Green Friday: Echt nachhaltig – oder bloß grüner Anstrich für den Black Friday?
Am heutigen Freitag ist wieder einmal Black Friday, das wohl größte Konsum-Events des Jahres. Wie mittlerweile jedes Jahr werden Händler sowohl im Geschäft als auch digital die Preise für ihre Waren stark reduzieren, was üblicherweise zu einem (in diesem Jahr inflationsbedingt möglicherweise gedämpften) Kaufrausch führt. Viele verweigern aber den Ansturm auf die Geschäfte und Online-Shops. Immer mehr Menschen schmeckt es nicht, dass der Konsumwahn mit all seinen Folgen bei Produktion, Logistik und Abfall einigermaßen schlecht für Umwelt und Klima ist. Doch es gibt auch eine nachhaltigere Alternative zum Konsum-Event: den „Green Friday“.
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Green Friday hat viele Interpretationen
Der Green Friday ist im Grunde nur der Black Friday mit einem umweltfreundlichen Touch. Unternehmen, die den 25. November zum Green Friday erklären, versprechen damit, dass die Ausgaben der Konsument:innen auch einem nachhaltigen Zweck dienen. Wie dieser klimafreundliche Aspekt aussehen soll, bleibt den Anbietern überlassen. Manche pflanzen Bäume, andere spenden den Gewinn für soziale Zwecke. Nicht einmal die für den Black Friday selbstverständlichen Rabatte sind am Green Friday Pflicht.
Ein Beispiel für den Green Friday in Österreich stellt der Online-Supermarkt gurkerl.at dar. Das Unternehmen will diesen Tag vor allem dafür nutzen, um gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen. Deswegen erhalten Kund:innen einen Rabatt von 20 bis 75 Prozent in der Kategorie „Rette mich“. Dabei handelt es sich um Produkte, die kurz vor ihrem Ablaufdatum stehen, jedoch einwandfrei genießbar sind und vor der Mülltonne bewahrt werden sollen. Auch das Wiener Scale-up Refurbed, wo man generalüberholte Technik kaufen kann, macht beim Green Friday mit. Beim Kauf eines neuen Gerät gibt es eine kostenlose Handy-Hülle dazu, außerdem pflanzt Refurbed für den Kauf zwei Bäume.
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Green Shopping Days statt Black Week
Die Green Shopping Days schlagen in der Black Week, also der Woche vor dem Black Friday, ebenfalls in die nachhaltige Kerbe. Das in Wien initiierte Event findet bis 28. November statt und soll nachhaltigen Konsum fördern. Eine Reihe von Partner-Shops werden über die Plattform der Green Shopping Days vermittelt. Das Angebot reicht dabei von Mode über Lebensmittel bis hin zu Elektronik. Beispielsweise finden sich gebrauchte oder „refurbte“ Smartphones im Sortiment der Partnerfirmen. Zum Anlass der Black Week bieten die Shops auch teilweise Rabatte für ihre Waren an.
Auch in Deutschland gibt es schon mehrere Shops, die sich dem Green Friday verschrieben haben, berichtet Utopia. Unter anderem gehören dazu Everdrop, ein deutsches Startup, das Putzmittel in Tablettenform anbietet, die nachhaltige Foodtech-Jungfirma Greenforce sowie der vegane Schokoriegelhersteller the nu company. Hier zeigt sich, wie unterschiedlich Firmen den Green Friday interpretieren. Bei Everdrop soll das Geld aus jedem eingelösten Rabatt dazu dienen, Plastikmüll aus Küstenregionen zu sammeln. Bei Greenforce dagegen gibt es nur niedrigere Preise für die Produkte. The nu company wiederum spendet einen Prozent aus allen Einnahmen am 25. November an nachhaltige Projekte.
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Nachhaltiger Einkauf liegt im Trend
Es zeigt sich schnell, dass der Green Friday vor allem bei Unternehmen etabliert ist, die sich ohnehin schon der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Besonders auf Startups trifft das zu. Dagegen sind große Einzelhändler weiterhin ganz auf den Black Friday eingestellt. Dabei sollten Handelsunternehmen den Green Friday nicht ignorieren, immerhin liegt Nachhaltigkeit bei den Verbraucher:innen immer mehr im Trend.
DACH-Studien von McKinsey und Utopia aus den letzten zwei Jahren ergaben, dass 78 Prozent der Konsument:innen bei ihrem Einkauf bereits auf nachhaltige Faktoren achten. Die Angebote am Black Friday explizit mit klimafreundlichen Aktionen zu verbinden, kann also durchaus mehr Kund:innen anlocken – und bei dem sehr kompetitiven Shopping-Event zählt jeder Vorteil gegenüber der Konkurrenz.
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Vorsicht vor Greenwashing-Falle
Doch weil der Green Friday sehr vage definiert ist und dessen Art der Ausführung ganz bei den Anbietern liegt, gibt es auch viele Bedenken über Greenwashing. Vor dem Black Friday im letzten Jahr warnte zum Beispiel Lisa Panhuber von Greenpeace davor, dass gerade Konzerne, die normalerweise wenig auf Nachhaltigkeit setzen, damit eher einen PR-Gag umsetzen wollen (wir berichteten). „Es passt nicht mit dem Geschäftsmodell zusammen, das sie den Rest des Jahres verfolgen“, so Panhuber. Dennoch sieht die Aktivistin die Gegenbewegung zum Black Friday grundsätzlich als positives Zeichen. Konsument:innen, die heute ein nachhaltiges Schnäppchen suchen, sollten aber vorsichtig sein, nicht in eine Greenwashing-Falle zu tappen.