Green Deal heizt Fachkräftemangel in einigen Branchen an
Im Februar 2023 legte die EU Kommission den Industrieplan für den Green Deal vor. Bekanntlich soll damit ein nachhaltiges Umfeld für den Ausbau der EU-Produktionskapazitäten für Netto-Null-Technologien sowie -Produkte geschaffen werden, die erforderlich sind, um die Klimaziele der EU zu erreichen. Die Ausstattung der Arbeitnehmer:innen mit den dafür notwendigen Tools und Fähigkeiten soll für die erfolgreiche Umsetzung des Plans von „besonderer Bedeutung“ sein. Nun steht jedoch im Raum, dass die Maßnahmen des Green Deal die Zukunftsängste des Arbeitsmarkts in einigen Branchen weiter verschärfen könnten.
Wandel der Qualifikationsanforderungen und wenig Ersatz
Im Jahr 2022 war in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, insbesondere der Informations- und Kommunikationstechnologie, aber auch im Baugewerbe bereits ein deutlicher Fachkräftemangel zu verzeichnen. Laut dem Anfang Juli veröffentlichten Jahresbericht 2023 der EU-Kommission zur Beschäftigung und zur sozialen Lage in Europa, bleibt der Mangel an Fach- und Arbeitskräften in der EU weiterhin akut. Ein Grund für diese Entwicklung soll tatsächlich der Green Deal selbst sein. Die erhöhte Beschäftigungsnachfrage und der Wandel der Qualifikationsanforderungen spielen hier die Schlüsselrolle. Am meisten betroffen würden Berufe in den Branchen Verkehr, Lagerung, Bauwesen, Wasserversorgung, Abfallwirtschaft und Elektrotechnik sein, da diese erheblich zur angestrebten Klimaneutralität beitragen.
Gleichzeitig würden verschiedene strukturelle Faktoren zur möglichen Krise beitragen: Der Fachkräftemangel soll weiter zunehmen, da die erwerbsfähige Bevölkerung von 2022 bis 2030 von 265 Millionen voraussichtlich auf 258 Millionen zurückgehen wird. In Bereichen wie Krankenpflege, Betreuung und Transportwesen sollen Arbeitgeber:innen zudem aufgrund der anspruchsvollen Arbeitsbedingungen Schwierigkeiten haben, qualifizierte Arbeitskräfte zu halten und neues Personal zu gewinnen.
1,7 bis 4,1 Milliarden Euro für Netto-Null-Technologien
Als Lösungsansätze schlägt die Kommission mehr Investitionen in neue Programme für Erwachsenenbildung, Kompetenzentwicklung und berufliche Aus- und Weiterbildung vor. Schätzungsweise wird dieser Bedarf an Investitionen zur „Herstellung der erforderlichen Netto-Null-Technologien“ bis 2030 von 1,7 bis zu 4,1 Milliarden Euro steigen.
Der Bericht betont außerdem, dass zusätzlich geplant wird das geschlechtsspezifische Beschäftigungsgefälle zu überwinden. Auch die Erwerbsbeteiligung von älteren Menschen sowie Personen mit Migrationshintergrund und niedrigem Bildungsniveau soll stärker gefördert werden. Weitere Vorschläge umfassen attraktive finanzielle Anreize für die Arbeit und die Anwerbung von Fachkräften aus Drittländern.