebte Klimaneutralität.

 

„Wenn wir uns nicht beeilen und das Potenzial dieser Technologien herausfinden, wird die Welt in eine herausfordernde Position gebracht“, sagt Nan Ransohoff, Head of Climate bei Stripe, gegenüber Bloomberg. „Wir verlassen uns auf Technologien, von denen wir nicht wissen, dass sie diese Größenordnung erreichen können“, fügt sie hinzu.

Auch der Weltklimarat geht davon, dass die CO2-Abscheidung gebraucht wird. So sei diese laut Diana Ürge-Vorsatz, Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe III, „essenziell, um bis 2100 CO2-neutral zu werden“. Damit sind aber auch natürliche CO2-Abscheidungsmethoden gemeint, durch Aufforstung und Renaturierung von Ökosystemen etwa oder Bindung des CO2 im Boden.  Zudem gibt es die Möglichkeit des BECCS (Bioenergy with Carbon Capture & Storage), welche darauf abzielt CO2 aus Bioenergie – wie etwa Pflanzenkohle –  abzufangen und zu speichern oder wiederzuverwenden.

Neue Technologien würden aber mehr Forschung, Vorabinvestitionen und den Nachweis des Konzepts in größerem Maßstab erfordern, so der Weltklimarat auf der Präsentation des dritten Teilreports des sechsten Sachstandsberichts Anfang April.

Wie in Marokko eine 30 Hektar große Algen-Farm Tonnen von CO2 aus der Luft ziehen soll

 

Preis pro Tonne abgeschiedenem CO2 muss sinken

Diesem Bedarf entspricht der Frontier Fund nun. Startups mit CDR-Technologien können ihre Ideen nun dem Frontier Fond vorstellen. Der Fond bewertet diese mit einem Expert:innen-Gremium und entscheidet dann, in welche Technologien investiert wird. Dabei sei das erste Ziel, so viele Startups wie möglich zu fördern. Später würde man sich darauf fokussieren, die Ausbeute der CO2-Abscheidung zu maximieren. „Der Preis pro Tonne abgeschiedenem CO2 muss zwischen 40 und 140 Dollar liegen, um die weltweiten Klimaziele zu erreichen“, gibt Dickon Pinner von McKinsey das Ziel gegenüber Bloomberg vor.

Wie grüne Steine zu einem der wichtigsten CO2-Speicher werden können

Alle Anstrengungen, CO2 aus der Atmosphäre zu entziehen, stellen jedoch keine Alternative zur drastischen Reduktion der Treibhausemissionen dar. Laut IPCC müssen die Emissionen in allen Sektoren bis zum Jahr 2030 halbiert werden, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens noch zu erreichen (wir berichteten).

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