Studie

Greenwashing: AK Oberösterreich zeigt die tatsächlich nachhaltigsten Fonds

Beispiel für Greenwashing. © Brian Yurasits on Unsplash
EXAMPLE OF GREENWASHING. © BRIAN YURASITS ON UNSPLASH
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„Grüne“ Fonds, also solche, die in klimafreundliche Unterfangen investieren, halten nicht immer das, was sie versprechen. So hat vor Kurzem ein internationales Medienprojekt offengelegt, dass etwa die Hälfte der scheinbar nachhaltigsten Fonds Greenwashing betreibt und immer noch Milliarden in fossile Energien investiert (wir berichteten). Nun hat die Arbeiterkammer Oberösterreich gemeinsam mit Cleanvest eine Bewertung der 180 selbsternannten nachhaltigen Fonds in Österreich durchgeführt. Auch hier haben sich deutliche Unterschiede gezeigt. Gleichzeitig hat die AK OÖ auch einen möglichen Bewertungsrahmen für grüne Fonds definiert. Ein solcher Standard könnte in Zukunft Greenwashing verhindern.

Hälfte der „grünsten“ Fonds steckt immer noch Geld in Öl & Gas

„IQAM SRI SparTrust M“ ist nachhaltigster Fonds

Der Konsumentenschutz der AK OÖ hat in Zusammenarbeit mit den Nachhaltigkeitsexpert:innen von Cleanvest 23 Nachhaltigkeitskriterien mit 122 thematischen Unterkriterien entwickelt, auf Basis derer die 180 nachhaltigen Aktien-, Anleihen- und Mischfonds am österreichischen Markt bewertet wurden. Dazu gehören unter anderem die Verwendung von Erneuerbaren Energien bei Unternehmen, an die Investitionen gehen, Umweltzeichen-Zertifizierungen sowie der Verzicht auf fossile Energien oder Atomkraft. Ebenfalls dazu zählen soziale Kriterien wie beispielsweise der Einfluss von Firmen auf Frauenrechte, Artenschutz oder Rechte von indigenen Bevölkerungen.

Zu den Top-Ten bei der Auswertung zählen acht Anleihenfonds und zwei Aktienfonds. 100 Prozent der maximalen Nachhaltigkeitspunkte erreichte der Anleihenfonds IQAM SRI SparTrust M. Ebenfalls als sehr nachhaltig bewertet wurden Schoellerbank Vorsorgefonds (99 Prozent), Amundi Muendel Bond sowie Amundi Muendel Rent (jeweils 98 Prozent), Erste Bond Euro Muendelrent (98 Prozent) und Raiffeisen-Oesterreich-Rent (98 Prozent).

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Noch keine gesetzlichen Vorgaben für grüne Fonds

Die Top-Ten der nachhaltigsten Aktienfonds hat die Studie ebenfalls separat ausgewertet. Unter ihnen befinden sich unter anderem der Erste WWF Stock Environment (97Prozent), der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum (95 Prozent) sowie der 3 Banken Mensch & Umwelt Aktienfonds, der Excellent ESG European Equity Fund und der fair-finance equity global (jeweils 92 Prozent).

Bisher gibt es noch keine klaren gesetzlichen Vorgaben für die Bewertung der Nachhaltigkeit bei Fonds, auch wenn es dafür auf europäischer Ebene Pläne gibt. Dass gemäß EU Atomkraft und Erdgas unter bestimmten Auflagen als klimafreundlich gelten sollen, erschwert den Konsument:innen die Auswahl zusätzlich. Bei den in der Studie definierten Kriterien gelten Atomkraft und Erdgas jedenfalls nicht als nachhaltig.

Grüne Aktienfonds in Österreich nachhaltiger als in Deutschland

Greenwashing oft bei Investitionen in fossile Energien

Fünf der zehn Fonds mit bester Bewertung haben auch das Umweltzeichen (UZ49). Nur der Aktienfonds Erste WWF Stock Environment ist gemäß EU-Offenlegungsverordnung von der Erste Bank selbst in die höchste Nachhaltigkeitskategorie „Artikel 9“ eingestuft worden, also als Fonds mit konkreten Nachhaltigkeitszielen. Alle anderen sind „Artikel-8-Fonds“, haben also nach der Selbsteinstufung nur Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt, ohne sich ausschließlich auf Nachhaltigkeit zu fokussieren.

Laut der AK OÖ gibt es jedoch auch viele Fonds, die sich als nachhaltig bezeichnen, jedoch in der Praxis in klimabelastende Unternehmen und Vorhaben investieren. Der vorletzte Fonds im AK-Ranking ist der Erste Bond Dollar Corporate. Dieser wirbt in seinem Factsheet damit, dass ökologische und soziale Faktoren zum Anlageprozess gehören. Tatsächlich enthält der Anleihenfonds aber Anteile der Öl- und Gas-Konzerne Enel SpA, ExxonMobil und Royal Dutch Shell. Zusätzlich finden sich auch eine Reihe von Automobilherstellern wie Daimler oder Fluggesellschaften wie Delta Air Lines im Portfolio. Rechtlich geht diese Vorgangsweise nach aktuellem EU-Recht in Ordnung.

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Klare, rechtlich bindende EU-Vorgaben gefordert

Die Expert:innen der AK OÖ und von Cleanvest fordern EU-weit klare, rechtlich bindende Vorgaben für ökologische und soziale Kriterien. Auch ein Schwellenwert für die Gewichtung der Nachhaltigkeitskriterien sei dringend notwendig, denn derzeit liege dieser theoretisch bei einem Prozent. Eine Prüfung durch die jeweils zuständige Finanzmarktaufsicht solle zukünftig verpflichtend sein, bevor ein Fonds als nachhaltig gelten darf.

Für Anleger:innen, die auf Nachhaltigkeit wertlegen, bedeutet das wie immer: Vorsicht vor Greenwashing. Die AK OÖ empfiehlt Investor:innen, vor allem auf professionelle Zertifizierungen zu achten und die Eigenbewertung der Fonds kritisch zu betrachten. Fonds, die nach Artikel 9 deklariert sind, sollten den Vorzug erhalten. Ein guter Indikator sei auch das UZ49-Gütesiegel. Die Bewertung von AK OÖ und Cleanvest findet sich hier. Sie soll Anleger:innen ebenfalls dabei helfen, Greenwashing von tatsächlich nachhaltigen Fonds zu unterscheiden.

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