Green Sentinel: Startup gewinnt CO2-neutralen Brennstoff aus Klärschlamm
235.000 Tonnen Klärschlamm fallen pro Jahr in Österreich bei der Reinigung von Abwasser an. Die Entsorgung davon sei für Kläranlagen teuer, meint Unternehmer Daniel Scheiböck-Ortner – pro Tonne seien das schnell mehrere hundert Euro. Der Biotechnologe hat ein Verfahren entwickelt, das die Verwertung des Schlamms direkt bei den Kläranlagen ermöglicht und damit die Kosten massiv senkt. Ortners Startup Green Sentinel gewinnt aus dem Klärschlamm einen erneuerbaren Energieträger in Form von Biomasse und Phosphor, das vor allem in der Landwirtschaft benötigt wird.
Green Sentinel: Klärschlamm als Düngemittel
„Klärschlamm-Recycling ist ein blinder Fleck“, meint Scheiböck-Ortner, es gebe keine ganzheitliche Lösung. Bisher werde Klärschlamm in Österreich etwa zu 40 Prozent direkt verbrannt und der Rest großteils kompostiert oder als Düngemittel in der Landwirtschaft verwendet. Besonders Letzteres gilt als problematisch, da in Klärschlamm auch giftige Stoffe enthalten sind.
Das für die Landwirtschaft wertvolle Phosphor wird bisher vor allem aus der Asche gewonnen, also nach der Verbrennung des Klärschlamms – dadurch würden Kläranlagen nicht von der Phosphor-Gewinnung profitieren, erklärt Scheiböck-Ortner. Mit seinem Verfahren will er diese Probleme lösen.
Österreich könnte 25 % weniger CO2 verursachen
„Recovered Sludge Resources“ (RSR) nennt Scheiböck-Ortner das Recycling von Klärschlamm durch Green Sentinel. Dabei wird der Klärschlamm vor der Verbrennung gereinigt und das Phosphor gewonnen. Der gereinigte Schlamm wird zu einem Granulat verarbeitet, das als CO2-neutraler Ersatzbrennstoff eingesetzt werden kann.
Die Anlage von Green Sentinel soll direkt bei einer Kläranlage errichtet werden. Der Brennstoff könnte dann in der Gemeinde für Industrie oder Biomasse-Heizwerke verwendet werden. Würde man ab heute zehn Jahre lang den gesamten Klärschlamm in Österreich so behandeln und als Brennstoff einsetzen, könnte man laut Scheiböck-Ortner 25 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes des Landes einsparen.
Erste Anlage in Deutschland
Die erste Anlage von Green Sentinel wird bei einem Pilotkunden in Deutschland errichtet und soll noch im ersten Quartal 2021 fertig sein. Schon nach 13 Monaten werde diese Anlage die Kosten hereingespielt haben, meint der Gründer. Auch mit der Kläranlage in der Heimatgemeinde des oberösterreichischen Startups sei man schon in Gesprächen, verrät Scheiböck-Ortner.
Hinweis: Dieser Text erschien zuerst bei Tech & Nature.
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