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Grazer Messtechnik-Spezialist Nextsense geht um hohe achtstellige Summe an schwedischen Milliardenkonzern

Mikrometergenaue Messung von Spalten am Auto. © Nextsense
Mikrometergenaue Messung von Spalten am Auto. © Nextsense
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Es ist ein Business, bei dem es um Mikrometer geht, und es ist ein Business, in dem es um Millionen geht: Der 2007 gegründete Grazer Messtechnikspezialist Nextsense ist vom schwedischen Milliardenkonzern Hexagon um eine hohe achtstellige Summe (wohl in der Gegend von 70 Millionen Euro) aufgekauft worden. NextSense, das Herstellern von Autos, Zügen, Flugzeugen oder Stahl sehr präzise und zudem günstige Messgeräte anbietet, hat sich in den vergangenen 11 Jahren zu einem lohnenden Ziel für Käufer entwickelt. Mit rund 80 Mitarbeitern erwirtschaftete die Firma von CEO Clemens Gasser im Jahr 2017 über 12 Millionen Euro Umsatz.

Hexagon aus Schweden steht im Firmenbuch bereits als 100-prozentiger Eigentümer von NextSense. Der Konzern mit Hauptsitz in Stockholm ist selbst weltweit mit Vermessungssystemen – von der Landwirtschaft über Industrie bis hin zu Ortungstechnologien für selbstfahrende Autos – tätig und erwirtschaftete 2017 einen Umsatz von rund 3,5 Milliarden Euro (bei einem Gewinn von rund 1,1 Mrd. Euro). „Die Spitzentechnologie von Nextsense liefert die notwendigen Analysen für rasche Korrekturmaßnahmen in der Produktion. Nextsense ergänzt damit hervorragend unsere Smart Factory Strategie, die das volle Potenzial von Qualitätsdaten entfesselt“, so Ola Rollén, Präsident und CEO von Hexagon. Durch die Übernahme erwartet man sich eine Stärkung des Konzerns in der Automobil-, Bahn- und Stahlindustrie.

Herbert Gartner (CEO, eQventure), Clemens Gasser (CEO, Nextsense) und Tal Vagman (Director Strategy Development, Hexagon). © Michael Beck
Herbert Gartner (CEO, eQventure), Clemens Gasser (CEO, Nextsense) und Tal Vagman (Director Strategy Development, Hexagon). © Michael Beck

Grazer Standort und Marke bleiben erhalten

Laut Nextsense-Chef Gasser werden sowohl der Standort in Graz als auch die Marke beibehalten, außerdem soll das Team ausgebaut werden. Man könne nun „schlagartig auf ein globales Netzwerk zugreifen”, so Gasser. „Unser Grazer Standort wird dadurch enorm profitieren. Denn gemeinsam schaffen wir neue Arbeitsplätze und ein beschleunigtes globales Wachstum.“ Spannend für den neuen Eigentümer Hexagon ist der Zugriff auf die bestehenden Kunden von Nextsense. Da finden sich etwa Daimler, JLR, Audi, BMW, Deutsche Bahn, SNCF, CRC oder voestalpine auf der Liste.

“Graz ist ein wichtiges Zentrum der Automobilindustrie, deswegen ist der Standort von entscheidender Bedeutung für Hexagon“, sagt Herbert Gartner, der von der Gründung bis zum Verkauf der Firma als Chairman von Nextsense fungierte. Er war damals involviert, als das Unternehmen als Spin-off der Forschungseinrichtung Joanneum Research ausgegründet wurde. Als Investor und CEO von eQventure war Gartner zuletzt auch für den Exit verantwortlich. Sicher hätte man auch alleine ordentliches Wachstum hinlegen können, aber: „Wir brauchen, um die nächste Stufe zu zünden, einen großen Partner. Man muss jetzt Gas geben. Das ist der bessere Weg.”

Interessenten für Nextsense, das bei Spezialisten vor allem für das optische Messgerät „Calipri“ bekannt ist, hätte es mehrere gegeben. Schließlich hätte man sich für Hexagon entschieden. “Ich bin stolz drauf, eine europäische Lösung geschafft zu haben”, so Gartner, der 2017 gleich zwei Mal zum Business Angel des Jahres gewählt wurde (Trending Topics berichtete). Für Gartner ist es der nächste Exit, der einem ihm favorisierten Schema folgt. 2017 wurde das auf Industrie- und Gebäudeautomation spezialisierte niederösterreichische Unternehmen nxtControl zu 100 Prozent an den französischen Elektrotechnik-Konzern Schneider Electric verkauft. Auch damals war Gartner mit an Bord.

Entscheidende Mikrometer

Mikrometergenaue Messung des Verschleisses von Bahnrädern. © Nextsense
Mikrometergenaue Messung des Verschleisses von Bahnrädern. © Nextsense

Mit den optischen Messgeräten von Nextsense werden weltweit unterschiedliche Industrieerzeugnisse auf Mikrometer genau vermessen – etwa der Verschleiß von Eisenbahnrädern, Profile und Oberflächen (v.a. in punkto Spalten und Versatz) bei Autos oder Stahlstränge. Diese „Calipri“ getauften Messgeräte werden entweder an Roboterarme montiert, um halb- oder vollautomatisch zu messen, können aber auch zu händischen Stichprobenkontrollen verwendet werden. Audi, Daimler, BMW, Volkswagen, Toyota, Jaguar, sogar Tesla – es gibt kaum einen Autohersteller, der die Grazer Technologie nicht bei sich im Einsatz hat.

Nextsense ist damit einer jener Hidden Champions aus Österreich, der eine lohnende Nische am Weltmarkt eroberte. Mit dem Milliardenkonzern Hexagon im Rücken wird man den Markt noch stärker besetzen können, etwa wenn die Sales-Kanäle der Schweden mit genutzt werden können. 2018 sollen die Grazer bereits 15 Millionen Euro Umsatz machen.

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