Greenpeace: EU-Plastiksteuer kostete Österreich bisher 220 Millionen Euro
Seit 1. Jänner 2021 ist innerhalb der EU die Plastiksteuer in Kraft getreten. Bedeutet: Nicht recycelte Kunststoffverpackungen werden mit 80 Cent pro Kilo belastet. Greenpeace Österreich legte nun eine Berechnung vor, dass die Steuer den Österreicher:innen teuer zu stehen kommt. Denn jährlich werden in Österreich 300.000 Tonnen Plastikmüll produziert, mehr als 200.000 Tonnen davon werden nicht recycelt, so die NGO. So muss Österreich bisher rund 220 Millionen Euro an Plastiksteuer zahlen.
Österreich bei Recycling auf den hinteren Plätzen
Das Sammel- und Verwertungsunternehmen Altstoff Recycling Austria (ARA) schätzt die Recyclingquote in Österreich sogar auf unter 30 Prozent. Im EU-Vergleich liegt das Alpenland damit auf dem viertletzten Platz. Vorzeigeländer wie die Niederlande oder Schweden schaffen 57 bzw. 53 Prozent recyceltes Plastik, der EU-Schnitt liegt immerhin bei 41 Prozent. Im europäischen Green Deal ist vorgesehen, dass EU-Länder ihren Kunststoffabfall bis 2030 zu 55 Prozent recyclen.
Greenpeace kritisiert in ihren Berechnungen jedoch nicht nur die schlechten Recyclingwerte im Land, sondern auch, wie die Steuer bezahlt wird. „Die Plastiksteuer trifft in Österreich genau die Falschen. Anstatt die für die Plastikflut verantwortlichen Konzerne zur Kassa zu bitten, hat die ÖVP unter Ex-Finanzminister Blümel beschlossen, die Kosten den SteuerzahlerInnen aufzuhalsen“, heißt es in einer Aussendung vom 14. April. Für das Geld hätte man in Österreich laut Greenpeace zehn Mehrweganlagen mit einer Gesamtkapazität von 60 Millionen Flaschen jährlich bauen können.
Greenpeace: Plastikproduzent:innen sollen Plastiksteuer bezahlen
Die Organisation fordert daher, dass die EU-Plastiksteuer auch von den Plastikproduzent:innen bezahlt wird. Zudem sollte die Industrie auf einheitliche Flaschen, sogenannte Pool-Flaschen, setzen, die von mehreren Unternehmen verwendet werden können. So wird etwa die 0,5-Liter-Bierflasche von mehreren Brauereien verwendet. So können die Flaschen leichter sortiert und öfter wiederbefüllt werden. Außerdem sollen Hersteller:innen und Händler:innen so rasch wie möglich auf Mehrwegverpackungen umsteigen.
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Höhere Recyclingquoten führen aber nicht nur zu geringerer Plastiksteuer, sondern helfen auch dem Klima. Laut einer Studie, die das deutsche Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik im Auftrag des Recyclingunternehmens Alba Ende 2021 erstellt hat, ist Recycling ein wichtiges Hilfsmittel, um Treibhausgasemissionen zu senken (wir berichteten).
Tauziehen um Pfand in Österreich
In Österreich wurde in den letzten Jahren bereits öfter um die Einführung eines Pfandsystems diskutiert. So ist etwa ein Pfand auf Einweggetränkeverpackungen ab 2025 geplant (wir berichteten). Die Wirtschaftskammer kritisierte jedoch, dass die dadurch entstehenden Kosten wieder an die Konsument:innen abgewälzt werden würden.
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