GoStudent will Lern-Bot bauen, der „wesentlich kostengünstiger“ als Tutor:innen ist
Der Absturz der Aktien des EdTech-Unternehmens Chegg durch den Druck des KI-Chatbots ChatGPT hat Unternehmen im Bereich digitaler Bildung in Aufregung gesetzt. Nun prescht GoStudent aus Österreich, zuletzt unter Druck gekommen und von Massenkündigungen geplagt, voran. In einer Aussendung wird nun verkündet, dass man an einem KI-Tutor arbeite. Das ist keine ganz neue Idee, auch die Busuu-Mutter Chegg hat bereits verkündet, mit „CheggMate“ einen Lern-Bot auf Basis von GPT-4 zu entwickeln, den man mit dem proprietären, hauseigenen Content trainieren wird.
„KI hat das Potenzial, einen erheblichen Mehrwert zu schaffen, sowohl in Bezug auf Umsatzmöglichkeiten als auch auf die Verbesserung des Lernerlebnisses“, sagt Felix Ohswald, CEO und Co-Founder von GoStudent, in einer aktuellen Aussendung. „Um diese Technologie richtig zu nutzen, müssen Bildungsunternehmen herausfinden, wie KI eingesetzt werden kann, um ihre bestehenden USPs zu verstärken. Bei GoStudent bieten wir 1:1-Nachhilfe von Mensch zu Mensch. Aufgrund dieser persönlichen Verbindung bleiben die Schüler:innen während ihrer gesamten Lernreise bei uns. In erster Linie werden wir KI nutzen, um die Erfahrung von Schüler:innen und Tutor:innen weiter zu verbessern – indem wir zunehmend maßgeschneiderte Unterrichtsstunden und Lernumgebungen schaffen und Prozesse automatisieren, sodass die Tutor*innen mehr Zeit mit den Schüler:innen verbringen können.“
Während die Mensch-zu-Mensch-Nachhilfe betont wird, ist auch an zwei Stellen der Aussendung deutlich zu lesen: Dieser KI-Tutor soll „wesentlich kostengünstiger sein“ und zu einem „weitaus niedrigeren Preis erhältlich“ sein werden. Klar: ChatGPT, mittlerweile enorm beliebt bei Schüler:innen und Student:innen, ist teilweise kostenlos verfügbar und wird gerne zum Schreiben von Hausaufgaben oder zum Lernen verwendet. GoStudent zufolge würde der Markt für KI im Bildungswesen 2027 auf 10 bis 20 Mrd. Dollar anwachsen – das ist somit eine ziemlich grobe Schätzung von 100% Unterschied. Auf welche Technologie GoStudent setzen wird, ist derzeit nicht klar.
Investor: KI soll den Wert des Unternehmens steigern
Wie sollen die KI-Bots bei GoStudent funktionieren? Zum einen sollen sie Unterrichtspläne automatisiert erstellen, um den Tutor:innen durchschnittlich 15 Minuten pro Unterrichtsstunde zu sparen; das könne ihnen jeden Monat „hunderttausende Unterrichtsstunden“ an Zeit sparen. Ein Tutor:innen-Support-Bot soll den Tutor:innen Auffrischungskurse zur Weiterbildung anbieten. Zentral wird aber sein, dass die Schüler:innen einen Lern-Bot bekommen, der auf Grundlage ihres Lernstils, ihrer Persönlichkeit und ihres Fachs auf sie abgestimmt ist.
Die Aussendung kommt zu einem Zeitpunkt, in der in der Investor:innenszene immer öfter in Frage gestellt wird, ob GoStudent bereits abgewertet wurde und ob er Unicorn-Status noch da ist. Mit mehrmaligen Verweis auf die Chegg-Abwertung (ungefähr -50%) hebt GoStudent hervor, dass man „im ersten Quartal 2023 einen Nutzerzuwachs von 60 % gegenüber dem ersten Quartal 2022“ verzeichnet hätte. DN Capital, seit 2020 bei GoStudent investiert, ist es offenbar sehr wichtig, dass das Wiener Unternehmen auf KI umrüstet.
„Der jüngste Rückgang der Aktienkurse einiger EdTech-Unternehmen hat verständlicherweise für Aufregung gesorgt“, so Nenad Marovac, Gründer und Managing Partner von DN Capital. „Wir sehen es als entscheidend an, dass die Unternehmen nicht aus den Augen verlieren, was sie in ihrem Bereich einzigartig macht. Bei GoStudent ist es klar, dass KI den Wert des Unternehmens nur steigern kann. Schüler:innen kommen nicht zu GoStudent, um Fakten zu lernen, sondern um ihren perfekten Bildungspartner zu finden, und aus diesem Grund werden sie ihren Wert beibehalten. Ihre Arbeit mit KI wird nur dazu dienen, ihr Angebot zu verbessern.“