Angst vor Traffic-Einbruch? Wie Google wirklich mit KI-generierten Inhalten umgeht
Sie werden nach und nach in Stellung gebracht und zeigen die ersten Effekte: KI-Systeme, die Online-Content erstellen. Und das hat, wie bereits erste Webseiten-Betreiber:innen in einem Online-Forum berichten, durchaus auch Effekte auf die Google-Suchergebnisse und wie dort Online-Artikel gereiht werden. So wollen unterschiedliche Betreiber:innen von Webseiten beobachtet haben, dass ihre eigenen Seiten von anderen Webseiten überholt wurden, die offensichtlich mit AI-generierten Inhalten befüllt wurden. Zum Ärger der Betroffenen, die viel Zeit, Geld und Mühe in den Content investiert haben und sich nun von automatische erstellten Texten überholt fühlen.
Hauptsache hilfreich
Lässt Google nun auch automatisch generierten Content in die sehr vieles entscheidenden Suchergebnisse durch? Wie Barry Schwartz von Search Engine Roundtable, wo er sich auf SEO-Angelegenheiten spezialisiert hat, aufgefallen ist, hat Google die Anmerkung „written by people“ in seinen so genannten „Hilfreiche-Inhalte-System“ nach dem letzten Update der Such-Algorithmen weggelassen. Dort steht nun nur mehr:
„Google Search’s helpful content system generates a signal used by our automated ranking systems to better ensure people see original, helpful content created for people in search results.“
In der deutschsprachigen Dokumentation ist weiterhin die Rede davon, dass in den Suchergebnissen bevorzugt hilfreiche Inhalte gezeigt werden, die von Nutzern für Nutzer geschrieben wurden. Jedenfalls wird das im englischsprachigen Raum nun so interpretiert, dass Online-Inhalte nicht mehr notwendigerweise von Menschenhand geschrieben sein müssen, um weit oben in den Suchergebnissen landen zu können – Hauptsache, sie sind hilfreich für die Suchenden.
Google erkennt nicht alle KI-Inhalte
Jedenfalls ist sehr spannend zu beobachten, wie Google künftig durch von ChatGPT und anderen KI-Systemen generierten Inhalten umgeht. Für Aufregung sorgte etwa, dass bei der Suchanfrage nach „tiananmen square“ relativ weit oben ein offensichtliches AI-generiertes Bild zu dem historischen Ereignis angezeigt wird: Es stellt ein – natürlich gefälschtes – Selfie des berühmten „Tank Man“ dar, der sich aus Protest den anrückenden Panzern des chinesischen Regimes entgegenstellte. 1989, im Jahr des Tian’anmen-Massakers, hat der Mann damals natürlich kein Selfie geschossen.
Aber Tech-News-Seite 404 Media hat es durch SEO geschafft, das KI-Bild auf die erste Seite der Bildergebnisse bei Google zu bringen. Google will das Bild entfernt haben, allerdings zeigt ein schneller Test, das es immer noch da ist. „In Anbetracht des Umfangs des offenen Webs ist es jedoch möglich, dass unsere Systeme nicht immer die besten Bilder auswählen, unabhängig davon, wie diese Bilder erzeugt werden, ob sie von KI generiert wurden oder nicht. In diesem Fall haben wir Maßnahmen ergriffen, um das Bild aus der Suchfunktion zu entfernen, da unsere Richtlinien für diese Funktion ungenaue Inhalte zu Themen von öffentlichem Interesse wie diesem nicht zulassen“, heißt es in einer Stellungnahme seitens Google gegenüber 404 Media zur Causa.
Auch dieses Beispiel zeigt: Google straft AI-Inhalte nicht automatisch ab bzw. kann gar nicht immer erkennen, dass es sich um KI-generierte Inhalte handelt. Wie berichtet hat auch OpenAI sein eigenes AI Detection Tool eingestellt, weil es die durch GPT-Modelle erstellten Inhalte nicht einwandfrei erkennen konnte.
GPTZero, Writer und Co: Diese Tools wollen ChatGPT-Plagiate aufspüren
KI ist für Google „wichtiges Tool“, um „tolle Inhalte“ zu erstellen
Jedenfalls ist seitens Google bereits seit Februar 2023 klar, dass KI-Inhalte unter Voraussetzungen kein Problem für die Suchmaschine sind, die ja so viel Traffic auf Webseiten schickt. „Die Ranking-Systeme von Google belohnen Originalinhalte mit hoher Qualität, die sich durch Erfahrung, Sachkompetenz und Vertrauenswürdigkeit auszeichnen – kurz E‑E‑A‑T (Experience, Expertise, Authoritativeness, Trustworthiness)“, heißt es in einem Leitfaden der Google Suche zu KI-generierten Inhalten. „Unser Fokus liegt auf der Qualität von Inhalten und nicht darauf, wie sie produziert werden. So können wir schon seit Jahren zuverlässige, hochwertige Suchergebnisse liefern.“
Nicht erst seit ChatGPT würde man Automatisierung inklusive AI zur Generierung von Inhalten „mit dem Hauptzweck, das Ranking in den Suchergebnissen zu manipulieren“, hinsichtlich der Spam-Richtlinien abstrafen. Das ist aber keine Absage an KI-Inhalte generell. Nicht jede Automatisierung, auch nicht KI-Generierung, sei Spam. „Automatisierung wird schon lange verwendet, um nützliche Inhalte wie Sportergebnisse, Wettervorhersagen und Transkripte zu erstellen. KI bietet neue Möglichkeiten, sich auszudrücken und kreativ zu sein, und ist ein wichtiges Tool, mit dem Nutzer tolle Inhalte für das Web erstellen können“, heißt es seitens Google.
Das Stichwort, das Google jenen, die für Webseiten-Inhalte verantwortlich sind, ist Nutzerorientierung. Man solle auf „hochwertige, nutzerorientierte Originalinhalte achten, die die E‑E‑A‑T-Eigenschaften“ hätten – und dann könne man auch die KI helfen lassen, diesen Content zu erstellen. Mehr Informationen dazu finden sich hier.