Greenpass: Wiener Startup hilft dabei, Städte um bis zu vier Grad abzukühlen
Während Meteorologen Wien täglich Hitzerekorde purzeln sehen, hat ein Wiener Startup eine Software auf den Markt gebracht, die dabei helfen soll, Städte um bis zu vier Grad abzukühlen. Greenpass berechnet die Wirkung von Bauprojekten auf das Klima rund um die neuen Gebäude und kann auch Empfehlungen zur Optimierung abgeben. „Bei der gefühlten Temperatur kann man durch gezielte Beschattung und Bepflanzung sogar bis zu zehn Grad herausholen“, sagt Florian Kraus. Der Landschaftsplaner hat das Startup gemeinsam mit seinen Fachkollegen Bernhard Scharf und Doris Schnepf im Juni gegründet, die Software wird aber bereits seit acht Jahren entwickelt.
Komplexe Klimasimulation
In der kostenlosen Version von Greenpass können Architekten oder Landschaftsplaner ihre Projektpläne laden und sich eine erste Einschätzung über die Wahrnehmung der Temperatur in der Nähe der Gebäude geben lassen. „Die Software ist sehr komplex“, sagt Kraus – unter anderem läuft im Hintergrund eine Klimasimulation auf Basis der GPS-Daten und „per Knopfdruck können Dachbegrünung oder Bäume simuliert werden“. Insgesamt wird das Bauprojekt anhand von 31 KPIs eingeschätzt. Bisher sei es schwierig gewesen, die Klimawirkung objektiv in Zahlen auszudrücken. „Immer mehr Städte schreiben aber vor, dass Architekten das Klima mitdenken müssen“, erklärt Ralph Wagner, der bei Greenpass für das Business Development zuständig ist.
Freemium-Modell
Geld verdient das Wiener Startup, wenn die Projektplaner mehr Details wollen oder Vorschläge zur Optimierung. Bisher sei das schon bei zwölf Projekten in und um Wien der Fall gewesen, so Kraus. Eines davon ist das große Stadtentwicklungsprojekt „Eurogate II“ auf den ehemaligen Aspanggründen. „Dort wurden alle Wettbewerbsbeiträge mit der Software geprüft und das Ergebnis ist in die Entscheidung eingeflossen“, sagt Wagner. Auch bei der Planung der „Biotope City“ beim Wienerberg sei Greenpass im Einsatz gewesen. „Biotope City ist eine natürliche Stadtklimaanlage“, erklärt Kraus. Die Lufttemperatur sei dort um bis zu drei Grad kühler.
Spinn-off von Green4Cities
Jetzt will sich das Startup, das aus dem Forschungszentrum Green4Cities hervorgegangen ist, im DACH-Raum etablieren und dann in Europa expandieren. Die ersten Projekte in Frankreich, Italien und Großbritannien sollen laut Kraus schon bald starten. „Wir sind über die Green4Cities in großen europäischen Forschungsprojekten tätig gewesen und sind international gut vernetzt“, so CEO Kraus. Bisher ist das Startup aus eigener Tasche und über Forschungsförderungen finanziert – vier Millionen Euro sind laut Greenpass schon in das Projekt geflossen. Das Jungunternehmen will jetzt mit Investoren wachsen – Wagner: „Wir sind auf der Suche nach Investoren, die auch inhaltlich gut zu uns passen. Aber der Markt ist enorm groß und wir hoffen auch recht schnell profitabel zu sein“.