Graz: Steirische Hauptstadt plant Bau von ersten U-Bahnen
Graz hat ein Problem. Bedingt durch seine geografische Lage und intensiven Verkehr hat die Stadt mit die höchsten Feinstaubbelastungen. Während die Bevölkerung Jahr für Jahr in Österreichs zweitgrößter Stadt wächst, macht der öffentliche Verkehr nur 20 % des städtischen Verkehrsmixes aus, so Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP). Das soll sich nach den aktuell vorgestellten Plänen des Grazer Bürgermeisters aber in den nächsten Jahren ändern. Das öffentliche Verkehrsnetz soll ausgebaut werden und zwar im Untergrund. Die Stadt plant ihre ersten zwei U-Bahnen.
Jährlich 2.500 PKWs zusätzlich
Im Moment wächst Graz, Studien zufolge, jährlich um 5.000 Einwohner, wodurch auch 2.500 PKWs gleichzeitig dazu kommen. Laut Angaben der Stadt wurden in den letzten 20 Jahren 500 Millionen Euro in den öffentlichen Verkehr investiert. Trotzdem nutzen nach wie vor viele Menschen ihre eigenen Autos. Im Auftrag der MUM (Moderne Urbane Mobilität 2030+), einer Tochtergesellschaft der Graz Holding, hat daher nun ein Expertengremium 1 1/2 Jahre untersucht, wie sich eine Metro in der Stadt baulich und finanziell umsetzen ließe und welche verkehrspolitischen, wirtschaftlichen und ökologischen Folgen zu erwarten wären. Dem Grazer Bürgermeister Nagl zufolge, ist es das Ziel, den Anteil des öffentlichen Verkehrs von 20 auf 30 Prozent am städtischen Verkehrsmix zu erhöhen.
Wie Wasserstoff-Züge alte Dieselstrecken umweltfreundlich machen
2 Metros auf 25 Kilometern Strecke
Insgesamt plant die Stadt zwei Metros, welche unterirdisch insgesamt ein Streckennetz von 25 Kilometern befahren sollen. Die Haltestellen sollen so versetzt gelegt werden, dass fast die Hälfte der GrazerInnen die Stationen innerhalb von 600 Metern erreichen. Die Bahnen sollen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h unterwegs sein und in einem Intervall von 2,5 Minuten bis 4 Minuten untertags fahren. Die Machbarkeitsstudie der Stadt kam zu dem Ergebnis, dass so die tägliche Zahl der Öffi-Nutzer 2030 um 41 Prozent gesteigert werden könnte und sich so individuelle PKW-Fahrten um 12 Prozent reduzieren würden. Auch kamen sie zu dem Ergebnis, dass die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln ohne die zusätzlichen Metros bis 2030 nur um 18 Prozent ansteigen würden, aufgrund der heute schon vorhandenen Kapazitätsgrenzen während Stoßzeiten.
Auch die Grazer Luftqualität soll sich durch die verstärkte Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel durch die zwei Metros verbessern. So könnten laut den Studienautoren jährlich 21.600 Tonnen CO2 eingespart werden, 64,6 Tonnen Stickstoffoxide und 1,29n Tonnen Feinstaub.
Finanzierung noch ungeklärt
Bis es soweit ist, wird es aber wahrscheinlich noch ein wenig dauern. Noch ist die Finanzierung nicht geklärt. Insgesamt 3,3 Milliarden Euro soll der Umbau der Infrastruktur und der Bahnen kosten. Bei der Finanzierung erhofft sich die Stadt neben der Unterstützung des Landes Steiermark auch eine Beteiligung des Bundes. Auch in Wien und Salzburg gab es seitens des Landes Österreichs Unterstützung für ähnliche Projekte, so die Begründung der Grazer Verantwortlichen.
Erste Metro bis Ende des Jahrzehnts
Sollten diese Gespräche heuer noch abgeschlossen werden, könnte die erste Metro, die M1, noch in diesem Jahrzehnt fahren, so die Studienautoren. Drei Jahre braucht es ca. für die Vorbereitungen, die reine Bauzeit, inklusive eines Probebetriebes, ist für 60 Monate, also fünf Jahre angesetzt. Der Bau der M2 ist anschließend geplant.