Graphcore: Britisches Chip-Unicorn baut Super-Computer, der menschliches Gehirn schlagen soll
In seiner wissenschaftlichen Arbeit „Speculations Concerning the First Ultra-Intelligent Machine“ hat der britische Jack Good 1965 erstmals eine Maschine beschrieben, die die Kapazität des menschlichen Gehirns übersteigt. Knapp 60 Jahre soll es so weit sein. Denn das britische Chip-Unicorn Graphcore hat heute angekündigt, im Jahr 2024 genau einen solchen Super-Computer auf den Markt bringen zu wollen. Er wird, ihn Anlehnung an Jack Good“, „The Good Computer“ heißen und soll mehr einzelne Parameter verarbeiten können als uns Hirn.
„Unser Gehirn ist ein unglaublich komplexes Rechengerät mit etwa 100 Milliarden Neuronen und mehr als 100 Billionen Parametern in einem biologisch-neuronalen Netzwerksystem, das eine Rechenleistung erbringt, die bisher von keinem Siliziumcomputer erreicht wurde“, heißt es seitens Graphcore aktuell. Der Good Computer soll das mit einer Leistung von 10 Exa-Flops, bis zu 4 Petabytes Memory-Speicher wund einer Bandbreite von 10 Petabytes/Sekunde die Leistung des menschlichen Gehirns schlagen können. Der AI-Computer soll dann 500 Billionen Parameter schaffen – also das Fünffache des menschlichen Gehirns. Kostenpunkt dieses Super-Rechners: geschätzte 120 Millionen Dollar.
Chip-Hoffnung Graphcore: “Software ist der Schlüssel zu den Fähigkeiten unserer Hardware”
Neue IPUs gemeinsam mit TSMC
Graphcore ist, wie mehrmals berichtet, eine der wichtigsten Chip-Hoffnungen Europas. Das britische Unicorn, das 2016 von Nigel Toon und Simon Knowles in Bristol gegründet wurde, gilt als einer der wichtigsten Herausforderer des US-Chip-Giganten Nvidia im Bereich von AI-Chips. Graphcore hat sich nämlich auf so genannte IPU (Intelligent Processing Unit) spezialisiert, die dafür ausgelegt sind, AI-Anwendungen ausführe zu können. Und diese IPUs werden auch die Bausteine des Good Computer sein. 8.192 IPUs zusammen geschlossene IPUs sollen die Rechenleistung erbringen.
Dazu bringt Graphcore auch gleich neue IPUs auf den Markt, die auf den Namen „Bow“ hören und eine 40% höhere Leistung bei 16% bessere Stromeffizienz als ihre Vorgängermodelle versprechen – bei gleichen Preisen. Dem Unternehmen zufolge handelt es sich auch um die weltweit ersten 3D Wafer-on-Wafer-Prozessoren. Um das umzusetzen, arbeitet das britische Unicorn eng mit dem taiwanesischen Chip-Produzenten TSMC zusammen. Generell werden die IPUs von Grahcore heute bereits von viele Universitäten und Forschungseinrichtungen auf der ganzen Welt eingesetzt. Die neuen Bow-Chips sollen nun auch vom Pacific Northwest National Laboratory (PNNL), das im US-Energieministerium angesiedelt ist. Ziel sei, die AI-Chips im Bereich Cybersecurity und computergestützte Chemie einzusetzen.
Kostenpunkt: 120 Millionen Dollar
Aber zurück zum Super-Computer. Für den Good Computer sollen mehr als 8.000 dieser IPUs zusammen geschlossen werden, um die Rechenleistung zu erreichen. Zum Vergleich: Die heute führenden Super-Computer, wie an sie in Japan, den USA oder China findet, operieren im Bereich von einigen hundert Peta-Flops. Außerdem soll es in China bereits einen Rechner geben, der einen Exa-Flop schafft. Die 10 Exa-Flops, die, die Graphcore schaffen will, sind ein Level darüber.
„Dieser Computer soll 120 Millionen Dollar kosten, aber das ist weniger als viele andere Super-Computer heute kosten“, sagen die Graphcore-Gründer Nigel Toon und Simon Knowles zu Trending Topics. Es werde kein Hochpräzisions-Computer werden, sondern eher in Richtung probabilistisches Computing gehen. Man würde keine spezifische Software mehr schreiben, sondern Methoden, wie der Computer mit einem Problem umgehen soll, und der Computer würde das dann selbst in Code übersetzen. Bisher brauche man etwa eigene Systeme für Spracherkennung und Bilderkennung, aber der Good Computer solle von Sprache und Bild gleichzeitig lernen können, so die Vision. Der Super-Computer solle etwa berechnen können, wie sich Proteine falten – etwas, das heutige Rechner nicht könnten.
Im Good Computer sehen die Graphcore-Gründer dann auch so etwas wie eine Demokratisierung des Super-Computings. „Die größten Super-Computer sind von Staaten finanziert. Der Good Computer wird es Unternehmen und Universitäten ermöglichen, mit AI zu arbeiten, denn es ist ein Produkt für den Markt.“
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